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MAX AND THE BROADWAY METAL CHOIR – And God Gave Us Max

~ 1986/2021 (Golden Core/ZYX Music) – Stil: Rock/Metal ~


Der Legenden gibt es viele. Die eine besagt, dass uns der Teufel den Death Metal geschenkt hat, die andere, dass uns Gott dafür den kleinen Max gegeben hat. So posaunte es zumindest der Slogan für MAX AND THE BROADWAY METAL CHOIR in die Welt, das beinahe erste britische Metal-Musical der Geschichte.

Dabei hat doch der Teufel den Schnaps gemacht und Gott es doch so gut mit uns gemeint, gab er uns schließlich den Rock’n’Roll. Doch dann kam Maximilan Gelt, ein jüdischer Delikatessenbesitzer aus Miami, Florida, dessen Traum, einmal auf den Bühnenbrettern der Welt zu stehen, ihn nach London führte. Er sollte sich eigentlich nur den BROADWAY METAL CHOIR anschauen, aber aufgrund eines fehlenden Sängers stand er plötzlich der Band vor und MAX AND THE BROADWAY METAL CHOIR waren geboren.

Tragischerweise brach sich Max einige Wochen später bei einem Auftritt das Bein und kehrte kraftlos und leidend heim. Gleichwohl wagte er einen weiteren Anlauf und nahm endlich Lieder mit der Band auf, die seinerzeit als „LED ZEPPELIN mit MEL BROOKS“ beworben wurden, aber dennoch keinen Erfolg brachten. Restlos enttäuscht flog er in die Heimat zurück und musste erfahren, dass seine Ehefrau die Scheidung eingereicht hatte, da sie schwor, seine Besessenheit für Heavy Metal mache sie wahnsinnig. Wenn der Unterschied zwischen Illusion und Realität verwischt. God gave us Max.

Max hieß in der Realität Jeffrey Michelson, er war Werbedesigner, Journalist und kein außergewöhnlicher Sänger. Er wurde 1971 von John Lennon auserwählt, die Werbekampagne für ´Imagine´ zu gestalten und gründete 1976 das Sexmagazin „Puritan“. In den 1980er widmete er sich MAX AND THE BROADWAY METAL CHOIR und produzierte ein Hardcore-Erotik-Bildband. Anschließend drehte er zwei Jahrzehnte lang TV-Werbespots und schrieb sein Buch „Laura Meets Jeffrey“. Neben Jeffrey Michelson als MAX gehörte eine illustre Anzahl an Musikern zum BROADWAY METAL CHOIR: Jan Cyrka (Gitarre, CYRKA, ZODIAC MINDWARP AND THE LOVE REACTION), Kevin Riddles (Bass, ANGEL WITCH, TYTAN), Kevin Fitzpatrick (Keyboards, COIL) und Andy Beirne (Schlagzeug, GRAND PRIX, DIRTY TRICKS) sowie als Special-Guest die gesamte Besetzung der AOR-Combo FM – Pete Jupp, Didge Digital, Merve Goldsworthy, Chris Overland und Steve Overland.

Das 2016 und 2021 restaurierte und remasterte Werk findet aktuell in einer limitierten 300er CD-Auflage seine Wiederveröffentlichung, zu der Jeffrey Michelson fünf unveröffentlichte Bonustracks beigesteuert hat, zuzüglich einer Alternativversion von ´Almighty Dollar´ aus dem Powerstation-Sampler ´Megalomania´.

Spinal Tap in Englisch. Ja, Gott schenkte uns den Rock’n’Roll und Jack Daniels. Aus diesem Grunde darf Max anno 1986 mit seiner Truppe und allesamt hochtoupierten Frisuren feurig ´Rockin‘ Till I’m 50´ feiern und natürlich zünftig rocken. Zu diesem Ansatz qualmen die Gitarren und das Geschrei im Jam-Anzug von ´Wee Baad!!!´. Bei ´Short End Of The Stick´ kommt es endlich zum erhofften Live-Auftritt, mit Background Unterstützung von Suzie O’List.

Up to 11 und es ist Tea Time. Spätestens ab ´Sex Aint Dirty´ denkt Max bei seiner Bühnenperformance gerne an ALICE COOPER. Da dürfen die Gitarren und das Klavier in ´Brand New Truck´ auch rauchen, denn Gesang und Background Ladys schaukeln sich gegenseitig hoch. Einen flotten Tanzschritt fordert hingegen ´Gimme A Deal!´, inklusive geigendem Gitarrensolo und einer zur Hochzeit einladenden Kirchenorgel.

Mit seinen erzählerischen Abschnitte und seinen Synthesizern ist ´The Placebo Effect´ beinahe dem New Wave zuzuschreiben, spielt dafür jedoch ansonsten allzu fröhlich auf. Auch ´Ag Ag Ag Ag Aggravation´ ist in seiner Darbietung spielerisch auf eine Bühnen-Performance zugeschnitten. Viele Tanzschritte und Handclaps bei der Live-Aufführung fordert demzufolge ´Telephone Junkie´ ein. Das Finale geht im nicht unüblichen 80s Pop auf, eine düstere Beschwörung des ´Almighty Dollar´. Maximilan, arm am Beutel, aber heute eine kleine Legende.

(Ag Ag Ag Ag Ag Ag Ag Ag Kult-Punkte)


(VÖ: 6.08.2021)