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AINUR – War Of The Jewels

~ 2021 (Rockshots Records) – Stil: Sinfonic Metal Opera ~


Wow, was für ein aufwendiges Werk auf 75 Minuten. Wow, was für eine stilistische Bandbreite. Wow, welch‘ bombastische Umsetzung der konfliktreichen J.R.R. Tolkien’schen Reiche. Reichen sich nun endlich die KANSAS-Classicprogger und die DREAM THEATER-Progmetaller die Hände und nehmen die etwas von ´Transitus´ enttäuschten (jaja, nicht wirklich – jammern auf höchstem Niveau darf man schonmal bei solch einer Discografie) AYREON-Jünger*innen (sieht doch politisch korrekt Scheiße aus, oder?) (deshalb eliminiert es sich auch beim nächsten Tiefflug eigenhändig – Anm. d. Red.) mit?

Kurze Antwort: Ja – ohne Wenn und Aber. Für alle etwas dabei, von sinfonischen Parts über unverbrauchte, harmonierende Stimmen, narrative Elemente, instrumentalem Wahnwitz aller Härtegrade bis hin zu starken Melodien und Emotionen. Die meisten Stücke bieten die komplette Bandbreite an Gegensätzen, anstatt auf durchgehende Fetzer oder Balladen zu setzen.

Gut Ding will Weile haben. Seit 2009 basteln diese verrückten Idealisten schon mehr oder weniger intensiv an diesem Werk, welches letztes Jahr endlich abgeschlossen werden konnte. Dass dies kein Schnellschuß war und eine unglaubliche Liebe zum Detail zugrunde liegt, hört man in jeder Sekunde. Um die umfangreiche Historie des Projekts nicht zur Doktorarbeit ausarten zu lassen, beschränke ich mich in aller Kürze auf das Wesentliche:

Vor etwa 17 Jahren hatten Luca Catalano (Gitarre, Lead & Backings), Marco Catalano (Schlagzeug, Lead & Backings) und anfangs Gianluca Castelli ursprünglich die Idee der Umsetzung der Tolkien’schen Schöpfungsgeschichte von Mittelerde namens „Silmarillion“. Nach umfangreichen LP- und Single-Veröffentlichungen als auch Liveumsetzungen präsentiert das aktuelle Orchester aus zwölf Musikern (plus Gäste) und Alex Armuschio (Keybords, Lead Vocals) im Catalano-Komponistenteam eines der ambitioniertesten Werke des laufenden Jahres. Punkt. Nun zur Musik.

 

 

Nach zwei Opening-Instrumentalen für die Bombasten und Frickler lockt zunächst die ´Hell Of Iron´ die SYMPHONY X-, KANSAS- und NIGHTWISH-Fraktionen gleichermaßen, die hardrockende Gemeinde lässt sich später von ´Grinding Ice´ verzaubern, den totalen Sangesoverkill findet sich im ´Spirit Of Fire´. Wer sofortige Gänsehaut mit Ohrwurmcharakter will, teste direkt ´ Kinslaying (The First)´ – danach sollte die Entscheidung schon gefallen sein. Ansonsten nützt es wenig, die Titel hier in ihre Bestandteile zu zerlegen, wer auf Metal Operas steht, nimmt sich sowieso die Zeit und wird hier sofort ein Highlight erkennen. Die Breitwand-Epik-Verächter verspüren schon bei der Stilbeschreibung in leichtes Würgen und lesen einfach weiter.

Wenn es hier etwas zu beachten gibt, dann lediglich, dass die Wilderen unter Euch bei vielen ruhigeren Parts ein wenig Geduld zeigen müssen, bevor sie sich wieder ins Schlachtgetümmel werfen, was auf der anderen Seite die Milderen erfreut, die sich bei anderen Bands des Genres während übermäßigem Geballer unterm Schild verstecken.

AINUR ist eine echte, aufregende Alternative im konzeptionellen AYREON-Kosmos. Ich warte auf’s Vinyl im Juni und bin jetzt schon gespannt auf die Aufmachung.

 

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