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AENIGMATUM – Deconsecrate

~ 2021 (20 Buck Spin) – Stil: Technical/Blackened Death Metal ~


Portlands AENIGMATUM starteten anno 2017 als eine recht eigenwillige, wenn auch ziemlich unausgereifte Band, die in etwa die Form von AT THE GATES in deren Pre-´Slaughter Of The Soul´-Form aufzeigte, was man allgemein auch als melodischen Blackened Death Metal bezeichnen kann. Das vereinfacht natürlich die Darstellung ihres Sounds, da ein Durchlauf ihres kurzen, selbstbetitelten Debüts von 2019 eine interessante Collage an Inspirationen enthüllte. Eine Mischung aus technischem Riffing als auch von der aufwallenden Kraft von DISSECTION-artiger geschwärzter Melodie und sorgfältig überarbeiteter Metal-Technik der 80er.

Der geschwärzte Hintergrund hatte ihren Sound jedenfalls fast vollständig umhüllt und die ohnehin schon beeindruckenden technischen Fähigkeiten traten noch deutlicher hervor und füllten jeden Moment mit markanten Basslinien und noch weitaus bösartigeren Gitarrenattacken. Aber auch eine zugleich traurige und düstere Atmosphäre war vorhanden, die gleichzeitig übernatürlich in ihrer Kraft und explosiv in ihrer Ausführung war.

 

 

Ihr neues Album ´Deconsecrate´ ist nun ein weiterer aufregender Beweis für ihr stetiges Wachstum und ein köstliches Stück klobiger und übertriebener Death Metal, bis zum Rand mit heftigen Riffs gefüllt, bei superpräzisem Spiel. Songs wie ´Disenthralled´ etwa zeigen ein straffes und verheerend schweres Riffing, das unter wunderbar-harschen Growls liegt und natürlich vor allem mit seinen turbogeladenen Death Metal-Angriffen überzeugt.

Variationen in Technik und Harmonie treten in Schlüsselintervallen auf, basierend auf der Energie und Bewegung der eingeführten Themen, während der präzise Rhythmusabschnitt den Rahmen, der das Gemetzel umgibt, kommentiert und konkretisiert. Die stromlinienförmige Natur eines Großteils der Gitarrenarbeit ruft dabei zweifellos einen Black Metal-artigen Charakter hervor, aber viele der Songs finden einen Weg, dies in ihren zweiten Hälften scharf zu umgehen – oftmals mit besonders ausgewählten Griffbrettfeuerwerken oder sogar klassischen Soli in Hard Rock-/Doom-Manier.

Wo dieses Album jedoch wirklich überzeugt, ist die Vollständigkeit der Songs. AENIGMATUMs Kompositionen hatten bislang stets ein grenzwertiges Progressive Rock-Niveau, mit sich ständig fortbewegenden Parts, wenn auch auf stolze barbarische Weise kommuniziert. Die Feinheiten bleiben zwar, aber die Songs entwickeln sich mittlerweile viel reibungsloser. Die Stücke eröffnen mit einer bestimmten Technik – sei es ein hoher Tremolo-Ansturm, ein halbdissonantes Sperrfeuer oder schwebende, verträumte Harmonien – und bauen den Song um deren implizite Atmosphäre herum auf.

´Deconsecrate´ ist zweifellos kein völlig unbekanntes Wesen, aber es besitzt eine Kreativität, die deutlich höher ist als die seines Vorgängers, sowohl in technischer als auch in konzeptioneller Hinsicht.

(7,5 Punkte)


(VÖ: 13.08.2021)