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LIQUID STEEL – Mountains Of Madness

~ 2021 (Metalizer Records) – Stil: Heavy Metal ~


Promoinfos zu lesen, bevor man ein Album hört, kann einen schon beeinflussen. Da werden dann Lieder hervorgehoben, in den Vordergrund geschoben und Erwartungen geweckt. Ob die dann immer erfüllt werden, steht auf einem anderen Blatt. So ist es etwa mit LIQUID STEELs drittem Album. Da muss ein Rezensent schon aufpassen, sich nicht beeinflussen zu lassen.

Hier wurde etwa der Titeltrack gelobt. Tatsächlich, ´Mountains Of Madness´ entspricht dem. Ruhiges Intro, schnelle Parts, epische Passagen, die Zusammensetzung stimmt. Die Zutaten harmonieren. Die Übergänge sind stimmig. Dass aber die Jungs aus Innsbruck ihre Heimat als Berge des Wahnsinns am Ende der Welt betiteln, so schlimm kommt mir diese Stadt gar nicht vor. Es sei denn, sie beziehen sich auf Mitglieder der Familie Habsburg, die einst auf Schloß Ambras residierten und von Wahnsinn befallen waren. Oder ist es gar eine Vertonung einer Geschichte von H.P. Lovecraft?

Tatsächlich ein heimatliches Thema wird in ´Alpine Warrior´ besungen. Niemand geringeres ist der Held, als die 1991 in den Ötztaler Alpen gefundene Gletschermumie. Nicht nur, dass sein Leben und Sterben schon mit dem großartigen Jürgen Vogel verfilmt wurde, jetzt bekommt Ötzi (ohne DJ bitte, der ist eher Zombie, denn eine Mumie) seine eigene Hymne. Die Spoken Words erzeugen ein gewisses MANOWAR-Feeling. Dabei bleiben LIQUID STEEL eigenständig genug, ganz sicher nicht als Kopie tituliert zu werden.

Was mir noch gefällt? Eigentlich alles. ´City Lights´ zum Beispiel, die Feier der Großstadt, die Rock’n’Roll-Hymne auf das Nachtleben. Das umfängt uns hoffentlich bald wieder, bis dahin aber kann dieser Song wie ein Placebo wirken.

Zeilen wie „Rising from the ashes, rising high, our Phoenix should rise…“ mögen klischeebeladen sein. Aber viele kennen es. Man liegt am Boden, zerstört, verbrennt innerlich. Wenn man sich dann wieder erhebt, ist man stärker als zuvor. So ist ´Phoenix´ passend etwa zur Lektüre von Rob Halfords Autobiographie.

Wer sein Metall heiß liebt, das Eisen rot glühend, Flüssigstahl eben, der ist hier richtig. LIQUID STEEL liefern nun mal feinsten mehrfach geschmiedeten Edelstahl, geschmiedet in den Feuern des Phoenix. Und dafür 9 Punkte.

In Steel We Trust!

https://liquidsteel.at/

https://www.facebook.com/LiquidSteelOfficial

Mitglieder:
Ferdinand Berktold – Gitarren
Fabio Carta – Gesang
Martin Eberharter – Schlagzeug
Jürgen Herrnegger – Gitarren
Dominik Lechner – Bass

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