PlattenkritikenPressfrisch

ETTA JAMES – The Montreux Years

~ 2021 (Montreux Sounds/BMG) – Stil: Blues ~


Bei dem „Montreux Jazz Festival“ waren und sind die Musiker mit der besten Soundqualität und Aufnahmetechnologie gesegnet. Dieses seit 1967 am Rande des Genfer Sees stattfindende Musikfestival zieht heutzutage 250.000 Besucher an. In all den Jahren waren schon Bob Dylan, Elton John, Aretha Franklin, David Bowie, James Brown, Kendrick Lamar, Leonard Cohen, Marvin Gaye oder Miles Davis zu Gast.

Die große Blues-Sängerin Etta James (*1938; † 2012) spielte am 11. Juli 1975 im „Montreux Casino“ ihr erstes Konzert auf europäischem Boden, mit unfassbar berühmten Begleitmusikern wie Rick Wakeman (YES), Klaus Doldinger (PASSPORT), Lew Soloff (BLOOD, SWEAT & TEARS), David „Fathead“ Newman (Ray Charles) und ihrem langjährigen Gitarristen Brian Ray (später u.a. Paul McCartney).

Dieses einmalige Ereignis gelangt 2021 in einer neuen Serie an Livealbum-Kollektionen namens „The Montreux Years“ an die Öffentlichkeit. Neben diesem Gesamtkonzert finden sich bei der Doppel-Silberling-Ausgabe auch einzelne Lieder von Etta James’ Montreux-Auftritten vom 9. Juli 1977, 8. Juli 1978, 12. Juli 1989, 18. Juli 1990 und 15. Juli 1993 wieder. Die vor einigen Jahren veröffentlichte Aufnahmen-Sammlung ´Live At Montreux 1975 – 1993´ rückte dagegen den Auftritt aus 1993 in den Mittelpunkt.

Ihre Begleitband änderte sich zwar im Laufe der Jahrzehnte, doch Etta James bleibt auch beim „Montreux Jazz Festival“ ihrem knarzig kraftvoll vorgetragenen Blues treu. Sie kündigt sich zudem als Bluessängerin aus einer Baptistengemeinde an und kann das Publikum spielend leicht für sich gewinnen, natürlich auch mit Mitsingspielchen. In den Schmachtmodus verfällt sie allein beim Medley aus ´At Last´, ´Trust In Me´ und ´Sunday Kind Of Love´. Bereits das fast neunminütige Eröffnungslied ´Respect Yourself´ der STAPLE SINGERS, der elfminütige Slow Blues ´Drown In My Own Tears´ von Ray Charles und der Funker ´W-O-M-A-N´ über elf Minuten sind atemberaubend in Vortrag und Gestaltung. Zudem kommuniziert Etta James allzeit mit dem reaktionsfreudigen Publikum. ´Rock Me Baby´ und ein zehnminütiges ´Stormy Monday´ beschließen den aufregenden Auftritt vom 11. Juli 1975.

´The Montreux Years´ soll nicht als Best-Of-Vorführung angesehen werden, ist aber unbedingt ein starkes Andenken an die heady days von Etta James und das „Montreux Jazz Festival“ selbst. Das jüngere Publikum kennt die Künstlerin schließlich aus dem biografischen Film „Cadillac Records“ mit Beyoncé als Etta James, das ältere unvermeidlich aus einem Coca Cola-Werbefilm der 90s sowie ihrem Auftritt bei der Eröffnung der „Olympischen Sommerspiele 1984“ in Los Angeles mit dem Lied ´When The Saints Go Marching In´.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/EttaJames