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MOTÖRHEAD – No Sleep ´Til Hammersmith (40th Anniversary Deluxe Edition)

~ 1981/2021 (Sanctuary) – Stil: Motörhead ~


´No Sleep…´ war 1981 auch meine Eintrittskarte in den einmaligen MOTÖRHEAD-Kosmos. Ein Live-Album mit elf überragenden Songs wie aus einem Guss. Das Album klang und klingt wie kein anderes und das Trio Kilmister, Taylor, Clarke war auf dem Zenit seines Schaffens. Ein Klassiker jagte den anderen und jeder musste sofort mitbangen… Bis heute eines der besten Live-Alben, ganz klar.

Logisch, dass mit jedem Jubiläum das Album – wie schon gewohnt – mit allerhand Bonus-Titeln aufgedonnert erscheint. Zum 20-jährigen gab es schon 18 Songs obendrauf. Diese Extras wurden im Laufe der Jahre immer mal wieder in anderer Form veröffentlicht.

 

 

Zum 40-jährigen kann man das Album jetzt in verschiedenen Versionen mit dem remasterten Original bis zur 4er CD mit drei Extra-Konzerten (zweimal Newcastle, einmal Leeds) und vielen Gimmicks erwerben. Denn der MOTÖRHEAD-Supporter alter Tage, der damals nihilistisch in den Tag hineinlebte oder durch und durch ein Rocker war, hat dann doch eine Bank- oder Versicherungslehre gemacht oder ging ins Metaller-Handwerk. Der kann sich heute alle möglichen Versionen seiner musikalischen Metall-Bibel leisten und wird das auch tun (auch wenn das Geld knapp ist). Vielleicht naht schon der Ruhestand (40 + 20x), wo auch genug Zeit zum Hören bleibt.

So, das war jetzt etwas Polemik angesichts der Schwemme an Jubiläen und Neuauflagen für die Altrocker und Altmetaller, die noch wirklich eine Platte oder CD in der Hand halten wollen und an digitalem Futter nicht satt werden oder dann gar brechen müssen. Zu den Fakten: Die Bonus-Songs bzw. drei Konzerte (ich bespreche hier den 4 CD-Full-Pack, also 60 Bonus-Songs) sind natürlich alle klasse und entweder man mag MOTÖRHEAD (live) oder eben nicht. Der Sound ist ordentlicher, authentischer MOTÖRHEAD-Sound. Die Setlist bei allen drei sehr ähnlich, neben den Klassikern (hört mal wie schön das Schlagzeug von Philty bei ´Ace Of Spades´ in Newcastle scheppert) gibt es auch selten(er) Gehörtes: ´Train Kept A Rollin´ oder gar ´Limb For Limb´ von ´Overkill´, ´Jailbait´ oder ein straighter Rocker wie ´Leaving Here´. Oder das von mir hoch geschätzte ´Fire Fire´ von ´Ace Of Spades´. Von Songs wie ´Capricorn´ (ich liebe es als steinharter Steinbock wie Lemmy) oder ´Metropolis´ bekomme ich in dem Leben sowieso nie genug. Also lieben oder hassen (natürlich lieben). Lemmy, Philthy und Fast Eddie waren hier in absoluter Bestform. Die Ansagen von Lemmy immer trocken, kurz und mit Humor (wie bei ´Shoot You In The Back´ oder bei der doch ausführlicheren Vorstellung der Road Crew in Kooperation mit Eddie). Bei ´Iron Horse´ geht auch schon einmal der Start „in die Hose“, egal.

 

 

Für den MOTÖRHEAD-Routinier sind all diese Songs natürlich nichts Ungewöhnliches, hat er doch schon das Live-Erlebnis im Dutzend (und gerade erst die Live-Platte von Berlin 2012) vereinnahmt, für den MOTÖRHEAD-Gelegenheitshörer aber ein wertvoller Fundus an Unentdecktem. Da kann man das Sparschwein ohne moralische Bedenken dem Exitus zuführen. Ob die Sparversion mit 2 CDs (warum eigentlich?) oder gleich einen Fuffy für die 4 CDs (na also). Gleich teuer ist das 3-LP-Vinyl-Set, das aber neben dem Original nur die (erstmals in ganzer Länge) veröffentlichte Newcastle-Show enthält. Das ist eher unerfreulich für den Platten-Enthusiasten.

Egal. Zugreifen und gleich neben die Media-Books, Deluxe-Sets, Biergläser und Whiskey-Flaschen und das Heinkel Bomber-Plastik-Flugzeugmodell stellen und schnell ein kurzes Dankesgebet an Lemmy richten, dass man das noch hier im irdischen Dasein erleben durfte.

(Ohne Wertung)


Pic: Rick Saunders
(VÖ: 25.06.2021)