PlattenkritikenPressfrisch

THE BEACH BOYS – Feel Flows – The Sunflower And Surf´s Up Sessions

~ 2021 (Capitol/Universal Music) – Stil: Soft Rock ~


Am 31. August 1970 erblickt ´Sunflower´, das 16. Studioalbum der BEACH BOYS, und am 30. August 1971 sein Nachfolger ´Surf’s Up´ das Licht der Öffentlichkeit, beide dereinst erstmals auf „Reprise Records“. 2021 zelebrieren hingegen „Capitol/Universal Music“ mit diesen beiden Scheiben aus den besten Tagen der Post-´Pet Sounds´-Ära ein kleines Fest.

Unter dem Titel ´The Sunflower And Surf´s Up Sessions´ erscheinen beide Werke auf 2 CDs oder 2 LPs bzw. in der 4-LP-Box mit dem 2019er Master von ´Sunflower´ und ´Surf’s Up´ sowie mit 34 bisher unveröffentlichten Bonussongs. Das große Fest ist das 5-CD-Boxset inklusive 108 bisher unveröffentlichter Tracks, sprich Mixe, Alternative- und Demo-Versionen, Instrumentals und A-Capella-Tracks sowie Live-Aufnahmen, auf denen die BEACH BOYS den Beweis antreten, eine faszinierende Live-Band zu sein.

Wer, aus welchen fadenscheinigen Gründen auch immer, diese Bandphase der BEACH BOYS bislang übersehen hat, findet Kompositionen mit Langzeitwirkung, bei denen alle sechs Bandmitglieder Credits für das Songwriting und sogar für den Lead-Gesang erhielten und denen eine wohlwollende Anerkennung späte Genugtuung verschafft.

´Sunflower´ enthält Rock-Songs wie ´Slip On Through´ oder ein autobiografisches ´It’s About Time´ mit markanten BEACH BOYS-Spezifika. Es besitzt einen klassischen und komplexen Song, das Mini-Opus ´This Whole World´ über die Freiheit der Menschen in einer Welt wie Brian Wilson sie liebt, den wohl ersten Chillwave- und Proto-Shoegaze-Song ´All I Wanna Do´ sowie mit ´Forever´ einen der besten Dennis Wilson Songs.

Man singt über die Vögel in Brians Garten, ´At My Window´, oder über die Schwester einer von Bruce Johnstons Ex-Freundinnen, ´Deirdre´. Mal klingt es nach Folk-Pop, ´Add Some Music To Your Day´, mal sogar funky, ´Got To Know The Woman´, und french ´Tears In The Morning´. Das finale ´Cool, Cool Water´ entstammt gar den ´Smile`-Sessions und dem Song ´Love To Say Dada´.

Geschichten über das Surfen sowie über Autos und Mädchen kamen Ende der Sechzigerjahre außer Mode. Den BEACH BOYS wurde geraten, Umwelt- und Sozialprobleme anzusprechen. Ihr neuer Manager Jack Rieley drängte sie folglich in diese Richtung.

Brian Wilson war nach seinem Zusammenbruch und den unvollendeten ´Smile´-Sessions auf ´Surf’s Up´ ohnehin nicht mehr der alleinige Ideengeber. Mike Love und Al Jardine brachten ´Don’t Go Near The Water´ ein, Carl Wilson und Jack Rieley den Rock-Song ´Long Promised Road´, Al Jardine und Gary Winfrey hingegen ´Lookin‘ At Tomorrow (A Welfare Song)´. Jerry Leiber und Mike Stollers ´Riot In Cell Block No.9´ wurde hinsichtlich der gesellschaftlichen Probleme in ´Student Demonstration Time´ umbenannt. Die Reaktion auf ´Surf’s Up´ fielen dementsprechend noch positiver aus.

Die Monate zwichen August 1970 und 1971 läuteten mit ´Sunflower´und ´Surf’s Up´ eine weitere Hochphase der BEACH BOYS ein, die mit ´The Sunflower And Surf´s Up Sessions´ ausgiebig und mustergültig gewürdigt wird.

(9 Punkte)

https://www.facebook.com/thebeachboys