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THE BLUE BUTTER POT – Jewels & Glory

~ 2021 (Association Art Force One) – Stil: Southern Blues Rock ~


Das französische Duo aus Gitarrist und Sänger Rémy Bonnet und Drummer Olivier Le Normand ist seit 2016 auf den Spuren des U.S. amerikanischen Blues Rock südstaatlicher Prägung, auch wenn man selbst aus der Bretagne in Frankreich stammt. Und waren es erst noch Blues-Coverversionen, für die man sich spontan zusammenfand, so ist immer mehr und vor allem immer mehr Eigenes entstanden. Die Einflüsse sind allerdings doch etwas breit gefächerter als auf den ersten Blick sichtbar bzw. hörbar. Auch kräftige Prä-Metal- und Stoner-Riffs haben zumindest auf dieser Veröffentlichung ihren Platz im musikalischen Kosmos des interessanten und markanten Duos gefunden. Die Krachpioniere BLUE CHEER oder die uramerikanischen CCR fallen mir beispielsweise an einigen musikalischen Ecken spontan ein.

Der Opener und Titelsong kommt in 2:17 Spieldauer gleich mit viel Power und sauberem Riff auf den Punkt. Rémy Bonnet ist ein kraftvoller Sänger. High Power Rock mit ordentlich Street Credibility. ´Mr. Painkiller´, der nächste Höhepunkt, ist ein staubtrockener, in diesem Fall an den U.S. Südstaaten Rock orientierter Song, sehr entspannt, cool und auch mit Humor vorgetragen. Intelligent aufgebaut, könnte auch gut zu ZZ TOP gut passen. Die entsprechende Barttracht hat Sänger und Gitarrist Rémy Bonnet sowieso schon. Vielleicht sollte er zum Bass wechseln und die schmerzlich hinterlassene Lücke von Dusty Hill bei den Texanern füllen helfen. ´To Each His Own´ ist ein sauberer Up-Tempo Boogie mit doppelten Vocals und Mundharmonika und schrägem Gitarrensolo. Auch ´Speakeasy´ atmet heiße Wüstenluft mit Country- und CCR-Einflüssen. Leicht und schwer zugleich. Ein prima Song. Nicht jeder Song ist ein 100%iger potenzieller Klassiker, ´One More Piece´ nervt eher etwas, aber die Begeisterung für die Art der Musik ist in jeder Sekunde spürbar und authentisch. Auch die vielen Erfahrungen als Live-Band in den unterschiedlichsten Konstellationen mit anderen Musikern haben sicher viel zur spürbaren Spielfreude beigetragen.

Die Produktion ist eher an der Garage als am Massenrock interessiert und orientiert. Kein Wunder, wurde dieses Album wirklich in der Garage des Schlagzeugers in der Bretagne aufgenommen und produziert. Jim Diamond (hat das erste THE WHITE STRIPES Album mitproduziert) hat – wie beim Vorgänger – beim Mix der Musik unterstützt.

Insgesamt mag die Band vielleicht nur wenige Nischenhörer ansprechen und auf den ersten Blick ist die Bretagne auch nicht unbedingt ein aufregender Geburtsort für beinharten Southern Blues Rock. Aber wer sich auf die Musik einlässt, kann sich ein kleines Juwel in die Platten- oder CD-Sammlung stellen.

(7,75 entspannte Punkte)