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YNGWIE MALMSTEEN – Parabellum

~ 2021 (Music Theories Recordings/Mascot Label Group) – Stil: Neoclassical Metal ~


Was macht der legendärste Shredder des Planeten, bevor er sein ungefähr 22. Studioalbum angeht? Er lässt sich einen gehörigen Backenbart wachsen und sich von einem Maler, hier David Benegas, auf Öl verewigen. Weder das eine noch das andere muss im Ergebnis berauschend hübsch aussehen, allein das Endprodukt der letzten, überaus langen Studioarbeiten interessiert den Anhänger von YNGWIE MALMSTEEN.

 

 

Virtuos wie alle Shredder steigt Yngwie mit ´Wolves At The Door´ selbstverständlich ganz neo-klassisch ein. Dabei sind kleine Andeutungen als Huldigung an seinen verehrten Niccolò Paganini kein Zufall. Dass zudem in diesem und drei weiteren Songs sein eigener Gesang ertönt, hat sich hingegen laut Yngwie ungewollt ereignet: „Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich zu etwas mitsinge, das eigentlich ein Instrumental sein sollte. Dann wird mir klar, dass dieser Song Gesang braucht. Das Gegenteil passiert aber auch.“

Zumindest sind keine großartigen Sänger wie einst Jeff Scott Soto, Mark Boals oder Joe Lynn Turner engagiert und ausdrücklich keine Keyboards eingesetzt worden, selbst wenn es bisweilen den Eindruck hinterlässt. Allein Schlagzeuger Lawrence Lannerbach unterstützt den Meister. Auch ein ´Relentless Fury´ erinnert mit Yngwie am Gesang an alte Taten des Meisters, der zwar nicht die Gesangsqualität der echten Koryphäen vorweisen kann, dennoch aber belegt, wer sich bereits früher die Gesangslinien ausgedacht hat. Dazu schmiegt sich gleichfalls das balladeske Neo-Klassik-Stück ´Eternal Bliss´ wunderbar ein, während ´(Fight) The Good Fight´ der stampfende Mutmacher ist. Allesamt nicht überragend innerhalb ihrer gesungenen Melodie, aber im Verbund mit diesem Gitarristen immerzu von höchster Qualität.

Eine schnell und schneller Version seiner Fingerfertigkeiten gibt Yngwie im äußerst feinen ´Presto Vivace in C# Minor´ ab, noch flotter im energischen Quasi-Titelstück ´(Si Vis Pacem) Parabellum´ mit der passenden Aussage zum Zeitgeist in der Übersetzung: „Wenn du Frieden willst, bereite Krieg vor.“ Mit derselben Kraft und Hingabe brennt sein Feuer in ´Magic Bullet´. Ferner präsentiert er ein sich geschmackvoll aufbauendes ´God Particle´ und eine neuerliche ´Toccata´. Den wuselnd melodischen Abgang beschert ´Sea Of Tranquility´ mit einem Schuss Tschaikowsky.

Ohne Neuland zu betreten, kredenzt YNGWIE MALMSTEEN in Hochform seinen bewährten neo-klassischen Stil.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/officialyngwiemalmsteen/


Pic: Mark Weiss
(VÖ: 23.07.2021)