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PHARAOH – The Powers That Be

~ 2021 (Cruz Del Sur Music) – Stil: Power Metal ~


 

Sehr, sehr erfreulich… dass nach neun Jahren endlich ein neuer Longplayer von PHARAOH erscheint. Sehr, sehr konstant… ein Bandlineup, welches seit über 20 Jahren felsenfesten Bestand hat. Sehr, sehr selten… diese durchgängige Qualität auf allen Alben inklusive diesem. Fans surely get what they deserve.

Auch wenn ich diesmal ein wenig länger gebraucht habe, um vollends mit ´The Powers That Be´ warmzuwerden, haben sich mittlerweile einige Ohrwürmer ins Gehirn gebohrt. Da PHARAOH immer noch genau das machen, für was man sie in unseren Kreisen mit Hymnen wie ´Will We Rise´, Ohrwürmern wie ´Lost In The Waves´ (sofortige Euphorie als auch sichere Bandidentifizierung ohne Hinweise ist bei meiner Karin stets ein hoher Qualitätsstandard), ´Ride Us To Hell´ oder ´I Can Hear Them´ liebt, ist eine glasklare Sache, dass dennoch Raum für Überraschungen wie das gefühlvolle ´Waiting To Drown´ (Innovationspokal von mir dafür!) bleibt ist… sehr, sehr löblich.

Wer Angst hatte, durch Stilveränderungen enttäuscht zu werden, darf zumindest aufatmen, auch wenn die absoluten Höhepunkte des Schaffens innerhalb ihres Stiles bereits auf den Vorgängerscheiben ihren historischen Platz gefunden haben. Also erwartet keine zukunftsverändernde Sensation, dafür gibt’s andere Bands, aber ´The Powers That Be´ reiht sich für den geneigten PHARAOHnendiener nahtlos in eine Discografie ohne Ausfälle ein und Matt Johnsens herrliche Gitarrenarbeit sticht immer noch weit aus der Masse heraus. Vorwiegend im Metalgalopp überzeugt das vielseitige, dramatische ´When The World Was Mine´, mit ´Freedom´ bekommt ihr das beste RUNNING WILD seit langem und getragene Epik als auch erneut viel Abwechslung bietet ´Dying Sun´.

Newcomer, die in diesen Zeiten des Überflusses nur ein Album pro Band brauchen, bekommen weiterhin mit ´The Longest Night´ die – auf Spielzeit gesehen – langandauerndste Unterhaltung auf dem ungeschliffensten, aber bereits originellsten Niveau der Band. Wer von Tim Aymars Röhre nicht genug bekommen kann oder sich doch was anderes erwartet hat, sollte es mit der starken, letzten ANGBAND-Scheibe ´IV´ probieren.

Ihr wisst nun, was zu tun ist. Wo ihr die Bestellung tätigt, ist das Einzige, worüber man hier diskutieren kann, denn wenn OMEN mit einer Stimme wie dieser ein Album vergleichbarer Güte hinbekämen, würde sich jeder vor Freude überschlagen und von ´Warning Of Danger´ und ´The Curse´ faseln. Nothing left to say.

(8 Punkte)

Less Lessmeister

 

 

 

Auch schon vor mittlerweile 15 Jahren veröffentlichten PHARAOH ihr Referenzwerk ´The Longest Night´ und eroberten uns ´By The Night Sky´. Im Frühjahr 2008 spielten sie beim KIT u.a. zusammen mit CRESCENT SHIELD und CAGE. Das Dreigestirn rulte in diesen Jahren den Power Metal, der sich auch nach Faktencheck als solcher bezeichnen lassen durfte.

Neun Jahre nach dem bislang letzten Album ´Bury The Light´ folgt nun endlich ein Nachfolgewerk, das sich aus meiner Sicht qualitativ zwischen ´Be Gone´ und dem Debüt ´After The Fire´ auf Platz 3 der Discography einpendelt. Stilistisch hat sich trotz der langen Pause nicht viel getan, was zum einen Qualitätsmerkmal ist, aber auch echte Überraschungen weitgehend vermissen lässt, außer der positiven Tatsache, dass sie überhaupt in der gewohnten Besetzung wieder da sind um uns langersehntes neues Material zu liefern.

Das mit seinen bedeutsamen Steigerungen bereits vorab abgefeierte ´Lost In The Waves´ bleibt aus meiner Sicht der beste Song des Albums. Gefolgt vom Up-Tempo Reißer ´Ride Us To Hell´ (abzüglich des dämlichen Chors) und dem siebenminütigen Mini Epos ´Dying Sun´. Für Schmunzeln sorgt ´Freedom´, das quasi als RUNNING WILD-Hommage durchgeht.

Der Rest bietet zwar grundsätzlich ebenso hohe Qualität, brauchte aber erstaunlich lange um überhaupt ins Ohr zu gehen. Auch beim in seiner Stimmlage schon weiter überzeugenden Gesang von Tim Aymar fehlt mir heutzutage manchmal etwas die Variation obwohl sich hier eigentlich nichts geändert hat. Das ist wohl das berüchtigte Meckern auf sehr hohem Niveau. Denn die Metal Bands, die die Macht haben, um auf dem Niveau von PHARAOH zu musizieren, kann man weiter an einer Hand abzählen.

(8 Punkte)

Markus gps

 

 

 

Irgendwie haben wir doch alle PHARAOH vermisst, aber eher in dem Maße, dass wir dem klassischen US Metal nachweinen, den auch die über die gesamten Vereinigten Staaten von Amerika verteilten Mitglieder immer gespielt haben.

Vor 18 Jahren erschien ihr Debüt. Allerdings herrschte die letzten 9 Jahre im Hause PHARAOH eher komplette Stille. Doch 2021 kehren sie endlich in konstanter und originaler Besetzung mit Sänger Tim Aymar, Gitarrist Matt Johnsen, Bassist Chris Kerns und Schlagzeuger Chris Black zurück. Chris Black hatte sich unterdessen aushäusig mit HIGH SPIRITS, DAWNBRINGER und AKTOR die Zeit vertrieben, Tim Aymar mit AYMARGEDDON und ANGBAND.

Die Power-Nummer zur Eröffnung ´The Powers That Be´ belegt sofort, dass Matt Johnsen immer noch gerne die Saiten tanzen lässt und Tim Aymars Stimme eine Ecke angerauter und weniger variabel geworden ist. Die Zügel lassen PHARAOH aber erst mit dem hektischeren und flotteren ´Will We Rise´ los, in dem Tim Aymar den Refrain mit dem Chor singt. Jedoch lässt hier erst der fidele Solo-Abschnitt besonders aufhorchen. Das epische Metal-Feeling schallt bei ´Lost In The Waves´, unbändiger Wille und Schnelligkeit bei ´Ride Us To Hell´ aus den Boxen. In der bedrohlichen Atmosphäre eines Singer-Songwriters erwacht ´Waiting To Drown´ kurzfristig im Western-Feeling. Das hochmelodische ´Freedom´ ist eigentlich eine gängige HIGH SPIRITS-Nummer und ´Dying Sun´ würde in seiner Epik und Gitarrenführung auch TITAN FORCE gut kleiden. Im Galopp von ´I Can Hear Them´ endet das Spektakel bereits nach einer klassischen Dreiviertelstunde.

Ob sich auf ´The Powers That Be´ ein stärkeres Bandfeeling ausgebreitet und bemerkbar gemacht hätte, wenn PHARAOH gemeinsam im Studio gejammt und aufgenommen hätten, bleibt am Ende Spekulation. Anstatt wie gewohnt mit Matt Crooks in den MCR Studios in Virginia aufzunehmen, nahmen sie diesmal die einzelnen Beiträge in ihren Heimstudios auf. Dabei hätte sich doch bestimmt noch eine Gelegenheit zur Zusammenkunft ergeben. Bei einer kurzfristigen Unterbrechung der Arbeiten an den Songs im Jahre 2013 für fünf schnöde Jahre, kommt es schließlich auf weitere Monate und Jahre auch nicht an.

Doch jetzt klopft ´The Powers That Be´ an die Tür des ausgehungerten Metallers, und da wäre es unklug, diesem Scheibchen nicht zu öffnen.

(8 Punkte)

Michael Haifl

 

 

 


(VÖ: 18.06.2021)