PlattenkritikenPressfrisch

NEON CHRIST – 1984

~ 1984/2021 (Southern Lord/DVL Recordings) – Stil: Punk/HC ~


William DuVall ist heutzutage den meisten sicherlich als Frontmann der Grunge-Legende ALICE IN CHAINS bekannt, aber er hat eine umfangreiche Karriere hinter sich, unter anderem bei BL`AST, NO WALLS, MADFLY und eben NEON CHRIST. Die Band wurde 1983 in Atlanta, Georgia, gegründet und bestand aus DuVall an der Gitarre, Jimmy Demer am Schlagzeug, Danny Lankford am Bass und Randy DuTeau am Gesang.

Der nun vorliegende Rerelease ´1984´ besteht aus der gleichnamigen Debüt-EP mit zehn Songs sowie den zusätzlichen vier Labor Day-Session-Tracks, die im Homestudio des Produzenten Nick Jameson aufgenommen wurden. Das Werk erscheint zunächst anlässlich des „Record Store Days“ in einer Deluxe-Version via „DVL Recordings“ und wird in einigen Monaten von „Southern Lord“ nochmals als reguläre Vinyl-Version aufgelegt.

NEON CHRIST sind zweifellos nicht die erste Band, an die man bei einer Nostalgiereise zurück in die 80er denkt, aber das neu veröffentlichte Debüt hat durchaus seine Reize – mit seinen kurzen, scharfen Stichen aus dem Exzess der HC-Blütezeit.

Ein Schlüsselmerkmal des 80er-Hardcores waren furiose Songs, die direkt auf die Jagd gehen, und der Album-Opener ´Parental Suppression´, der zweifellos stark von D.R.I. erinnert, bildet da keine Ausnahme. Eine langsame Basslinie führt schließlich ´We Mean Business´ ein, bevor es in wütenderen Hardcore sowie fantastisches Proto-Blastbeat-Drumming übergeht. ´The Draft Song´ und ´Doom´ sind um den prügelnden Punk von BLACK FLAG herum aufgebaut, jedoch weit weniger chaotisch, wenn auch nicht weniger ruppig.

 

 

Von den Tracks des Debüt-EP zeigt nur ´After´ Anzeichen von Passivität. Die Vocals werden im Spoken-Word-Stil vorgetragen und die verzerrte Gitarre ist erstmals völlig frei von der zuvor etablierten Aggression.

Der zweite Teil der Veröffentlichung besteht aus vier Tracks, die am Labor Day ’84 aufgenommen wurden und zeigt, wie die Erfahrungen der Band, die Bühne mit Acts wie den DEAD KENNEDYS und CIRCLE JERKS geteilt zu haben, ihren Sound verfeinert hat. Sowohl ´Blind Patriot´ als auch ´The Death They’ll Give You´ gehören zwar zum HC der alten Schule, zeigen allerdings auch eindrucksvoll den Einfluss der damals noch sehr jungen Thrash-Szene auf.

NEON CHRIST haben die Welt damals sicherlich nicht in Brand gesetzt, aber diese Wiederveröffentlichung ist 20 Minuten lang schulterfreie Punk-Attitüde und frühes thrashlastiges Stampfen in bemerkenswerter Form.

(7,5 Punkte)