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CLAYMOREAN – Eulogy For The Gods

~ 2021 (Stormspell Records) – Stil: Classic Epic Metal ~


Ja, es gibt sie immer noch die Bands, die alte Metal-Traditionen weiterführen – mal besser, mal schlechter. Deutlich auf der Positivseite sind für mich die serbische Band CLAYMOREAN mit ihrer dritten Veröffentlichung ´Eulogy For The Gods´ (wenn wir den Frühstarter ´The First Dawn Of Sorrow´ mal weglassen). Alle acht enthaltenen Songs halten einen ordentlichen bis sehr guten Standard.

Mit ´Hunter Of The Damned´ startet man ohne große Introbemühungen gleich kraftvoll durch. Sängerin Dejana Garčević hat ein breites Spektrum von melodischem bis – meistens – rauem Gesang in der Tradition von Leather Leone und anderen einschlägig verdienten Vorsängerinnen. Die Gitarrenarbeit kann sowohl im schweren Riffbereich als auch bei den dynamischen Soloeinlagen überzeugen. Auch die Geschwindigkeit variiert vom schleppenden Doom-Ansatz bis zu eher schnell. Die Produktion ist wie es bei der Art von Musik sein muss. Transparent, ohne zu clean zu sein. Und es klingt alles aus einem Guss, obwohl der Aufnahmeprozess über eine längere Zeit – und auch nicht immer gemeinsam – stattfand.

Da die musikalischen Grundvoraussetzungen – sprich die Pflicht – gegeben sind, kommt es auf die Kür, also das Songwriting an. Und auch hier gibt sich die Band kaum eine Blöße. Nicht alles ist ein potenzieller Klassiker, aber der vorgegebene Stil des klassischen Metal wird zumindest gekonnt variiert. Als dritten Titel hat man auch gleich ein Cover vom VIRGIN STEELE-Gassenhauer ´The Burning Of Rome (Cry For Pompeii)´ von ´Age Of Consent´ eingespielt. Zu der Zeit als der gute David DeFeis noch eine wichtige Stütze der Metalszene war, heißt: Jahrzehnte her. Schwierig hier, auf das Niveau des Originals zu kommen, aber die Aufgabe wird letztlich doch mit Erfolg gemeistert. Nötig war es bei acht Songs insgesamt vielleicht aber doch nicht, sieben Minuten auf einen Coversong zu setzen.

Dann lieber das mit BLACK SABBATH-Riffs beginnende Eigenprodukt ´Lords Of The Light´, das wieder sehr überzeugen kann und mit epischen Elementen und viel Drama auch ein schöner CHASTAIN-Titel geworden wäre. Ein klarer Höhepunkt des Albums. Und eine Widmung für ein anderes Idol. Der Song ist dem 2018 in Deutschland verstorbenen Mark Shelton der Kult-Band MANILLA ROAD gewidmet. War aber auch vorher schon hörbar, dass auch MANILLA ROAD ihren Teil zur metallischen Sozialisation von CLAYMOREAN beigesteuert haben. ´The Tombs Of Atuan´ ist ein treibender, eher kurzer Power Metal-Titel, bei dem Gitarrist und „Veteran“ Vladimir Garčević glänzen darf. An glorreiche US-Metal-Tage erinnernd. ´Mystical Realm (Deorum In Absentia)´ darf dagegen schwere Doom Riffs vortragen und Dejana sich einmal mehr als klassische Metal-Shouterin (erfolgreich) versuchen. ´Spirit Of Merciless Time´ startet mit einem Riff, das etwas an METAL CHURCH erinnert, das ist auch kein Fehler. Als Ergänzung zu Dejana gibt es hier einen männlichen „Gegenchor“. Männlichen „Gesang“ gibt es auch auf der Halbballade ´Blood Of The Dragon´ (2019 schon als Single veröffentlicht). Dieser letzte Song rundet das Bild gut ab und auch hier gibt es nichts ernsthaft zu mäkeln, außer dass die Originalität hier etwas mehr in den Hintergrund tritt, sprich, es kommen dann doch viele Erinnerungen in das musikalische Metal-Kleinhirn. Dafür entschädigen schöne Gitarrenharmonien.

Das haut einen insgesamt nicht vor Verzückung um, ist aber eine kurzweilige und unterhaltsame Angelegenheit und nicht nur auf Nostalgie aufgebaut. Auf jeden Fall anzutesten für Liebhaber und Liebhaberinnen klassischen epischen Metal.

(7,75 Punkte)

https://www.facebook.com/claymorean/