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SUBTERRANEAN MASQUERADE – Mountain Fever

~ 2021 (Sensory Records/Alive) – Stil: (Prog) Metal ~


´Mountain Fever´ bedeutet, Contenance und Courage zu besitzen, solch ein Werk in den Golanhöhen aufzunehmen und es im Anschluss anderthalb Jahre schmoren zu lassen. SUBTERRANEAN MASQUERADE bewahren in den behutsam unruhigen Zeiten 2020 die Ruhe, nehmen in der Zurückgezogenheit flugs die Re-Recordings ´The Pros & Cons Of Social Isolation´ auf, um 2021 unumstößlich mit ´Mountain Fever´ die Welt im Sturm zu erobern.

Die bisherigen Klangwanderungen von SUBTERRANEAN MASQUERADE sehen nunmehr ihrem Höhepunkt entgegen. Galten bislang ORPHANED LAND als die weltweit bekanntesten Vertreter des Heavy Metal aus Israel, dürften ihnen von nun an SUBTERRANEAN MASQUERADE diesen Platz streitig machen. Das Sextett – Davidavi „Vidi“ Dolev (Gesang), Tomer Pink (Gitarren), Or Shalev (Gitarren), Shai Yallin (Keyboards, Glockenspiel), Golan Farhi (Bass) und Matan Shmuely (Drums) – lebt mehr als jemals zuvor seine Mischung aus Prog, Folk, Psychedelic und Sinfonic im Metal aus. Stilistisch ragen sie mittlerweile eindeutig und äußerst steil aus dem Prog Metal der Gegenwart empor, anstatt sich anderweitig im Prog Rock zu verlieren.

Konnten bislang, selbst auf den letzten beiden Werken ´The Great Bazaar´ und ´Vagabond´, Vergleiche mit AMASEFFER und SECOND RELATION sowie MYRATH und ORPHANED LAND nicht vollends greifen, so fallen ebenso schlichtweg jegliche, oberflächliche Querverweise zu OPETH oder PAIN OF SALVATION aus. SUBTERRANEAN MASQUERADE zeigen sich eigenständiger sowie einprägsamer, entsagen dabei gleichsam dem konventionellen Songwriting und seinen Strukturen. Das ist an und für sich die große Kunst des Songwritings, wenn sie wie im vorliegenden Falle noch mit großartigen Melodien gesegnet ist.

Neben der Veredelung ihrer musikalischen Ausrichtung bedeutet der Abschied von Sänger Paul Kuhr (NOVEMBERS DOOM) im Jahre 2015, dann der von Eliran Weizman (ASGAUT) und Kjetil Nordhus (GREEN CARNATION) im Jahre 2018 einen gehörigen Einschnitt in das Profil von SUBTERRANEAN MASQUERADE. Ihr Nachfolger am Mikrofon übernimmt seit drei Jahren nun alle Tonlagen, denn Davidavi „Vidi“ Dolev (OMB, SEVENTH STATION) beherrscht zwischen sanftem Säuseln, hohem Falsetto und harschem Schreien alle notwendigen Gesangsstile. Daher überrascht es keineswegs, dass er innerhalb seines Spektrums in der einen Sekunde nach David Bowie, in der anderen nach Fish und ein weiteres Mal nach Eric Clayton klingen kann.

 

 

Selbstverständlich leiten akustische Instrumente dieses Werk ein. Dennoch muss ´Snake Charmer´ das Exotische gar nicht mehr in den Vordergrund schieben, da wohltuend elegische als auch flirrende Gitarrenläufe begeisternd einwirken und sich der Höhepunkt schlicht episch, aber umso intensiver offenbart. Sogar ´Diaspora, My Love´ schwebt in der Elegie einer Ballade, die ankündigt, sich in den Gitarrenklängen zu ergießen, gleichwohl im Gesang mit gleichfalls dunklerem Anklang zum Tribal-Rhythmus den Klimax sucht. Hernach lassen nicht erst die Balkan-Bläser ´Mountain Fever´ zu einem künftigen Evergreen heranwachsen. Die Single ´Ascend´ ist diesem in Sachen Mehrheitsfähigkeit sogleich auf der Spur, gar mit lautmalerischem Jodeln zum Songfinale.

Selbst das hebräische Traditions-Volkslied ´Ya Shema Evyonecha´ erfährt heuer eine metallische Umsetzung („Ya shema e’veyonecha. Hamchalim paneycha. Avinoo Levaneycha. Al na te’alem o’znecha.“). Der abermalig variierende Gesang gipfelt dagegen beim dezent folkigen ´Inwards´ im Hohelied Salomos („Who is she that looketh forth as the dawn, fair as the moon, clear as the sun, terrible as an army with banners?“; Hoheslied 6:10). Unterstützung schenkt hier MELECHESHs Ashmedi. Der harsche Gesang aus ´Somewhere I Sadly Belong´ findet seine Öffnung nämlich allein im Refrain („Are we going to make it? Are we going to make it?“). Das episch lange ´For The Leader, With Strings Music´ nutzt anstelle der gewohnten Bandbreite vereinzelt Black Metal-Gitarren, bösen Gesang und irre Wandlungen. Theatralisch und sinfonisch mit Streichern zeigt sich ´The Stillnox Oratory´ gesanglich mehrfach nahe an David Bowie, während das Album schließende ´Mångata´ seine Theatralik vorzugsweise gesanglich entwickelt.

(9 Punkte)

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