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WHITE VOID – Anti

~ 2021 (Nuclear Blast Records) – Stil: Metal ~


WHITE VOID sind das neueste Zuckerl, das sich Hörer des Okkult und Retro Rock als auch des Dark Wave/Post Punk auf der Zunge zergehen lassen werden. Obwohl es absurd klingt, eine urmenschliche Neigung und einen Sinn in der Musik zu suchen, denn die menschliche Natur bleibt schlichtweg unfähig, eine Bedeutung zu finden, werden dennoch alle WHITE VOID lieben.

Natürlich auch ohne den kurz angeklungenen Absurdismus von Albert Camus verstanden zu haben, auf den sich Mastermind/Sänger Lars Nedland (SOLEFALD, CARPATHIAN FOREST, BORKNAGAR) beruft. Denn es fanden sich ebenso leicht aus allen musikalischen Richtungen weitere drei Männer ein, um mit Lars Nedland WHITE VOID anzukurbeln: Bassist und KUBBI-Electronica-Spezi Vegard Kummen, Bluesrock-Gitarrist Eivind Marum und Schlagzeuger Tobias Solbakk von IHSAHN.

Die Dunkelheit und das strahlende Licht besorgen im gleichen Maße die Grundlagen für das Debüt des brandneuen Quartetts. Es könnten die apokalyptischen Reiter des Siebzigerjahre Okkult und Psychedelic Rock dahergeritten kommen, es könnten die Schlachtrösser des Achtzigerjahre Heavy Metal über die Steppe galoppieren oder es könnten die Raumgleiter der New Wave aus dem schönen Großbritannien der Achtziger um die Ecke schweben, niemals gäbe es eine Erwartungshaltung, WHITE VOID in der nächsten Sekunde gegenüberzutreten.

Natürlich haben sich zuletzt bereits vor WHITE VOID einige andere Mitstreiter auf ähnliche Pfade begeben. Etwa BEASTMILK mit weniger Metal im Blut oder zuletzt sogar LUNAR SHADOW, aber diese okkultisch-psychedelische und rockig-new-wavige Ader klingt bei WHITE VOID eher pompös poppig, aber dennoch kraftvoll metallisch. Aktuelle Parallelen zu BORKNAGAR kommen natürlich höchstens allein aufgrund des Gesangs von Lars Nedland auf.

Ein besonderes Erkennungszeichen von WHITE VOID sind die singenden Gitarren, andauernd jubilieren die Saiten und spielen sich in alle Seelen, unter Umständen sogar den Teufel aus denselben. Obwohl dies nicht unbedingt extraordinär ungewöhnlich ist, bleibt eine solche Häufung von Gitarrengeheul bei obendrein großartigen Kompositionen ein Ausnahmefall. Der Opener ´Do. Not. Sleep.´ bildet dabei im Okkult und Retro Rock den Startschuss. Mit Orgel führt ´The Shovel And The Cross´ diesen Ansatz und ´This Apocalypse Is For You´ in einem anschaulicheren Groove geschwind fort. ´There Is No Freedom But The End´ ist dagegen dunkler im Sinne des Wave, ehe der Refrain doch plötzlich wolkenleicht im Wind erschallt und immer noch böse Gedanken („Meine Schläfen brennen wie eine verdammte Kirche.“) des teuflischen Lars Nedland trägt („No more lies, we are the Luciferian tribe.“).

Aus seiner trüben Stimmung entfrostet ´Where You Go, You’ll Bring Nothing´ von Steigerung zu Steigerung, und begegnet auf ein bis zwei Stufen sogar AUDREY HORNE. Wichtig ist letztendlich, dass die Gitarren mit dem Universum kommunizieren. Selbst wenn eine Komposition wie ´All Chains Rust, All Men Die´ bisweilen nach BLUE ÖYSTER CULT tönt, darf sie sanft und episch im Chorus schwingen. GHOST-Anhänger fiebern daher nicht erst bei einer locker und beschwingt, geradewegs zum Schunkeln einladenden Wave-Hymne wie ´The Fucking Violence Of Love´ mit. Der Final-Beginn klingt dann zwar nach MASTER BOOT RECORD elektronisch, doch neben den Tastenklängen ist die Gitarre letztendlich auch in ´The Air Was Thick With Smoke´ hellwach, geradezu glockenschön.

(8,5 Punkte)

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