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ECCLESIA – De Ecclesiæ Universalis

~ 2020 (Aural Music) – Stil: Holy Metal of Doom ~


Niemand erwartet die Holy Metal of Doom Inquisition! Erst recht nicht an einem Freitag, den 13.!

Ein „Ich habe die spanische Inquisition nicht erwartet, also habe ich die Holy Metal of Doom Inquisition auch nicht erwartet“ reicht dann nicht aus, um dem Fegefeuer zu entkommen. Am Freitag, den 13. November 2020, heißt es: „Bekenne deine Sünden!“

ECCLESIA sind schlagartig da und klopfen auch an deine Tür, angezogen wie die spanische Inquisition und mit passenden Decknamen aus Film, Funk und Fernsehen ausgestattet: Sänger Frater Arnhwald, Gitarrist Julius Accusator, Gitarrist The Witchfinder General, Bassist Frater Ignis Sacer, Schlagzeuger Pater Hexenhammer und Orgelspieler Pater Walkelinus.

 

 

Plötzlich befindest du dich inmitten des 12. Jahrhunderts, im tiefsten Mittelalter, und wirst von den Herren, die sich ECCLESIA nennen, geblendet. Die Bruderschaft findet irgendwann 2016 in Frankreich als Trio zusammen, hat 2017 ein Demo parat, um 2020 als teuflisches Sextett mit ihrem Debüt ´De Ecclesiæ Universalis´ an jeder Tür Angst und Schrecken zu verbreiten. Denn niemand entkommt der Heiligen Inquisition. Selbst wenn sich diese in Gewand und sakraler Ausstrahlung dem Trend des Retro-Okkulten angepasst hat. Ein Schauer durchfährt jeden Knochen, wenn der Heavy Metal eine Dreiviertelstunde lang im Mid- und Uptempo durch die Schädeldecke kriecht, sich kraftvoll mit Power- als auch Doom-Elementen sowie mit Orgel-Klängen dämonisch und mystisch zeigt.

Nennt es Power Doom oder doomigen Power Metal, die Holy Metal of Doom Inquisition überrascht zu jeder Tageszeit. Die heiligen Fragen werden ohnehin erst noch gestellt.

Mit anderen okkulten Kulten, wie THE DEVIL’S BLOOD oder GHOST, dürfen ECCLESIA musikalisch keineswegs in einen Hexenkessel geworfen werden. Die französischen Inquisitoren mit dem griechischen Namen mögen zwar ihre Inspirationen bei CATHEDRAL, SOLITUDE AETURNUS, CANDLEMASS und natürlich BLACK SABBATH gesucht haben, können sie aber in den letzten beiden Fällen höchstens im ´Chapter VI´ und bei ´Tyr´ gefunden haben. Für gewöhnlich könnte es sich bei diesen Kompositionen ebenso um eine schwedische Power Metal-Formation handeln, die anstatt mit Feuer und Eis zu jonglieren am Tag des Doom daherschreitet. So wie der Teufel das Weihwasser fürchtet, bleiben ECCLESIA jedoch dem Gewöhnlichen fern.

 

 

Die Schwerter sind gesegnet, das Feuer reinigt den Rest. Im heroischen Power-Song ´Vatican III´ („The world is falling. The Lord is coming back, Halleluja! We have to step back. Pray for Vatican the Third.“) fällt zur Eröffnung nicht nur umgehend der angeraute Gesang ins Ohr, sondern ebenfalls das schnelle Riffing und die Orgelbegleitung. Der doomige Power Metal findet in ´Ecclesia Sathani´ seine Fortsetzung – „In nomine Patris, et Filii, et Spiritus Sancti“. Amen. – sowie der Vormarsch der Orgel zum fantastischen, rhythmischen Bollwerk eines ´Montségur´ und eines ´Deus Vult´ („Deus Vult! Deus Vult! Breaking through the Holy Land. Deus Vult! Deus Vult! Conquering with an iron hand.“). Der lateinische Gesang zur Bridge in ´Behold The Heretic Burning´ erzeugt sogar etwas italienisches Flair. Dazu möchte Frater Arnhwald in diesem Song bisweilen schreien, um im Chorus mit Shout-Unterstützung wieder seinen gewöhnlich wunderbaren Power-Charakter auszustrahlen. Das aggressivste Stück ist jedoch ´Antichristus´. Daneben will ein ´God’s Trial´ gleichsam nicht zurückstehen, denn die Stunde des letzten Gerichts ist gekommen. Wer die heiligen Fragen nicht beantworten kann, landet auf dem Scheiterhaufen. Den zünden ECCLESIA mit dem, mit Orgel sehr zu eigen gemachten VENOM-Cover ´Don’t Burn The Witch´, passend in ´Burn The Witch´ umbenannt, in den letzten Minuten an.

Niemand erwartet die …

(8,5 Punkte)

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