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ARC OF LIFE – Arc Of Life

~ 2021 (Frontiers Music s.r.l.) – Stil: YES ~


YES! In Zeiten wie diesen, in denen selbst ein kleiner Sonnenschein wie ich zwischen Grübelei, Hoffnung, Liveunterzuckerung und Lustlosigkeit trotz Sanostol ab und zu den Blues bekomme, hat in anderen Phasen meines Lebens eines immer geholfen: YES.

Die positive Ausstrahlung auf höchstem musikalischen Niveau sorgte stets für eine Rückkehr zu inneren Harmonie, egal ob das gewählte Album mehr oder weniger Frickeliges zu bieten hatte. Und siehe da, wie auch zwei der TOTO-Recken jüngst (Steve & Joseph) warten die noch hungrigen Mitglieder nicht länger auf ein Zeichen oder die Erlaubnis, den Bandnamen ohne namentliche Urgesteine zurück ins Leben und vor allem die Bedeutsamkeit zu bringen – nach diesem eher drögen Versuch mit ´Heaven & Earth´. Also bedeutet ARC OF LIFE in erster Linie: Neu-YES spielen YES… aber diesmal richtig.

Kaum mal von den letzten beiden Kult-Jasagern Steve Howe und Alan White alleingelassen, schaffen es neu-Sänger Jon Davison, ehemals-und-wieder Bassist Billy Sherwood (R.I.P Chris Squire) und Backupdrummer Jay Schellen mehr nach YES zu klingen als irgendwer sonst. Dies natürlich nicht zu 70er Zeiten, sondern eher nachdem man sich auf ´Going For The One´ (1977) mit einem letzten Longtrack von diesen verabschiedet hatte und mit ´Tormato´ (1978), dem komplett unterschätzten ´Drama´ (1980 – heute würden die damals dazugestossenen BUGGLES Trevor Horn und Geoff Downes wohl „Streaming killed the Compact Disc Star“ singen) bis hin zum Chartstürmer ´90125´ auf knackige, kürzere Nummern (für YES Verhältnisse) baute. Komplettiert bei diesem schier unglaublichen Vorhaben werden ARC OF LIFE von Dave Kerzner an den Tasten und Jimmy Haun, der als Gitarrist ebenfalls bereits echte YES-Erfahrung mitbringt.

 

 

ARC OF LIFE bauen auf Rock. Progressiven Rock. Weniger Bombast als ´Magnification´ (2001) und sie geben sich nicht ganz so episch wie das letzte großartige Werk ´Fly From Here´ (2011), aber wer die bisher genannten Alben mag, der bekommt hier die Vollbedienung. Auf den ersten Blick eingängige Songs, die jedoch grandios arrangiert sind, komplexe Instrumentalspielereien ebenso wie die unvergleichlichen Chorgesänge liefern.

Manchmal sogar unheimlich, wie sehr gerade Bass- und Gitarrenspiel an die nicht vorhandenen Legenden erinnern. Das führt dazu, dass der artige Progger sogar wieder mit zwei Neunminütern belohnt wird. Und wenn sich ARC OF LIFE mal etwas seichter ausdrücken wollen, dann gefällt sogar das im Gesamtkontext. Ein fröhlich-kommerzielles Stückchen wie ´You Make It Real´ hätte mich in der Endphase meiner heiligen ASIA nicht mehr zum Mitwippen bewegen können, funktioniert aber hier dennoch in der typisch lebensbejahenden YES-Laune und macht schlicht Spaß.

Musik aus einer Ära, in der YES-Fans friedlich neben KING CRIMSON-Anhängern koexistieren konnten, ohne die Vergangenheit ständig zu vermissen und noch weit entfernt waren von poppigen Enttäuschungen. ARC OF LIFE geben dem Fan das, was YES bis auf wenige Ausnahmen seit 1983 nur noch alle 10-20 Jahre liefern sollten. Das Gegenstück zur legendären ´Union´ (1991): Statt ALLEN diesmal „nur“ die NEUEN. Mit gleicher Qualität, aber umso mehr Lust und Laune. YES!

 

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