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JOAN ARMATRADING – Consequences

~ 2021 (BMG) – Stil: Pop ~


Bereits mit vierzehn Jahren begann Joan Armatrading zu komponieren. Sieben Jahre vorher flog sie noch alleine aus der Karibik, sie wurde in der britischen Föderation Sankt Kitts und Nevis geboren, ihren Eltern hinterher, die vier Jahre zuvor nach Birmingham ausgewandert waren. Joan Armatrading war nicht einfach nur die erste schwarze britische Singer-Songwriterin mit internationalem Erfolg, wie sie vielerorts beworben wird, sondern generell die erste international erfolgreiche britische Singer-Songwriterin. In den letzten Jahren durfte sie viele Auszeichnungen annehmen, etwa den des „Commander of the British Empire“ oder den „Lifetime Achievement Award von Women of the Year“ und den „Americana Lifetime Achievement Award“.

Ihr erstes Studioalbum erschien 1972 (´Whatever’s For Us´), ihr erster Meilenstein 1976 (´Joan Armatrading´). Anfang der Achtzigerjahre wollte sie bereits alle Instrumente selber einspielen (´Walk Under Ladders´), engagierte schließlich auf Drängen doch noch Mitmusiker. Aber bald produzierte sie sich selber, in ihrem eigenen Studio, und spielte ab 2003 (´Lovers Speak´) zumeist alle Instrumente selber ein.

 

 

Joan Armatrading wurde in den Siebzigerjahren mit ihren Singer-Songwriter-Liedern auf der Akustikgitarre bekannt. Sie spielte Blues, Jazz, Folk, Reggae, New Wave und Soul, aber 1983 (´The Key´) auch ein Rock-Album mit der halben KING CRIMSON-Besetzung ein (Adrian Belew und Tony Levin). Ihrem erklärten Ziel, ein Heavy Metal-Album aufzunehmen, ist die mittlerweile 70-jährige zwar noch nicht näher gekommen, doch bei ihrer Willenskraft und ihrem Durchsetzungsvermögen, scheint nichts unmöglich. Auch das neueste Studioalbum hat sie alleine komponiert, produziert und eingespielt.

´Consequences´ ist ein fantastisches Pop-Werk geworden, das durch und durch von Joan Armatradings Ausnahmestimme gekrönt wird und notwendiger Weise seine Brillanz ebenso durch zeitgemäße Songs gewinnt, die von der Vergangenheit befruchtet sind. Kompositionen, die wie gewohnt sehr persönlich erscheinen, zeigen Joan Armatrading jedoch abermals nur als stille Beobachterin, die von der Liebe und dem Leben, von deren Schmerzen und Qualen berichtet. Mit einer herrlichen Leichtigkeit singt sie über Liebespaare. ´Natural Rhythm´ ist dabei nicht nur die Eröffnungsnummer, sondern garantiert ein kommender Chartbreaker. Wenn Joan Armatradings Altstimme die Höhen nimmt, sind ohnehin die dramatischen Lieder nicht fern, etwa ´Glorious Madness´ mit Klavier über den Wahnsinn des gewöhnlichen Liebeskarussells und ´Already There´ über eine Liebeszuneigung, die der oder die andere noch gar nicht erwidert hat. Die ´Consequences´ von Schuld und Schmerz trägt jeder natürlich selber. Schließlich will kaum jemand alleine leben, ist auch die schlichte Essenz des Akustikgitarren-Ohrflüsterers ´To Be Loved´, ein besseres Leben, eine allerbeste Liebe die von ´Better Life´ mit einem Hauch von Reggae. Einfach über diese ewige und gemeinsame Liebe nachzudenken, regt ´Think About Me´ an. Ergo: Eine Millionen ´Like´s für diese Kompositionen und allen Zuhörern, die ihr Ohr hinhalten, auch der finalen 80s Herz-Schmerz-Nummer mit Klavier ´To Anyone Who Will Listen´.

(9,5 Punkte)

https://www.facebook.com/joanarmatrading


Pic: Joel Anderson
(VÖ: 18.06.2021)