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MATT SWEENEY & BONNIE ‘PRINCE‘ BILLY – Superwolves

~ 2021 (Drag City/Domino) – Stil: Alternative Country/Neo-Folk/Pop ~


Die beiden Freunde Matt Sweeney und Will Oldham (besser bekannt als Bonnie ‚Prince‘ Billy) arbeiteten schon vor langer Zeit immer wieder mal zusammen, bevor sie 2005 das gemeinsame Album `Superwolf` veröffentlichten. Der nun endlich vorliegende Nachfolger, schlichtweg im Plural `Superwolves` betitelt, ist erneut eine wunderschöne Verbindung von ergreifender Prosa, poetischem Spiel und Oldhams zugleich kraftvollem wie einfühlsamem Gesang.

Das Album besitzt das gleiche astrale Entdeckungsgefühl, einen ähnlichen Sinn für entzückende Melodien und die gleiche lockere und spektrale Qualität wie sein Vorgänger. Wiederum schrieb Oldham die Texte dafür und schickte sie dann an Sweeney weiter, der sich um die musikalischen Belange zu kümmern hatte. Die beiden Künstler werkelten schließlich mehr als fünf Jahre mit Unterbrechungen immer wieder an `Superwolves` und beendeten das Album erst während der Pandemie geradezu im Sprinttempo. Dabei haben sie sich gemeinsam ihren Weg in dasselbe instinktive Zusammenspiel gebahnt, das auf ihrem ersten Werk bereits so ausgezeichnet funktioniert hatte.

 

 

Sweeneys Gitarrenvirtuosität ist zweifellos eine anerkannte Tatsache, was sich vor allem mit seinem vielseitigen Output, unter anderem auf Alben von RUN THE JEWELS, ADELE und NEIL DIAMOND, belegen lässt. Seine Arbeit ist hierauf allerdings größtenteils zart und meditativ, und er fördert mit seinem intensiven Spiel ganz besonders die Stimme seines Freundes Will, der den Melodien eine zugleich softe wie körnige Note verleiht – manchmal klingt er dabei beinahe verloren und zerbrechlich.

Überwiegend sanft und spärlich passen dabei Sweeneys täuschend komplexe Melodien und das zarte Fingerpicking perfekt zu Oldhams Überlegungen über Vaterschaft, Altern, Liebe und Tod. Manchmal werden die Themen sogar alle gleichzeitig offensichtlich, wie etwa in dem wunderbaren `Resist The Urge`, in dem Oldham seinen Töchtern verspricht, dass er auch im Jenseits für sie da sein wird.

So ruhig die „Superwölfe“ zwar überwiegend sind, so gibt es auch eine dunkle Bedrohung, wie etwa beim brütenden, psychedelischen Wirbel des Openers `Make Worry For Me` oder dem Album-Closer `Not Fooling`, wo eine kreisende Orgel und die Gitarren wie in Flammen aufzugehen scheinen.

`Superwolves` präsentiert einmal mehr eine musikalische und lyrische Raffinesse, die über die Genregrenzen des Folk und Country hinausgeht und das Territorium entlang unserer emotionalen Grenze neu absteckt. Sweeney und Oldham haben Jahrzehnte damit verbracht, ihr Handwerk stets zu verbessern und die Fähigkeit des Duos, authentische Emotionen im Studio einzufangen, ist nach wie vor ungemein inspirierend. Sie kann allerdings auch ein wenig traurig machen – jedoch genau auf die richtige Weise.

(7,5 Punkte)

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