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CANDLEMASS – Green Valley Live

~ 2021 (Peaceville) – Stil: Doom ~


Frühjahr/Sommer 2020. Große Teile der Welt, auch der Musikwelt, liegen lahm. Konzerte – Fehlanzeige. Wenn nicht einige Unentwegte, sich daran versucht hätten, Altes zu recyceln und Neues zu nutzen. Das Autokino wurde wiederbelebt und auch von Livebands bespielt. Alternativ wurden Gigs in leeren Clubs und Hallen gespielt und live ins Internet übertragen.

Eines dieser letzteren Konzerte liegt nun auch als Konserve vor, in zwei Varianten, CD+DVD oder Zweifach-LP. CANDLEMASS, die Doom-Götter aus Schweden um Leif Edling spielten am 03. Juli im Stockholmer „Gröndahl Studio“.

Wer mich kennt, weiß, ich bin nicht der Fan von Konzerten auf dem Bildschirm. Ich präferiere ganz klar, vor Ort zu sein, vor der Bühne mitzuerleben. Bildaufnahmen zu ´Green Valley Live´ liegen mir hier auch nicht vor. Also kann ich zur Optik nichts sagen. Allerdings kenne ich Augenzeugenberichte. Durch ganz spezielle Kameraperspektiven kam und kommt der geneigte Zuschauer noch näher ans Geschehen. Dazu ein spezielles Licht, das erzeugte wohl eine ganz spezielle und intime Atmosphäre.

Dieser intime Funke springt tatsächlich auch beim akustischen Genuss über. Durch den fehlenden Applaus, den ich tatsächlich auch nicht vermisse, klingt es wirklich so, als würde diese Messe nur für mich stattfinden. Das beeindruckt umso mehr, da ich CANDLEMASS noch nie live erleben konnte.

Auch als ihren größten Fan würde ich mich sicher nicht bezeichnen. Ich kenne sie leidlich gut. Gut genug, um ´Solitude´ schon immer als ein Lieblingslied zu bezeichnen. Verdammt, das geht in dieser Version hier verflucht noch mehr durch Mark und Bein.  Da besteht Gänsehautalarm. Versucht man es mit Kopfhörern, ist man mittendrin. Man fühlt sich berührt. Da besteht Suchtgefahr, so glücklich macht einen solch ein trauriger Song. Allein solche Zeilen:

Hate is my only friend
Pain is my father
Torment is delight to me
Death is my sanctuary
I seek it with pleasure
Please let me die in solitude…

Und warum habe ich etwa ´A Sorcerer’s Pledge´ nie wirklich genossen wie hier?

Hauptaugenmerk des Abends lag auf dem Frühwerk. Allein vier Stücke entstammen dem Debüt ´Epicus Doomicus Metallicus´. Da der Sänger des Debüts Johan Langquist seit geraumer Zeit wieder an Bord ist, liegt das schon nahe. Für Fans ist die Frühzeit eh immer die klassische Zeit.

´Green Valley Live´ ist nichts weniger als ein ideales Zeugnis einer großen Band. Es glänzt durch Soundwälle, geschichtet aus schwere Riffs und tiefen Bässen. Allein diese Schwere, die Heavyness, die mir vorher nie so bewusst war, lässt CANDLEMASS in meiner Gunst von oben nach viel weiter oben steigen. Über diesen Tönen thront ein Gesang, der nicht von dieser Welt ist. Wer hier noch Messiah hinterher trauert, der muss die Studioalben staubfrei halten. Und Mats ist bei PRINS SVART auch besser aufgehoben.

https://www.facebook.com/candlemass