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JOHAN KIHLBERG’S IMPERA – Spirit Of Alchemy

~ 2021 (Metalville) – Stil: Hard & Heavy ~


„Chewie, wir sind zu Hause.“ Das könnte mein neuer Qualitäts-Slogan werden, wenn mich die Nostalgie überkommt. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer bewahrt den Spirit von DOKKEN und kommt aus welchem Land? Hatten sich jüngst gerade LAZARUS DREAM ein wenig vor dieser Klassikerband verneigt, bekomme ich hier als Fan die Vollbedienung.

Vorab für die Jüngeren unter euch: Nein, DOKKEN waren kein x-beliebige Hairband (auch wenn das pudelige Cover der Überplatte ´Under Lock And Key´ das nahelegt), sondern einst die Speerspitze des gepflegten Hochniveau-US-Hard & Heavy – zu dem immer noch STRYPER gehören – und mindestens so wichtig und auch teilweise so metallisch wie FIFTH ANGEL oder LEATHERWOLF.

Zurück zur erwarteten Antwort: Der Johan ist’s, spielt eigentlich Schlagzeug und kommt aus Stockholm. Schon seit der letzten Scheibe ist Herr Kihlberg’s IMPERA eine Bank, wenn es um „true Hard & Heavy“ geht und er als „Dirigent“ Starmusiker um sich schart, die seine immer anderen Visionen vorzüglich umsetzen. Und diesmal legt das aktuelle Kollektiv eine Scheibe vor, die DOKKEN nicht mehr hinbekommen hätten, wenn sie denn ´Back For The Attack´ kämen statt ihre ´Greatest Hits´ neueingespielt zu demontieren oder Demos auszugraben, die unterm Teppich gekehrt hätten bleiben sollen. Selbst wenn sie Rob Rock ans Mikro gestellt hätten und ihnen Roy Z (seines Zeichens Retter von Bruce D. und Rob H.) in den Arsch getreten hätte (sorry, Männer – probiert’s doch vielleicht einfach nochmal ?!).

Snowy Shaw (ja, der MAD ARCHITECT, der u.a. bei KING DIAMOND, MERCYFUL FATE & DENNER/SHERMANN mitgemischt hat, ehemals auch DREAM EVIL und MEMENTO MORI) tritt Mick Brown vom Drumhocker, Lars Chriss (LION’S SHARE) schnappt sich George Lynchs Gitarre, Jeff Pilsons Bass wandert durch die Hände von zwei hochkarätigen Gästen zu John Levén (EUROPE) und da Don Dokkens Stimme eh weit und breit nicht mehr zu finden ist, erweist sich Jonny Lindkvist (NOCTURNAL RITES) dabei als eine Wonne für Freunde von Stimmen wie eben der des unerreichten Rob Rock (u.a. IMPELLITTERI, M.A.R.S., ex-WARRIOR) oder gar Parramore McCarty (natürlich der Ur-WARRIOR, STEVE STEVENS‘ ATOMIC PLAYBOYS). Dazu gibt’s zusätzlich Tastenklänge von Lars‘ Kumpel Kay Backlund (ebenfalls LION’S SHARE), deren beider Buddy Nils (Patrik Johansson – der auch die ASTRAL DOORS mächtig zum schwingen bringt) war ja bereits auf dem Vorgänger zu hören.

 

Das ist wahrlich teuflische Alchemie dieser Allstar-Combo, diesen Spirit so einzufangen und dazu noch Spuren der anderen genannten Bands einzustreuen. Wer jetzt „Copycat“ schreit, dem dreht Chewie den Arm aus dem Gelenk. Im Uptempo geht’s mit ´Nothing Will Last´ los und auch ´Lost Your Life To Rock’n’Roll´ kratzt an der Grenze zum Metal. Einer von vielen Ohrwürmern spielt ´In Heaven´, das Anfangsriff vom simplen, aber höchst effektiven Stampfer ´Read It And Weep´ verhalf schon RATTs Überhit ´You’re In Love´ zu fett-metallischem Glanz, mehr schnelles DOKKEN-Riffing wie bei ´All About You´ geht nicht und dazu noch die typischen Heavy-Hymnen mit balladesken Parts (´When Souls Collide´, ´What Will Be Will Be´), die die Mannen aus L.A. einst zur Perfektion etablierten, führen hier zu einem sentimentalen Freudensausbruch ohne Gleichen. Die Sangesleistung liefert mit ´No´ ein letztes Mal angenehme (Rob)-Rock-Gänsehaut.

Entgegen aller Erwartungen aufgrund der sinfonischen Ader des Chefs wird das Ganze sehr selten mit unaufdringlich dezenten Bombastschnipseln aufgepeppt bis Johan am Ende instrumental in den epischen Hymnenbattle gegen TOTOs ´Child Anthem´ oder deren Kollaboration mit James Newton Howard (als J.N.H.& FRIENDS – Übertitel: ´Amuseum´) antritt und damit einen Waffenstillstand erreicht und die Anerkennung instrumentaler Epenfans einheimsen kann.

Zwischendurch habe ich mir mal wieder die ´Under Lock And Key´ reingeföhnt und es dürfte jedem klar sein, dass nichts Neues an bis zum Exzess gehörte, in-und auswendig abgespeicherte Evergreens herankommt, aber anno 2021 gibt es für mich nichts Besseres in dieser Richtung als JOHAN KIHLBERG’S IMPERA. Und Chewie röööööhrt ununterbrochen voller Freude.

 

www.facebook.com/Impera

www.impera.org


Pics:

Johan Kihlberg – Carina Larsson
Lars Chriss – Hanna Axelsson-Freese
John Leven – Patric Ullaeus
Pontus Egberg – Therés Stephansdotter Björk
Snowy Shaw – Lillemor Shaw
Kay Backlund – Milla Cederholm
Mats Vassfjord – Mats Vassfjord
Jonny Lindkvist – Marcus Norman