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WODE – Burn In Many Mirrors

~ 2021 (20 Buck Spin) – Stil: Blackened Death Metal/Avantgarde ~


Extrem-Metal aus Großbritannien hat sich gerade in den letzten Jahren beeindruckend weiterentwickelt, insbesondere die geschwärzte Variante. Ob nun der talismanische Schotte Andy Marshall mit FUATH und SAOR, die Londoner Kerkerschänder GRAVE MIASMA oder die mitreißenden Cinemascope-Sounds von WINTERFYLLETH – Black Metal erlebt auf der Insel nun bereits seit Jahren eine Renaissance, die sich wahrlich sehen lassen kann.

WODE aus Manchester brachen schließlich ebenfalls aus dem Untergrund in die Avantgarde des britischen Black Metal ein. Auf ihr eher konventionelles Debüt von 2016 folgte bereits ein Jahr später `Servants Of The Countercosmos`, auf das nun auch vermehrt melodische Elemente eingeflossen waren, die für ein neues Gefühl an Atmosphäre sorgten. Zudem erhielt auch Death Metal eine weit stärkere Dominanz. Das Album festigte WODE als eine der besten Genre-Blending-Bands, die das Vereinigte Königreich zu bieten hatte und nach rund vier Jahren Pause deutet `Burn In Many Mirrors` darauf hin, dass sie ihre magische Note nicht nur beibehalten, sondern nochmals deutlich intensiviert haben.

Es ist ein geschwärztes Todesmetall-Offering im wahrsten Sinne des Wortes und nicht nur eine halbherzige Mischung aus beidem – und die beiden Genres verschmelzen dabei durch versiertes Craftmanship zu einem neuen Ganzen. Der Opener `Lunar Madness` zeigt die wundervolle D-Beat-Brutalisierung auf Anhieb, die zusammen mit wütenden Tremolos verheerende Auswirkungen hat. Es gibt zudem etliche Wirbel an traditionellen Metal-Melodien, mit Lead-Breaks, Soli und melodiösen Unterströmungen der NWOBHM-Sorte, die immer wieder aufflammen und dem neu fokussierten Sound eine weitere Dimension verleihen.

 

 

Dabei gelingt es den Briten, unser Verständnis des Genres zu verbessern, ohne sich jemals wie schiere Retro-Abzocke zu fühlen. Michael Czerwoniuks kehliges Heulen erinnert oftmals an Nergal von BEHEMOTH, besonders auf dem beinahe hymnischen `Vanish Beneath`. Die Eröffnungsstöße von ‚Sulphuric Glow‘ sind unglaublich intensiv und gewalttätig, ähnlich einem Schleudertrauma, und toppen vieles, was von anderen Genregrößen wie GORGOROTH oder 1349 jemals produziert wurde. Ein Großteil des Albums ist jedoch im mittleren Tempo abgespielt und bietet lineares Stampfen, und es gibt sogar deutliche Hinweise auf NWOBHM-Sounds in den Gitarren-Leads von `Serpent’s Coil` und `Sulphuric Glow`, die ein unglaubliches Gefühl an Dynamik erzeugen.

Bei `Serpent’s Coil` etwa bluten die Eröffnungs-Tremolo-Riffs in IRON MAIDEN-artige Melodien über, gefolgt von einem stampfenden, geschwärzten Speed-Metal-Groove. Die Dual-Harmony-Gitarrenarbeit forciert schließlich zunehmend ihr Tempo und wird folglich in eine Passage reiner Black-Metal-Aggression versetzt, während Gothic-Orgeln gegen Ende des Tracks die Klanglandschaft zunehmend ausfüllen.

Das abschließende zehnminütige Triptychon `Streams of Rapture` bildet zweifellos den Höhepunkt des Albums. Ätherisch und atmosphärisch hämmern die ersten Klänge und schaffen ein Gefühl von Unbehagen und Beklemmung. Ein rituelles Trommeln, das mit einem antiquiert klingenden Synthesizer zusammenstößt, bevor WODE in geschwärzten Death Metal von seiner besten Seite davonjagen. Tremolos mischen sich dabei mit D-Beats der alten Schule, Blast-Beats überwältigen Death-Metal-Grooves und dissonante Lead-Breaks tragen zusätzlich zum Chaos bei, während sich das Opus wie von selbst auf- und wieder abzubauen scheint. Ein würdiger Abschluss und eine alles in allem beachtliche Leistung aus der Hauptstadt der industriellen Revolution.

(7,5 Punkte)

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