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GARY HUGHES – Waterside

~ 2021 (Frontiers Music) – Stil: Melodic Rock / AOR ~


So richtig viel habe ich in diesem Leben von Gary Hughes nicht gehört, da bin ich ehrlich. Mit seiner Band TEN und seinen Solo-Aktivitäten stand er bei mir schnell im Verdacht des „Adult Oriented Rock – AOR“. Ich bin – bis auf wenige qualitative Ausnahmen – ehrlich gesagt kein großer Freund von AOR, vielleicht bin ich noch nicht genug „adult“. Ich bin aber noch weniger ein Freund von sinnlosen „Schubladen“, was zählt ist die Qualität der Musik und was es bei mir bewirkt.

Durch die fehlende Verbindung zu Gary Hughes konnte ich allerdings auch sehr frisch ans Werk gehen und ich habe die AOR-Vorurteile einfach mal ganz nach hinten in den „Gedächtnisspeicher“ gestellt. Mit Dann Rosingana an der Leadgitarre und Darrel Treece-Birch an den Drums haben auch TEN-Musiker neben anderen ausgeholfen.

´All At Once It Feels Like I Believe´ heißt der Starttitel und es geht stimmgewaltig, aber auch gleich sehr sanft los. Ziemlich kuschelig für einen Eingangstitel. Ganz angenehmer Bombast und – wie auch immer wieder später – ein ordentliches Gitarrensolo.

Hatte ich jetzt beim zweiten Titel die Erwartung, dass es etwas knackiger wird, wurde diese enttäuscht. Gleiche Geschwindigkeit, feuerzeugkompatibel (ja, ich war schon lange nicht mehr in Konzerten, zumindest in so einem, eher bei den „Pommesgabelkonzerten“. Heute ist statt Feuerzeug auch sicher eher die Taschenlampenhandyfunktion gefragt, Rauchen geht sowieso nimmer).

Deutlich spannender ist dann das fast acht Minuten lange ´Lay Down´, das zumindest mit knackigem Bass anfängt, progressive Elemente und eine komplexere Taktung enthält. Das klingt wohl mehr nach seiner Stammband TEN. Es folgt ein gutes Gitarrensolo, aber gegen Ende wird es mir dann etwas zu Repeat-Chorus-lastig. Schade eigentlich.

Bei ´The Runaway Damned´ ordnen sich die Keyboards auch am Anfang einem feschen Gitarrenmotiv unter. Trotzdem ist mir das zu vorhersehbar und wird auch schnell von den Tasteninstrumenten feindlich übernommen. Es folgen Balladen im Dauereinsatz, für meinen Geschmack zu viel des Guten. Der Titel-Song ist dann ein richtig munteres Lied, im Refrain allerdings etwas zu simpel, aber – einmal mehr – ein feines Gitarrensolo. ´Save My Soul´ rüttelt noch ein bisschen wach, kann noch mal richtig überzeugen. Der Rest plätschert dann aber eher vor sich hin.

Richtig schlecht ist das nicht. Dafür singt Gary Hughes zu professionell und zu gut. Es liegt auch weniger an meiner „getrickerten“ Abneigung von AOR. Mir fehlen einfach total die Überraschungen, vielleicht ist das aber so gewollt für Genreliebhaber von keyboardorientierter, kommerzieller „Melodic Rockmusik“. Deshalb auch zwei Wertungen:

(6,75 Punkte / + 0,5 bis + 0,75 Punkte für AOR-Liebhaber)