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CHALICE OF SIN – Chalice Of Sin

~ 2021 (Frontiers Music s.r.l.) – Stil: Power Metal ~


Wade Black hatte Pech. Er war erst bei der Neuauflage von CRIMSON GLORY namens ´Astronomica´ 1999 dabei. Ich habe mir die damals auch zugelegt. War auch gar nicht schlecht. Aber an die beiden gigantischen metallischen Meisterwerke der Bandgeschichte, das gleichnamige Debüt und ´Transcendence´ konnte natürlich bei weitem nicht angeschlossen werden. Denn mit Midnight war ein Sänger zu ersetzen, der von keinem Sänger dieser Welt ersetzt werden konnte. Pech, aber sicher nicht die Schuld von Wade Black, der eine ordentliche Leistung ablieferte.

Dann landete er 2006 bei LEATHERWOLF unter ähnlichen Voraussetzungen. Auch eine meiner ehemaligen Lieblings-Bands, die in den ersten Jahren mit ihren Alben für Furore sorgte. Und auch einen unverwechselbaren Sänger (wenn auch nicht vom Kaliber von Midnight) mit Michael Olivieri in ihren Reihen hatte, der auch gerne zur dritten Gitarre griff. Pech, aber wieder nicht die Schuld von Wade Black. Wenn auch die Veröffentlichung ´World Asylum´, die er mit LEATHERWOLF aufnahm, ein Jahr später noch mal schnell mit neuen Gesangsspuren von Michael Olivieri aufgenommen wurde, da dieser dann mal wieder zurückkehrte.

Nun hat Wade Black einfach seine eigene Band gegründet. Ist auf jeden Fall sicherer. Nach dem klassischen Intro geht es mit dem Titelsong ´Chalice Of Sin´ gleich ordentlich zur metallischen Sache. Gitarren und Keyboards auf der Suche nach dem Power Metal-Glanz vergangener Tage. Ein ordentlicher Einstieg – auch gesanglich von Wade Black, der schon viel Kraft hat und laut Info über drei Oktaven locker singt. Da bin ich jetzt nicht der genaue sattelfeste Experte, aber die Bandbreite ist schon groß. Was sofort auffällt ist, dass Wade Black diese Begabung in jedem Song beweisen will oder muss, das ist ein bisschen die Falle, in die Glenn Hughes auch schon hin und wieder getappt ist. Das wirkt manchmal virtuos, aber des Öfteren angestrengt und ist dann auch auditiv anstrengend. Weniger wäre – ich weiß, die nächste Floskel – hier einmal mehr mehr. Bei ´Miracle´ ist das für mich schon sehr strapaziös, da wird eindeutig zu viel „geknödelt“. Das ist aber wie immer Geschmackssache. Im klassischen ´Ashes Of The Black Rose´ nimmt sich Wade etwas zurück und schon wird es angenehmer, aber nur bis zum Break, wo dann Tempo aufgenommen wird. Beim schweren ´I Stand´ passt es schon besser.

Das ist irgendwie schade, ich will mich da aber auch nicht darauf einschießen. Denn der dänische Gitarrist Martin Jepsen Andersen steuert eine gute Gitarrenarbeit bei (Anspieltipp: das Gitarrensolo bei ´I Stand´) und macht das in allen Geschwindigkeitsstufen ziemlich virtuos. Die Rhythmusgruppe sind einmal mehr Musiker aus dem Umfeld des Plattenlabels, und zumindest Keyboarder und Bassist Alessandro Del Vecchio hat schon bei einer Menge Projekte mitgewirkt. An die im Info als Vergleich genannte Crème de la Crème der Metal-Geschichte kommt das Album auf jeden Fall nicht heran. Insgesamt für Genre-Liebhaber und beinharte Nostalgiker wie die meisten „Frontiers“-Veröffentlichungen durchaus empfehlenswert. Über den Gesang muss jeder selbst entscheiden. Meinen Geschmack trifft er eben nicht. Das führt zu leichtem Punktabzug.

(6,75 Punkte)