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UNDER THE OAK – Ripped Up By The Roots

~ 2020 (Worm Hole Death) – Stil: Thrash Metal ~


Neulich durfte ich in einem Interview lesen, es gäbe heute zu viele Coverbands. Wenn man sich so umschaut, es könnte was dran sein. Auch die Norweger UNDER THE OAK sind als solche entstanden. Doch irgendwann kam das Bedürfnis, was eigenes zu machen. Ich gehe stark davon aus, diese Band beim Covern auf der Bühne dürfte ein Erlebnis sein. Darauf deutet auch ihr Debüt hin, das den Titel ´Ripped Up By The Roots´ trägt.

Der Vierer aus Fredrikstad besteht aus Sänger Jostein Sandaker, Axeman Thomas Hansen, Tieftöner Steinar Jørgensen und Marius Paulsberg Vedal, der die Kessel rührt. Und das Quartett sorgt für ziemlichen Rabatz. Zwischen Midtempo mit angezogener Handbremse und Full Speed Ahead holzen sie sich abwechslungsreich durch den Eichenwald. Schon innerhalb eines Songs passiert so viel, da kann beim Hörer keine Ermüdung eintreten.

Das Vergnügen beginnt mit einem SLAYERigen Riff und ´Tribulation´. Da wird gleich mal alles hinweg gefegt und gezeigt, wo in den Fjorden der eichene Hammer hängt. Damit der Hörer nicht zur Ruhe kommt, sorgt ´Chaos In The Pit´ für Chaos im Pit. Nach SLAYER wird hier an eine andere Truppe erinnert. Hier klingen frühe OVERKILL durch. Blitz dürfte dem Sänger Jostein sowieso ein Vorbild sein. In ´Hymn For The Fallen´ tritt man immer wieder kurz auf die Bremse. Der Instrumentalteil kommt besonders episch und dramatisch. Allein diese Minute ist verdammt wirkungsvoll. ´The Fountain´ wirkt, als würde man in einem Jungbrunnen sitzen. So hat es sich angefühlt, als ich damals ANTHRAX und OVERKILL entdeckt habe. Und dann ist da der geile Kontrast zwischen melodischen und harmonischen Leads und darauf folgendem High Speed-Geprügel. ´War Of Attrition´ ist mehr so der Midtempo-Faustschlag in die Kauleiste. Gut gezielt ist halb getroffen. ´Total Human Destruction´ kombiniert wiederum melodische Parts mit Blast-Gebretter.

Wer den Bandnamen liest, UNDER THE OAK, erwartet vielleicht etwas anderes. Vielleicht etwas romantisches, vertonte Gedichte von Joseph von Eichendorff oder Volkstanz im frühlingshaften Hain. Weit gefehlt. Aber, aus einem dicken Ast einer Eiche kann man sich auch eine harte Keule schnitzen. Der Beweis folgt mit ´Turned Into Leaves´ und ´Wrath Of Nature´.

Ein Grinsen kann ich nicht vermeiden, wenn eine Thrash Band von ´Butterflies & Unicorns´ singt. Ich hoffe, es gibt da keine rosa Bühnenkleidung. Ich hoffe doch eher auf ´Terror & Violence´. Doch ein zweiter Blick bringt Klarheit. Eigentlich geht der Blick in Richtung eines Teils der jungen Menschen. Sie leben in den Tag, ohne einen Gedanken an das Morgen. Also geht es sicher auch um ein jüngeres Ich auch meiner Person. Also passen Schmetterlinge und Einhörner doch zu Terror und Gewalt. Auch das rosa Outfit bleibt uns erspart.

Zum Ende gibt es, wie es sich für eine Tributband gehört zwei Coversongs. Der erste ist im Zusammenhang mit dem Album eher überraschend. Ich habe mich hier, im Zusammenhang mit CANDLEMASSs Livealbum schon geoutet. Ich liebe ´Solitude´. Und diese Fassung hier ist schwer gelungen. Auch die Stimme passt. Wenn die Schweden mal wieder einen Vokalisten brauchen, können sie in Fredrikstad anrufen. Danach gibt es noch einen Klassiker. ´Pounding Metal´, muss man mehr sagen? Dieser kanadische Oldie, der klingt, wie für die Jungs von UNDER THE OAK geschrieben.

Hier geht es um die Wurzeln, hier geht es um den guten alten Ami-Thrash. Zu den oben schon genannten Vorbildern könnte man noch FLOTSAM & JETSAM dazu zählen. Dafür ist das Thema METALLICA geschickt umschifft worden. Wer diesen Sound liebt, sollte sich Zeit nehmen, sich ´Ripped Up By The Roots´ zu Gemüte führen, vielleicht im Grünen. Vielleicht unter einer Eiche.

(8,5 Punkte)

 

 

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