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TIMO TOLKKI’S AVALON – The Enigma Birth

 ~ 2021 (Frontiers Music s.r.l.) – Stil: Melodic Power Metal ~


Timo Tolkki, das wissen natürlich die meisten, war der musikalische und kreative Kopf von der finnischen Metalband STRATOVARIUS, die eine große Popularität in den 90er Jahren bis ins frühe 21. Jahrhundert vorweisen konnten. 2008 stieg er aus und rief verschiedene neue Projekte ins Leben. Er ist bekannt für seine perfekte Gitarrentechnik und seine rasant schnellen Läufe. Auf diesem Album verzichtet er meist auf ausgedehnte Gitarrensalven und spielt sehr songdienlich.

Seit 2013 wurden unter dem Namen TIMO TOLKKI’S AVALON bis 2019 drei Alben in einer Art Trilogie veröffentlicht. Jetzt steht Album Nr. 4 vor der Tür. Timo setzte bei seinem Projekt von Anfang an auf bekannte altgediente Sängerinnen und Sänger. Koryphäen wie der Workaholic Rob Rock, Michael Kiske (früherer HELLOWEEN-Vorsänger) oder weitere Helden vergangener Tage wie VIRGIN STEELEs etwas (auch musikalisch) ergrauter David DeFeis oder SAVATAGE Sänger Zach Stevens. Auch weibliche Metalvertreterinnen, die mir aber allesamt leider weniger geläufig sind.

Auf dem neuen Album darf auch bei fast jedem Song jemand anderes ans Mikrofon wie James LaBrie (DREAM THEATER und – um mich gleich unbeliebt zu machen – nicht unbedingt mein Lieblingssänger). Instrumental begleitet wird Timo vom Dunstkreis der Frontiers Music „Hausband“.

Das ist alles professionell eingespielt und der Opener `The Enigma Birth` zeigt gleich die Richtung vor. Man fühlt sich bei dem speedigen melodischen Metal an HELLOWEEN und – klar – an STRATOVARIUS erinnert. Bei den männlichen Sängern sind die Songs meist härter (das mag Zufall sein), bei den weiblichen Inputs wird es oft keyboardlastiger und melodischer wie bei dem hymnenartigen `Time`. Das bewegt sich auf jeden Fall im Kosmos der Sympathisanten von Timo Tolkki. Mehr „Melodic“ als „Power“, mal eher etwas progressiv, mal eher eingängig. Die melodischen Titel gefallen mir dabei fast besser, als die mit Geschwindigkeit, die sehr stark ins formelhafte geraten. Wobei der letzte Titel `Without Fear` auch als Speed-Titel ganz gut zu gefallen mag.

Insgesamt klingt das manchmal etwas von der Stange, bei `Truth` auch mal richtig gut nach seligen CONCEPTION-Zeiten. Mal plätschert es vor sich hin, immer wieder sorgen interessante Melodien aber auch für mehr Aufmerksamkeit. Auch `Another Day` gehört zu den stärkeren Titeln. Die vielen unterschiedlichen Sänger und Sängerinnen bringen Abwechslung rein, verhindern aber auch ein geschlossenes Bild. Das stellt sich dann eher als Nachteil heraus.

Wer diese Art von Musik –  immer noch – mag (in kleineren Häppchen zähle ich mich dazu) oder STRATOVARIUS-„Nerd“ war (dazu zähle ich mich nicht), kann auf jeden Fall mit dem Erwerb nichts falsch machen. Alle anderen: vielleicht erst mal lauschen.

(7,25 Punkte)

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