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OPETH – Blackwater Park

~ 2001/2021 (Music For Nations/Sony Music) – Stil: Prog Metal ~


Sänger/Gitarrist Mikael Åkerfeldt deutet in wenigen Worten die Wichtigkeit von ´Blackwater Park´ für die Entwicklung von OPETH an: „´Blackwater Park´ war unser Sprungbrett zur Professionalität. Seit diesem Album nimmt die Band unsere komplette Zeit in Anspruch und wir haben nie zurück, sondern immer nur nach vorne geblickt. – Es ist ja bekannt, dass Steven Wilson das Album mit uns produziert hat, woraus eine lebenslange Freundschaft entstand. Mir gefällt der Gedanke, dass die Songs sich so deutlich von dem unterschieden, was andere Bands damals machten. Aber es ist die Produktion, die uns definitiv vom Rest abhob. Steven half uns dabei, die wahre Stärke der Band herauszuarbeiten. Diese Stärke war und ist unsere Vielseitigkeit.“ Daher liegt seit 2001 die gesamte Metal- als auch die Prog Rock-Szene OPETH zu Füßen.

´Blackwater Park´ war bis dato ihr Magnum Opus, der Gipfelpunkt der bisherigen Jahre und vier Werke zuvor. Das von PORCUPINE TREE-Mastermind Steven Wilson produzierte Werk, der es sich ebenfalls nicht nehmen ließ, einige Vocals einzustreuen, war ein ausgewogenes Prog Metal- als auch Death Metal-Werk, und auf seine Art und Weise einmalig. Es war mächtig massiv und episch sowie von eingängiger und zielstrebiger Natur. Der Wechsel zwischen weichgezeichnetem Schönklang als auch rabiater Brutalität funktionierte wie der Wechsel zwischen akustischer Gitarre und elektrifiziertem Totschlag. Gänsehaut und eine verspielte Atmosphäre hier und exzessive Härte dort. Tiefgründig erstreckten sich die Kompositionen über die zehn-Minuten-Grenze hinweg, in den Gegensätzen zwischen ´The Leper Affinity´, ´Blackwater Park´ und ´The Funeral Portrait´ zu ´Harvest´ und ´Patterns In The Ivy´. Kein Song glich dem anderen und sie alle lebten von Melodien, die nicht wie gewöhnlich in der Schwermut und Tristesse verweilten, sondern sich in die Glückseligkeit schwangen.

Der zehnminütige Opener ´The Leper Affinity´ beglückt bei aller Härte mit seinem Solo zum Entfachen des Schwarzwasser-Rausches, mit seinem Solo zur tänzerischen Hinführung zu Klargesang und Akustikgitarre sowie mit dem überraschenden Klavier-Ausklang. ´Bleak´ zeigt die perfekte Balance zwischen brutalem und wunderbar klarem Gesang, wobei letzterer zur Stärkung von den Backgrounds gestützt wird. ´Harvest´ besitzt dagegen diese unter die Haut gehende Melodie, diese Akustikgitarren-Melancholie, und nimmt die Ausrichtung des 2003er Werkes ´Damnation´ vorweg. ´The Drapery Falls´ startet mit Klargesang und enthält im Anschluss an „Pull me down again, and guide me into“ diese monumental OPETH-typischen „aaaahaaaahaaaah“s zur gänzlichen Beschwörung des Feuers. Völlig gefühlvoll mit der akustischen und völlig gefühlvoll mit der exaltierenden elektrischen Gitarre hantierend, steht nicht allein stellvertretend für das Geheimnis von ´Dirge For November´. Das finale, zwölfminütige ´Blackwater Park´ unterbricht das anhaltende Voranschreiten der Brutalität mit einem akustischen Abschnitt, um die Spannung ekstatisch zu steigern.

Obwohl sich in jenen Tagen bereits die ersten Death Metaller abwendeten, ´Blackwater Park´ bleibt das Signature-Werk von OPETH. Das strahlende Fabelwerk sollte sieben Jahre später mit ´Watershed´ erscheinen, ehe sich von dessen Nachfolgern nur noch Retro-Progger durch OPETH angesprochen fühlten. Tatsächlich waren OPETH nie eine reine Death Metal-Band, zumindest keine im Sinne der Tech-Deather ATHEIST, CYNIC und DEATH, und mit ´Blackwater Park´ ließen sie alle Extreme des Metal hinter sich, die Mannigfaltigkeit begann jedoch gerade erst. Mikael Åkerfeldt bewies, dass es selbst für einen extremen Metal-Gitarristen wichtigeres gibt als auf Powerchords und Tremolo-Pickings rumzureiten.

´Blackwater Park´ erscheint in diesen Tagen in diversen Neuauflagen, auch in einer 180g Vinyl-Version im Klappcover mit erweiterten Liner Notes sowie in unterschiedlichen Deluxe-Varianten.

(Klassiker)

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