Livehaftig

HAMMER KING

~ 16.07. 2021, Mannheim, 7er Club ~


Was sind hier alle ausgehungert. Manche Anwesenden haben über anderthalb Jahre kein Livekonzert erlebt. Vor der Bühne und vor allem auch davor. Für HAMMER KING ist es der erste Gig seit gefühlten Ewigkeiten. Dazu ist es auch der erste Auftritt mit dem neuen Mann. Vielleicht waren einige in Sorge, dass nach dem Ausstieg des Urbassers ein wenig das Basement fehlt. Doch mit dem vierten Album beweisen die Pfälzer, diese Sorge ist unberechtigt. Die Personalwahl des Königs ist doch gelungen. Gladius Thundersword nennt er sich hier und passt wunderbar ins Gefüge.

Das vierte Album. Nun scheinen sie soweit zu sein und mutig genug, das Album nur mit dem Bandnamen zu zieren. Für das Gros der Fans ist ´Hammer King´ das Hammer-Ding, das beste Album seit dem Debüt. Natürlich gibt es Stimmen, die die Truppe um Titan Fox für gewöhnlich halten. Denen rufe ich entgegen, sie sind sicher nicht gewöhnlicher als alle anderen Battle-irgendwas-Saba-Wölfe. Die meisten dieser Bands nehmen sich selbst allerdings viel zu ernst, vielleicht von POWERWOLF abgesehen. Dagegen sind HAMMER KING immer in der Lage, über sich und die ganzen Sword & Sorcery Klischees zu lachen. Dabei nehmen sie aber ihre Musik ernst und können vielfältige Songs schreiben. Wenn sie vom König inspiriert sind natürlich. Und der König hat für Album Nummer vier reichlich Inspiration fließen lassen.

Die Wartezeit macht man sich im 7er Club gemütlich. Man begrüßt alte Kumpels. Da sind die Jungs, die bei RIOT V nebenan in der ersten Reihe standen. Da sind die Fotografen, die von den Sitzkonzerten wohl profitieren. Schließlich müssen sie sich heute Abend nicht durch die Front Row wühlen. Ein paar regionale Mucker sind zu entdecken, die oft schon auch mit HAMMER KING die Bühne geteilt haben. Die Angelhill Warriors sind auch da, ein Verein, der schon lange als Unterstützer der Band gilt. Vor dem Club ist gar ein Auto mit österreichischem Kennzeichen zu entdecken. Dessen Fahrer macht auf dem Weg nach Thüringen einfach einen kleinen Umweg, um heute dabei zu sein. 

Die Nachfrage war groß in der Region. Sie war so groß, es wurden zwei Abende im 7er Club eingeplant. Der heutige ist schon länger ausverkauft. Auch für das Zusatzkonzert am morgigen Abend gibt es keine Karten mehr. Das ist ein Erfolg, der dem König recht gibt. Eher noch, als der Einstieg in die deutschen Album-Charts auf Position 46. So ist auch die Stimmung. Zwischen Neugier und Spannung, alle haben die Uhr im Blick. Wann geht es endlich los? Wann geht das Licht aus? Was steht überhaupt auf der Setlist? So ist der Jubel groß, als Fish, der Hausherr, endlich das Mikro in der Hand hat und seine obligatorische Ansage macht.

Und dann… passiert erst mal nichts. Die CD mit dem ´Hocus Pocus´ vergessen? Nicht schnell genug in der Bühnenkleidung? Ein paar Minuten unruhiger Stille, die fühlten sich länger an, als sie waren. Bis dann doch der Klassiker von FOCUS aus den Boxen schallt. Und das Publikum jodelt mit. Was jetzt kommt, es weiß jeder. Der Hammer wird auf die Bühne getragen. Sekunden später ist es zu sehen, das neue Bühnenoutfit. Der Mantel wird vom Roadie abgenommen, zum Vorschein kommt eine unpraktisch aussehende Art Rüstungsteil aus dickem Karton auf den Schultern und ein Tartan-Stoff, der schon im Video zu ´Awaken The Thunder´ zu entdecken war. 

Wie Donner rollt ´Awaken The Thunder´, der Opener des neuen Albums, aus den Boxen. Es ist gerade vier Wochen alt, dennoch ist das Volk erstaunlich textsicher. Aber eigentlich ist das wenig erstaunlich. Immerhin sind die Könige in den Albumcharts auf Platz 46 eingestiegen. Jetzt, wo nun der Donner geweckt ist, werden wir gleich mit dem Hammer getauft. ´Baptized By The Hammer´ ist ein Loblied auf Andernachs A Chance For Metal-Festival. Dort muss sich wohl auch ein Fan verletzt haben, als der Hammer die Rundreise antrat. Wie sonst will man mit dem Hammer getauft werden?

Nach einer kurzen Begrüßung geht die Reise in die Vergangenheit. HAMMER KING stellen klar, dass der König eine tödliche Maschine ist. Nach dem ersten „Ohlala“ folgt ´Chancellor Of Glory´. ´King Is Rising´ bekommt immer noch die Ansage das männliche Denkvermögens betreffend. Insgesamt allerdings hat Titan Fox die Menge und Dauer seiner albernen Ansagen verringert. Das nimmt dem Ganzen, dem Hammer sei Dank, den Hauch der Parodie. Dafür klingen auch ernsthaftere Töne an. Eine der ernsthaften Ansagen gilt Gladius Thundersword. Der neue Mann am Viersaiter hat sich beim letzten Videodreh stürzenderweise den Ellenbogen gebrochen. Erst heute Morgen konnte er die Klinik verlassen. So kann er den Gig an dieser Stelle nicht fortsetzen. Auf der Bühne nimmt nun Jonathan Elvis Presley seinen Platz ein. Er macht seinen Job hervorragend, der Ersatzmann. Vorbereitung ist alles, auch für Hämmer und Könige.

Nach ´Last Hellriders´ ist auch wieder Zeit für neues Material. ´Ashes To Ashes´, ein Lied über den Abschied von einem Sterbenden, sorgt für Gänsehautmomente. ´Atlantis (Epilogue)´ setzt die Seefahrer-Trilogie des Vorgänger-Albums ´Poseidon Will Carry Us Home´ fort. Auch live ist der SAVATAGE-artige Singalong ein Höhepunkt. Und was soll jetzt folgen, wenn nicht die Nautical Trilogy? Die Menge tobt.

 Ob die Energie auf der Bühne ankommt, bei einem Konzert im Sitzen, ob die Musiker das so spüren, wie einstmals vor Corona? Was allerdings von oben nach unten strömt, ist die blanke Kraft. Die ersten Gäste sind kaum noch auf ihren Plätzen zu halten. Auch oben scheint einiges anzukommen. Titan und Gino grinsen wie Honigkuchenhämmer, Dolph wirbelt unentwegt und Elvis bangt wie ein Berserker.

Als nächstes dankt Titan dem 7er Club. Er spricht von einer langen Freundschaft, die Band und Club verbindet. Hier konnten HAMMER KING auch, trotz erschwerter Bedingungen, ihr Video zu ´Hammerschlag´ drehen. Eigentlich freuen sich jetzt alle auf einen Gastauftritt von TANKARDs Gerre. Der hat aber leider keine Zeit. So gibt es nur einen Gast an dieser Stelle. Der Crusader, versteckt hinter Farbe und Maske, und alle spekulieren. Die einen tippen auf Charles Greywolf (POWERWOLF), der das Album produziert hat. Andere haben andere Ideen. Aber eine Antwort gibt es keine.

Es muss nicht extra erwähnt werden, jetzt sitzt niemand mehr. Eine Geschichte, die immer noch erzählt wird, der Besuch des Petersdoms. Klar, an dieser Stelle kommt ´I Am The King´. Weil es so schön ist, wird auch gleich behauptet, ich bin der Hammer King, ehe es in eine Pause geht. 

Die Menge tobt. Zugaberufe werden laut und lauter. Und die Band läßt sich nicht lange bitten. Jetzt wird noch mal gehämmert im ´Kingdom Of The Hammer King´, vom König selbst, denn ´The Hammer Is The King´. Fast nie gespielt, aber vom Gastbassisten gewünscht, ´Kill The Messenger´. Der sollte öfter in der Setlist auftauchen. ´We Are The Hammer´, Dankeschön, Verbeugung. Aus einer Ecke kommt Gesang, „Einer geht noch, einer geht noch rein…“, alle stehen. Es dauert nicht lang. und die vier kommen noch einmal zurück. Wenn der Albumopener den Gig eröffnet, sollte zum Abschluss, jawohl, ´King Of Kings´ dessen geile Melodie auch unserem Michael aufgefallen ist. So könnte man gut gestimmt den Heimweg antreten.

„Einer geht noch, einer geht noch rein“, und einer geht noch. Wir würden das komplette Set noch einmal nehmen. Doch die Stunde ist spät, so gibt es einen finalen ´Hammerschlag´. Keine zehn Minuten später sind sie dann da. Am Merchstand entwickelt sich eine disziplinierte Menschentraube. Fotos, Autogramme, „Lang nicht gesehen“, so lang, dass Dolph feststellt, dass mein Sohn ja „ganz schön groß“ geworden ist. Bester Neuzugang im Verkauf ist der bandeigene Kaffee aus einer regionalen Rösterei. Da hätte ich ja eher mit einem hochgeistigen Getränk gerechnet. Dolphs Vorliebe für Hochprozentiges aus Schottland dürfte je bekannt sein. Es dauert fast bis Mitternacht ehe die letzten Fans glücklich den Heimweg antreten. Einige sogar, um morgen noch einmal wieder zu kommen. Ein zweiter Abend HAMMER KING, ein zweiter Abend mit den Kings of Kings.

Eins ist klar. So wie früher die Skalden durch die nordischen Länder zogen, um die Lieder zu singen zu Ehren ihrer Helden, genau so ziehen Titan Fox, Gladius Thundersword, Dolph Aidan Macallan und Gino Wilde durch die Lande. Sie singen Lieder zu Ehren des Heavy Metal und Lieder zu Ehren den Hammer und den King.

 

God bless the King and the King bless you.

 

https://www.facebook.com/thehammerking

Die Fotos stammen von Marc Braner Photography. Dafür ein extra Dankeschön.