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HARDLINE – Heart, Mind And Soul

~ 2021 (Frontiers Music Srl.) – Stil: Melodic Hard Rock/AOR ~


HARDLINEs Debüt 1992 für den Medienriesen MCA habe ich für unser damaliges Fanzine besprochen. Mehr ist mir jetzt nicht in Erinnerung geblieben, der Eindruck war nicht gerade besonders nachhaltig. Das Album kam aber in AOR-Kreisen nicht nur wegen der Mitwirkung von AOR-Gitarren-Altmeister Neal Schon (SANTANA, JOURNEY und BAD ENGLISH) und Schlagzeuger-Tausendsassa Deen Castronovo (auch u. a. JOURNEY und BAD ENGLISH, inzwischen DEAD DAISIES) zu Kultstatus. Nach einer Platte war damals aber Schluss, so richtig passte das auch nicht zum Trend der damaligen Zeit.

Seit 2002 ist die Band – zunächst mit dem aus 1992 verbliebenen Gebrüderpaar Sänger Johnny Gioeli und Gitarrist Joey Gioeli –  bei „Frontiers“ unter Vertrag. Inzwischen ist nur noch der talentierte Sänger Johnny Gioeli am Start. Der erste Song des neuen Albums ´Fuel To The Fire´ kommt ziemlich knackig aus den Boxen. Mehr 90er Jahre WHITESNAKE und knackiger „Melodic Hard Rock“ als plätschender „AOR“. ´Surrender´ geht dann schon mehr in kommerziellere Gefilde, kann aber auch durch einen schönen Refrain überzeugen.

Das ist – wie die meisten „Frontiers Music“-Veröffentlichungen vorausschaubar und hoffnungslos asynchron zur heutigen Musiklandschaft. Und schon Titel 3 ´If I Could I Would´ geht auf Schmuseballadenkurs, aber ohne richtig weh zu tun. Und die melodischen Gitarrenbögen mögen ganz gut gefallen. ´Like That´ würde auch bei PRETTY MAIDS als ordentlicher melodischer Song durchgehen. Trotzdem irgendwann hat sich mein Gehirn ausgeschaltet und wird erst wieder beim sechsten Song ´Waiting For Your Fall´ richtig wach, da die Band wieder die Kurve in Richtung etwas knackiger bekommt und die Gitarren wieder stärker glänzen, bei ´The Curse´ anschließend noch mehr. Das ist solider Hard Rock. Bei ´Heartless´ leuchten dann die Herzen der AOR-Supporter und ´Searching For Grace´ hätte auch einen Platz auf dem „Kuschel-Rock“-Sampler (gibt es den noch?) sicher. Dann noch zwei Titel zum Schluss (klar die Akustikballade ganz zum Schluss).

Gruppen wie HARDLINE gibt es (immer noch) viele, aber man muss der Band zugutehalten, dass die musikalische Darbietung (vor allem Gesang und Gitarren) und die Produktion deutlich über dem Durchschnitt liegen. Und – das ist das Entscheidende – das Songwriting hat meistens eine mehr als ordentliche Qualität. Aber – auch das ist eine Tatsache – die Band klingt wie ein Dutzend anderer. Der gute Gesang ist genreüblich, die Gitarren kommen schnell an die gläserne Aggressionsdecke. Keyboards sind selbstverständlich auch ständig präsent, kleistern aber nicht alles zu wie es manchmal beim klassischen AOR der Fall ist. Insgesamt einmal mehr ein Fall für Liebhaber des Genres, alle andere seien vorgewarnt, auch wenn´s nicht wirklich schmerzt.

(7 Punkte)

https://www.facebook.com/hardlinerocks