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ASTRAKHAN – A Slow Ride Towards Death

~ 2021 (Melodic Passion Records) – Stil: Dark Cinematic Prog Rock ~


Nach zwei hervorragenden Alben, dem 2013er Debüt ´Retrospective´ und seinem 2016er Nachfolger ´Adrenaline Kiss´, entschlossen sich ASTRAKHAN im vergangenen Jahr, das Live-Album ´Superstar Experience´ zu veröffentlichen. Da Sänger Alexander Lycke sogar ein gefeierter Musical-Star ist und ASTRAKHAN seit 2018 erfolgreich „Jesus Christ Superstar“ darbieten, kam der Release einer Live-Aufnahme aus dem selben Jahr nicht überraschend. Aus heiterem Himmel erscheint im Frühjahr 2021 jedoch das dritte Studioalbum, bei dem sich Alexander Lycke, Bassist Per Schelander und Schlagzeuger Martin Larsson abermals genötigt sahen, die vakante Position des Gitarristen mit einem Gaststar zu besetzen, diesmal mit Johan Hallgren von PAIN OF SALVATION. Zudem mussten ASTRAKHAN den Abgang von einem der Schelander-Brüder, von Keyboarder Jörgen verkraften, der nur noch als Gastmusiker zu hören ist.

 

 

Die langsame Fahrt in Richtung Tod beginnt mit der Einsamkeit. ´Lonesome Cry´ bietet gefühlvollen und emotionsgeladenen Gesang, der sich in einem jubilierenden Chorus entlädt, dessen Unterbau wuselig progressiv keine Ruhe einkehren lässt. Allein PAIN OF SALVATION sind zu ebensolchen Großtaten fähig. Im Anschluss fängt zwar ´Take Me With You´ wie QUEENs ´Innuendo´ an, feuert aber ein sattes Rhythmus-Leuchten ab, unter dem jegliche Mellotron-Klänge verblassen. Zur Ablösung des Chorgesangs singt Alexander Lycke zudem plötzlich in den schönsten und höchsten Tönen. Allein eine ARK-Version 2.0 wäre zu manch solcher Momente fähig, und zu dem Tasten-Feuerwerk in ´What You’ll Resist Will Remain´ mit elegischen Gitarrenklängen möglicherweise nur DEEP PURPLE 3.0.

Alles dreht sich im Leben um die Träume und die Liebe, um Gott und das für jeden anstehende Ende, ´Until It Ends´. Bedrohlich schwingen die Tonfolgen nach einem ruhigen Beginn in ´Youtopia´ und wachsen zu einem Orkan heran. Der Leidenschaft des Lebens entsprechend gibt ´Control´ nochmals ordentlich Gas. Magisch hardrockend begibt sich ´M.E 2020´ auf die letzten Meter von Allem. Der Chorgesang erstrahlt dazu in vollem Glanze, doch Alexander Lycke singt plötzlich wie eine Lichtgestallt: „The longest road won’t lead me home, when all I lived for now is gone.“ Die neunminütige Komposition schreitet voran und mündet im finalen, großen Chorgesang, etwa á la ROUGH SILK: „The end, I’ve seen it for some time. A long time friend of mine. I know you so I’ll fool you. I wont go there at all.“

ASTRAKHAN präsentieren großes, mächtiges und dunkles Prog-Kino für das Hier und Jetzt.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/Astrakhan.band


(VÖ: 23.04.2021)