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CELTIC HILLS – Mystai Keltoy

~ 2021 (Elevate Records) – Stil: Power/Symphonic Metal ~


Der Vorgänger ´Blood Over Intents´ hat ja schon einige lobende Worte von mir erhalten, trotz einiger Punkte, die mir nicht gefielen. Und seitdem haben sich CELTIC HILLS tatsächlich steigern können. Zum einen klingen die elf neuen Stücke einheitlicher. Dazu ist es gelungen, die wenigen noch hörbaren Death Metal-Einflüsse besser zu integrieren.

Auch Jonathan Vanderbilts Stimme hat sich entwickelt. An einigen Stellen erinnert er an einen jungen Ralf Scheepers. Das soll ausdrücklich als Lob gesagt sein. Dadurch klingen weite Teile des Albums auch wie alte GAMMA RAY. Dieser Einfluss, auf dem Vorgänger schon latent vorhanden, kann sich heute auf ´Mystai Keltoy´ endlich richtig durchsetzen.

Wenn Leser erschrecken sollten, ob der Beschreibung als Symphonic Metal, die sinfonischen Teilen passen sich wunderbar ein. Sie sind oft nur ein Mittel, bestimmte Stellen zu unterstreichen und Stimmungen zu erzeugen.

Am auffälligsten sind da eigentlich die Posaunen in ´Battle Of Frigidum´. In der besungenen Schlacht im Jahre 394 nach Christus Geburt entschied sich die Zukunft des Römischen Reiches. Hier bekämpften sich christliche und heidnische Parteien. Das Ergebnis der Schlacht war der endgültige Siegeszug des Christentums in Rom. Und sie war einer der letzten Schritte in Richtung Teilung in Ost- und Weströmisches Reich. So werden die Posaunen hier ein musikalischer Teil des Schlachtgetümmels.

In ´Eden´ kontrastieren elegische Streicher die harten Gitarren. Mit Gastsängerin Germana Noage (Ex-AETHERNA) wird ein leichtes NIGHTWISH-Feeling erzeugt. Es wird hier aber nicht kitschig, eher erinnert man sich an die Zeit, als die Finnen noch den Underground beackerten. Für ´Temple Of Love´, kein Cover der SISTERS OF MERCY, geht Jonathan an die unteren Grenzen seiner Stimme. Dieser tiefe und sonore Vortrag ergänzt eine leicht gotisch angehauchte Midtemponummer. Ein Cover der erwähnten Schwestern würde sich tatsächlich an dieser Stelle sehr gut einfügen.

Wie kurz schon angesprochen, textlich gehen CELTIC HILLS andere Wege, als weite Teile der schwermetallischen Mitbewerber. Da besonders Sänger Jonathan interessiert ist an Geschichte und Archäologie, verwundert es nicht, daß sich die neuen Songs um historische Begebenheiten und Legenden seiner Heimatregion Friaul-Kärnten drehen. Diese Region, im englischen zum Teil als Celtic Hills bekannt, zieht sich über Ländergrenzen hinweg, bildet dennoch eine Einheit. Die Heimatstadt der Band, Triest, beherbergte etwa bis ins 20. Jahrhundert einen k.u.k. Marinehafen.

Ein anderer Ort in der Region etwa ist das beschauliche Osoppo. Hierhin entführt den Hörer das epische ´The 7-headed Dragon Of Osoppo´. Der vergiftete mit seinem Atem irgendwann im Mittelalter das Land. In ihrer Not riefen die Bewohner einen christlichen Eremiten um Hilfe. Um es kurz zu machen, dieser bezwang, der Legende nach mit Gottes Hilfe, den Drachen. Daran erinnert noch heute die Kirche San Rocco. Der Heilige Rochus, Schutzpatron gegen die Pest, dürfte auch ein Hinweis auf den Kern der Legende bieten. Zusammen mit dem Verschwinden des Drachen fielen die Sümpfe trocken. Es entstand eine fruchtbare Ebene. So spricht einiges dafür, daß das Ungeheuer als Symbol für die lange in der Region grassierende Malaria steht. (Hiermit wäre auch der Bildungsauftrag erfüllt…)

Um zum Ende zu kommen, in jedem Falle ist dem Trio mit ´Mystai Keltoy´ ein starkes und recht eigenständiges Album gelungen. Die seltsamen und überflüssigen Thrashstücke des Vorgängers gehören der Vergangenheit an. Das ein oder andere thrashige Riff passt sich heute in die Songs ein. Damit beweisen CELTIC HILLS, dass Power und Symphonic Metal mehr sein kann, als in letzter Zeit oft zu hören. Nämlich hart und mit Tiefgang tönen und schmalzige Klänge vermeiden.

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/CELTIC-HILLS-OFFICIAL-279464367306

https://celtichills.bandcamp.com/


(VÖ: 30.05.2021)