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YEOS BAND – Azteca’s Revenge

~ 2021 (Independent) – Stil: Melodic/Symphonic Metal ~


Die Rache der Azteken besteht wohl darin, dass aus Mexiko in letzter Zeit ziemlich viel spannende Musik in meinen Player wanderte. Nach einigen Ausflügen in eher psychedelische Sphären gibt es nun eher klassisch metallische Klänge. Im Falle des hier besprochenen Albums ist zudem festzuhalten, es gibt zwei Versionen. Schon 2019 erschien ´Azteca’s Revenge´ als CD mit spanischen Texten. In diesem Sommer folgte eine englischsprachige Version, aktuell noch ausschließlich als Download. Diese enthält dann auch noch einen zusätzlichen Song, der (noch) nicht in spanisch erhältlich ist.

YEOS BAND, 2015 vom Gitarristen Salvador Yeo gegründet, stammt aus Ensenada, im nördlichen Teil des Bundesstaat Baja California, Mexiko. Neben ihm gehören zur Band der zweite Gitarrist Cesar Marmolejo, Bassist Manolo Becerra, Deeunir Garcia an den Drums und Sängerin Ameyali Escobar.

Die Stilbeschreibung und die Tatsache, dass eine Sängerin zu hören ist, lassen einen Verdacht reifen. Sollten hier NIGHTWISH Pate stehen? Tatsächlich hat Ameyali einen Sopran zu bieten, der Tarja ziemlich nahe kommt. Allerdings kann auch festgestellt werden, dass die Mexikaner weniger dick auftragen. Natürlich finden sich auch hier orchestrale Anteile, aber die halten sich doch angenehm im Hintergrund.

Und wenn ´Don’t You Cry´ noch als NIGHTWISH-Kopie durchgehen könnte, bringt schon Track Nummer Zwei noch einen Einfluß zum Vorschein. Salvador Yeo scheint ein ziemlicher Fan des Herrn MALMSTEEN sein. ´Imperial Men´ enthält ein paar feine Leads eben dieser Schule. Zweiter Hinweis darauf ist der relativ hohe Anteil an Instrumentalstücken. Der Titeltrack ist der erste von vieren ohne Gesang. Und Salvador muss sich ganz sicher nicht hinter Yngwie verstecken. Er spielt nicht nur ebenso schnell, wie er in ´For Those Who Died In Vain´ beweist, er kann auch gefühlvoll. Mit ´In Your Arms´ gibt es zum Ende hin auch eine gefühlvolle Ballade. Schleierhaft bleibt nur, warum es davon zwei Versionen geben muß. Vor allem, da die akustische Version an fehlender Gitarre und fehlenden Drums krankt.

Wenn ich beide Albumversionen vergleiche, gefällt mir die spanische tatsächlich ein wenig besser. Vielleicht darum, weil diese durch die Sprache etwas exotischer klingt. Dafür hat die englische Variante noch einen Bonustrack geschenkt bekommen. ´Clair De Lune´ ist die Adaption eines Klavierstückes des französischen Komponisten Claude Debussy. Das ist insofern eine gute Wahl, denn Klamotten wie Beethovens Fünfte oder Griegs ´Halle des Bergkönigs´ hat man schon oft genug, vielleicht sogar schon zu oft gehört.

´Azteca’s Revenge´ ist ein gelungenes Debüt, vielleicht nicht ganz eigenständig. Allerdings möchte ich hier sagen, dass mir gut nachempfunden hier näher liegt als manches schlecht neu erfunden. Da man auch schon mitten in den Arbeiten für ein zweites Album steckt, hoffe ich, dass die YEOS BAND es schafft, ihre Kräfte noch stärker zu bündeln. Und: ´Azteca’s Revenge´ ist sicher nicht mit Montezumas Rache gleichzusetzen.

(7 Punkte)

https://www.facebook.com/Yeosband

https://yeos.bandcamp.com/music