PlattenkritikenPressfrisch

JOANNE SHAW TAYLOR – The Blues Album

~ 2021 (KTBA) – Stil: Blues/Soul ~


Die Geschichte von Joanne Shaw Taylor ist vielleicht bekannt. Von Dave Stewart (EURYTHMICS) wurde die begabte Britin mit erst 16 Lebensjahren entdeckt.

Nach mehreren Alben seit 2008 hat sie jetzt ein schlicht ´The Blues Album´ betiteltes Album mit Coverversionen aufgenommen. Das ist gerade im Blues Bereich – aber auch sonst – nicht mehr besonders originell und zeugt oft bei Songwritern von einer Schaffenskrise. Das will ich hier gar nicht unterstellen. Zumindest hat Workaholic Joe Bonamassa seine Finger mit im Spiel und die Platte wird auch über sein Label veröffentlicht.

Auf die schon hundertfach aufgenommenen üblichen Gassenhauer hat man zumindest bis auf das prominente ´Stop Messin‘ Round´ verzichtet und setzt auf weniger bekannte Künstler oder Songs aus der zweiten Reihe oder gleich B-Seiten von Bluesgöttern wie Albert King.

Beim genannten Opener ´Stop Messin‘ Round´ fällt natürlich gleich Joannes hier noch raue, später oftmals soulige Stimme auf und ihr gekonntes Gitarrenspiel. Da gibt es grundsätzlich nichts auszusetzen. Sehr professionell mit virtuosen Keyboards. Beim zweiten Song stoßen dann massive Bläser hinzu, das sehe ich immer etwas ambivalent. Letztendlich ist Joanne aber von einem „Big Band Sound“ noch angenehm  entfernt. Die Background-Sängerinnen (mag ich persönlich einfach nicht) stören etwas mehr, aber die Gitarre kommt dann glücklicherweise sauber in die Offensive.

Eine Art Breitband-Sound bleibt, aber trotzdem immer interessant dank der starken Musiker. ´If You Gotta Make A Fool Of Somebody´ kommt langsam und schleppend, Gesang im Mittelpunkt, wäre auch ein schöner Frankie Miller-Song geworden. Joanne hat Soul und Rhythm‘ and Blues in ihrer Stimme, das beeindruckt mich fast mehr als ihr auch sehr gekonntes Gitarrenspiel.

Unter den Fittichen von Joe Bonamassa ist alles gewohnt professionell, aber auch etwas zu clean für einen erdigen, reinen Blues. Der ist vielleicht aber auch nicht beabsichtigt. Joe unterstützt beim fünften Song ´Don’t Go Away Mad´ auch gesanglich und gitarristisch selbst. Ich mag Bonamassa, wenn er sich in die Rockwelt begibt, als reinen Blues-Künstler weniger. Das trifft für mich auch irgendwie auf Joanne Shaw Taylor zu.

Im direkten Vergleich mag ich die ins rockige gehende Samantha Fish deutlich mehr. Oder eine Veröffentlichung wie die neulich besprochenen LARKIN POE, die deutlich organischer und authentischer, aber musikalisch auch völlig anders gelagert sind. Hier bei Joanne steht die Unterhaltung im Vordergrund. Das ist schon okay. ´Scraps Vignette´ ist wieder frischer, weil zunächst sparsamer instrumentiert. Aber das ist schnell vorbei, dann sind wieder die Bläser da. ´Can’t You See What You’re Doing To Me´ ist da besser, weil stärker auf Angriff gepolt.

Bei der Ballade ´Let Me Down Easy´ kann Joanne ihre Sangeskunst voll ausspielen, dieser – mit der beste Song – ist dann irgendwie zu schnell vorbei, als die Gitarre gerade Feuer gefangen hat. Insgesamt wird den bespielten Genres nicht viel Neues zugefügt, das wäre aufgrund der langen Tradition auch wohl zu viel verlangt.

Fazit: Sehr solide und deutlich im Positiven. Wer diese Art von Musik mag, wird nicht enttäuscht. Mir ist es teilweise bei allem musikalischen Können etwas zu vorhersehbar und glattpoliert.

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/joanneshawtaylor/