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L.A. GUNS – Cocked And Loaded (Live)

~ 2021 (Frontiers Music srl) – Stil: Glam Rock ~


Ordentlichen Proll Rock direkt von der Straße habe ich immer gemocht. Auch einen ordentlichen Schuss Glam konnte ich immer gut vertragen, so lange die „Street Credibility“ nicht verloren ging. Die L.A. GUNS fand ich deshalb immer ziemlich ordentlich, ohne dass sich ihre Platten bei mir stapeln. Im Gegensatz zu der anderen Band mit den „Gewehren“ im Namen. Die fand ich nur aufgeblasen und absolut überbewertet. Aber das steht hier nicht zur Debatte.

Wie viele andere Bands auch, haben sich die L.A. GUNS Alternativen zum Lockdown gesucht und im November 2020 mitten in der Pandemie einen Live-Gig zur Ehre ihres 1989 erschienen Lieblings-Albums ´Cocked And Loaded´ eingespielt, gestreckt mit dem Titel ´Speed´ vom 2017 veröffentlichten ´The Missing Peace´. ´Cocked And Loaded´ hatte auch einigen kommerziellen Erfolg in den USA und wurde 2000 ohne Not schon einmal als „Millenium Version“ neu eingespielt. Na ja.

Die L.A. GUNS waren vor allem durch rasante Besetzungswechsel bekannt und ab 2012 gab es zwei parallele Bandversionen mit dem gleichen Namen. Eine geleitet von Sänger Phil Lewis (mit den Namensrechten bei Schlagzeuger Steve Riley) und eine von Gitarrist Tracii Guns. Irgendwie albern, aber man muss ja auch von was leben. 2016 haben sich die Streithähne Phil Lewis und Tracii Guns wiedervereinigt und man findet beide auf diesem Live-Album. Steve Riley werkelt als Nr. 2 irgendwo mit seinen ´Guns´ weiter. Seit sich Anwälte um den Namen gestritten haben, nur noch als RILEY’S  L.A. GUNS. Vielleicht will jemand eine Bachelorarbeit über die Verzweigungen der Band schreiben.

Doch was zählt ist nicht das Spielen im Sandkasten der Eitelkeiten, sondern das Spielen der Musik. Das klingt alles auf diesem Live-Album sehr authentisch, aber deshalb auch teilweise zumindest zu Beginn ein bisschen dünn. Das Publikum war halt im Lockdown auch hier eher übersichtlich, klar. Es gibt ein paar richtige Gassenhauer wie ´Rip And Tear´ oder das wirklich hervorragende ´Magdalaine´, das deutlich über das übliche Glam- und Hair Metal-Niveau anderer Bands hinausgeht. Oder natürlich das nette ´The Ballad Of Jayne´ für Schauspielerikone Jayne Mansfield. Zusatztitel ´Speed´ macht seinem Namen auch etwas Ehre. Nein, nein, kein Speed Metal, aber a bisserl schneller. ´Crash´, ´Showdown (Riot On Sunset)´ und ´Wheels Of Fire´ zeugen noch mal von seligen (oder gottseidank verblichenen, je nach Standpunkt) Sunset Strip-Zeiten. Irgendwie ist die Band am Schluss richtig ordentlich warmgespielt, dann ist es aber schon vorbei.

Ich mag den Gesang von Phil Lewis schon immer recht gerne (im Gegensatz zu…, aber das hatten wir schon oben). Auch die Gitarrenarbeit von Tracii Guns ist sauber dreckig. Nicht dilettantisch wie bei manchen Bands, wo die Haarspraydose das wichtigste Instrument war. Aber immer erdig und mit kraftvollen Riffs. Klar, die Herren sind etwas in die Jahre gekommen, manches klingt eher etwas laid back als mit Adrenalin aufgepumpt. Insgesamt aber ordentlich von der Straße auf LP oder CD transferiert. Eine ziemlich sympathische Veröffentlichung. Kann man sich auch öfters anhören.

(Ohne Wertung)

https://www.facebook.com/L.A.GunsOfficial/