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TY COATES’ BOMBERS – Man Down

~ 2021 (Bad Reputation) – Stil: Hard Rock ~


Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an die kurze Besprechung von THE BOMBERS im Kompass 2020 (siehe hier), wo ich die exzellente Wiederveröffentlichung von ´Aim High´ auf CD abfeierte. Ich hoffe, einige haben sich daran orientiert und sich den Klassiker australischen Hard Rock ins Haus geholt. Dass die Band leider nur ein kurzes, aber intensives Leben hatte, wissen Interessierte.

Bandleader, Gitarrist und Sänger TY COATES hat die Band nun wieder zusammengetrommelt, bzw. versucht nach über 30 Jahren mit einem grundsätzlich anderen Line-up einen Neustart. Nichts ungewöhnliches in der heutigen Zeit, bei den vielen Réunions mit alten Musikern. Aber wie bei allem, bleibt auch hier vorab ein „Geschmäckle“, weil nur noch ein Original-Bandmitglied am Start ist. So hatte ich schon etwas Bauchweh, das will ich nicht verheimlichen. Denn ich muss gestehen, ich war mehr als überrascht, als es hieß, TY würde ein neues Album unter dem BOMBERS-Banner veröffentlichen.

Wo einst Down Under Royalty wie THE ANGELS Gitarrist John Brewster oder STATUS QUO Alan Lancaster neben Sänger TY COATES rockten, finden sich nun Namen, die einem eigentlich nichts sagen. Mick Carter am Bass, Ryan Mathison an den Drums und Christina Crofts an der zweiten Klampfe und Slide. Crofts? Namens-Nerds wissen, dass Steve Crofts einst der Original-Gitarrist der Truppe war. Der verstarb allerdings vor Jahren und seine Frau ist nun eingestiegen. Und die macht einen hervorragenden Job, gerade was die Slide-Gitarre angeht. Respekt!

Was also hat ´Man Down´, die BOMBERS und vor allem TY COATES 2021 zu bieten? Zeitlosen, bluesdurchtränkten Hard Rock der Marke Down Under wie man ihn schon auf dem legendären Klassiker auffuhr. Sprich: eingängige Songs mit einprägsamen Refrains. Ein Mix aus JIMMY BARNES, COLD CHISEL, etwas THE ANGELS, Takte aus frühen STATUS QUO-Alben und einen über 30 Jahre älteren TY COATES, dessen Stimme mitgealtert ist, aber seine Eigenarten nicht ganz abgegeben hat. Vom erwähnten Debüt haben sie ´No Danger´ neu eingespielt sowie `Get Up And Get It On´, welches sich auf dem „Bad Reputation“ Label Re-Release als Bonus fand. Somit bleiben acht neue Eigenkompositionen, die Fans von klassisch-eingängigem Hard Rock der Marke Down Under sehr gefällig in die Glieder fahren.

Angenehme Hard Rock-Unterhaltung mit enormer Leidenschaft und dieser puristischen Leichtigkeit, die all die Retro-Truppen heutzutage versuchen nachzuahmen. Schon mit dem Opener ´The Phoenix´ zeigt man, dass man eigentlich nichts verlernt hat. Sehr dominant ist die knackige Slide-Gitarre von Mrs. Crofts. ´Any Other Way´ klingt wie eine COLD CHISEL-Nummer aus alten Tagen. ´Slave To The Booty´ ist eine kurzweilige, harte Boogie-Nummer wie aus dem tiefsten Süden des Southern Rock. Das eher ruhigere ´From A Distant´ wächst mit jedem Durchgang und zählt inzwischen für mich zu den Highlights. Einfach geile, solide Hard Rock-Unterhaltung ohne Ansprüche auf Innovationen. Und dass TY COATES mit seiner Stimme immer noch punkten kann, ist eigentlich das wirklich Überraschende. Schönes Album.

(grundsolide 7 Punkte)

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