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ALASDAIR ROBERTS OG VÖLVUR – The Old Fabled River

~ 2021 (Drag City) – Stil: Folk/Experimental ~


Der schottische Folk-Sänger und -Komponist ALASDAIR ROBERTS arbeitet erstmals mit dem norwegischen Kollektiv VÖLVUR an einem Album zusammen und kombiniert dabei sowohl traditionelle als auch moderne Songs in den jeweiligen Muttersprachen. ´The Old Fabled River´ wurde bereits im Januar 2020 in London aufgenommen und ist das neueste in einer wachsenden Reihe von Aufnahmen, die Roberts mit Musikern geteilt hat, die in anderen Sprachen als Englisch singen.

So wurde bereits 2012 ´Urstan´ mit der gälischen Sängerin MAIRI MORRISON veröffentlicht und ´Au Cube´ erschien sechs Jahre darauf in Kooperation mit der französischen Band TARTINE DE CLOUS. Alle drei Alben teilen ihre Stücke auf verschiedene Sprachen auf, aber auf jedem harmonieren die Sensibilitäten der Musiker dabei miteinander einfach wunderbar. Auf dem neuesten Werk singt Roberts nun eine Kombination aus angestammten sowie neu geschriebenen Songs, während VÖLVUR ausschließlich traditionelle norwegische Stücke beisteuern, die von Marthe Lea gesanglich dargeboten werden.

 

 

Die beiden Tracks in norwegischer Sprache sind Hymnen, die den Auf- und Untergang der Sonne darstellen, und zwar ganz und gar mit traditionellen Melodien. ´Nu Rinner Solen Opp´ etwa ist eine Tondichtung mit komplexer Instrumentierung, die wie ein lebendig gewordener Wald klingt, wohingegen ´Nu Solen Gar Ned´ hauptsächlich durch den Einsatz von Kontrabass, Klarinette und dunkel schallendem Schlagzeug besticht. Leas tiefe, klare Stimme hüllt den Hörer dabei auf betörende Weise ein und bezieht ihn immer stärker mit ein in ihre naturalistischen Klanglandschaften.

Roberts hingegen singt bei den schottischen Klassikern ´Sweet William’s Ghost´ und ´Song Composed In August´ vom Dichter und Komponisten ROBERT BURNS. Das Herzstück des Albums ist jedoch eindeutig ´The Green Chapel´, ein völlig archetypischer Song aus der Roberts-Schmiede. Es betrifft das keltische Konzept, dass Musik aus drei edlen Elementen gewoben ist: „Geantrai“ („Freude“), „Goltrai“ („Klage“) und „Suantrai“ („Schlaf“) und es erinnert auch an die Artus-Legende, in der Gawain den Grünen Ritter trifft – an einem verzauberten, zweideutigen Ort, an dem er auf eine ultimative Mutprobe gestellt wird. Es ist ein sehr anspielungsreiches Lied und ein klares Highlight in Roberts` Repertoire, das durch die vielschichtige, dialogorientierte Begleitung zusätzliche Textur und Schönheit erhält.

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/alasdairrobertsmusic