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BOBBY GILLESPIE AND JEHNNY BETH – Utopian Ashes

~ 2021 (Sony Music) – Stil: Rock ~


Sie kommen unerwartet vorbei und spenden Trost: Bobby Gillespie und Jehnny Beth. Er – schottischer Musiker, einst Schlagzeuger bei THE JESUS AND MARY CHAIN, Sänger/Gründungsmitglied bei PRIMAL SCREAM. Sie – französische Sängerin und Schauspielerin, bekannt als Hälfte des Duos JOHN & JEHN und Frontfrau von SAVAGES.

Erstmals singen sie 2015 beim finalen Konzert von SUICIDE im Londoner Barbican während des Abschlussstücks ´Dream Baby Dream´ zusammen. Im Sommer 2016 stellen sie bei einem PRIMAL SCREAM-Konzert das Duo Nancy Sinatra und Lee Hazlewood mit deren Song ´Some Velvet Morning´ auf der Bühne dar. Erste Sessions folgen ein Jahr später mit den Kollegen von PRIMAL SCREAM.

Nach und nach entwickelt sich keinesfalls elektronische Musik, sondern eine Mischung aus Soul, Blues und Rock. Sie schreiben ein fiktives Konzept über ein bereits innerlich in Trennung lebendes Paar und lassen sich von den klassischen Country-Duetten inspirieren. Auf der hiesigen Seite des Atlantiks wandern die Gedanken bei Duetten zu Jane Birkin und Serge Gainsbourg, auf der anderen Seite eher zu Nancy und Frank Sinatra sowie Johnny Cash und June Carter, im besonderen Falle zu Gram Parsons und Emmylou Harris.

 

 

Die Kompositionen von Bobby Gillespie und Jehnny Beth implizieren natürlich Enttäuschung und Verbitterung, erzählen sie schließlich von den Situationen, wenn sich zwei Liebende im Laufe der Jahre entfremden. Gefühle gehen verloren und werden unterdrückt. Kommunikation bricht ein und bleibt aus. Doch Gillespie und Beth lassen ihre Zuhörer in solchen Situationen nicht alleine und schenken ihnen Lieder, die aus der eintretenden Einsamkeit und aus dem entstandenen Schmerz das Positive gewinnen.

´Chase It Down´ schwebt in den 70s Wolken des Südstaaten-Soul, doch er beichtet: „And I don’t even love you anymore.“ Sie antwortet: ´Remember We Were Lovers´, obwohl sie „Madness in your eyes“ sieht. Himmlisch schweben sie im countryesken Rock in seiner Melodie und singen vereint: ´Your Heart Will Always Be Broken´.

Diese erste Kollaboration ihrer Solo-Karriere nehmen die beiden in fünf Tagen mit Beths musikalischem Partner Johnny Hostile (Bass) und den PRIMAL SCREAM-Mitgliedern Andrew Innes (Gitarre), Martin Duffy (Piano) und Darrin Mooney (Drums) auf.

In südlichen Gefilden chillen sie trotz ´Stones Of Silence´ herzallerliebst weiter. Vorwürfe hier, ´You Don’t Know What Love Is´, Vorwürfe dort, ´You Can Trust Me Now´, und die Harfe weckt bereits falsche, himmlische Erwartungen, wenngleich die Aussage im 60s Rock unmissverständlich ist: ´Living A Lie´.

Lebt keine Lebenslüge, empfehlen Jehnny Beth und Bobby Gillespie.

(8 Punkte)

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