~ 2021 (Golden Core/ZYX) – Stil: NWoBHM ~
Fast jeder Fan hierzulande kennt wohl Neudi auf irgendeine Art. Vielleicht als Fan, den man schon in einem Konzert neben sich stehen hatte. Als Journalist, schließlich hat er einstmals dem Namen Streetclip ein Gesicht gegeben. Er stand schon vor der Kamera, als das Wort Influencer noch mehr mit ansteckenden Krankheiten zu tun hatte. Und bis heute kann man in diversen Journaillen seine Texte lesen.
Der Musiker hat mit vielen Projekten für Aufmerksamkeit gesorgt. Eine lange Reihe Bands, die mit ihm arbeiteten. Auffällig vielen davon hat er zu einem zweiten oder gar dritten Frühling verholfen, siehe MANILLA ROAD, JAMESON RAID oder momentan TRANCE, deren neues Album in den Startlöchern steht.
Zudem arbeitet Neudi noch für „Golden Core“, entdeckt für dieses Label Neues, wie die Japaner RISINGFALL oder beglückt den Hörer mit spannenden Re-Releases aus alten Zeiten. Nun also hat er uns die Briten RHABSTALLION anzubieten.
Diese gründeten sich 1976 in Huddersfield. Die ersten Jahre nannten sie sich noch STALLION, allerdings gab es unter diesem Namen eine andere Band. Also brauchte es Kreativität und mehrere Biere, bis 1979 der neue Name RHABSTALLION entstand. Pferde, die über Rhabarberbeete galoppieren, seit ein paar Tagen werde ich dieses Bild nicht los.
1980 gab es den ersten Beitrag auf einem Tonträger, ´Chain Reaction´ war Teil eines Samplers namens ´New Electric Warriors´. Anfang 1981 folgte auf dem bandeigenen Label die Single ´Day By Day´. Leider bekamen sie keinen Plattenvertrag, eine zweite Single ´Stranger Stranger´ konnte nicht erscheinen. Die Erfolgsspur wurde nie erreicht, also lösten sie sich 1984 kurzerhand auf.
Zehn Jahre später erschien die Compilation ´Day By Day´, aus alten Liveaufnahmen und Demosongs. Das weckte erstes Interesse. Es gab auch einige Auftritte. Auch in der einschlägigen Literatur ist der Name zu finden. So entwickelten sie sich zu einer Legende. Dennoch dauerte es nochmals mehr als 20 Jahre, ehe sie 2018 wieder in Originalbesetzung zusammenfanden. Und ´Back In The Saddle´ ist das Ergebnis.
Obwohl darauf alte (also wirklich alte) Songs neben ganz neuen stehen, dieses Album klingt wie aus einem Guss. Kenner können vielleicht sagen, welcher Track neu ist. Zu Hören ist das nicht. So gleichwertig sind alle Lieder aufgenommen, so ebenbürtig sind sie sich stilistisch. Kaum, dass man eines hervorheben möchte, kaum ein Stück, das aus dem Rahmen fällt.
Der Sound ist warm und angenehm. Verzichtet haben die Beteiligten auf eine klangliche Modernisierung. Auch vor musikalisch neuen Einflüssen wird Halt gemacht, im Wissen, das geht sowieso meist ins Beinkleid. Wenn Echtheit und Authentizität einen Namen haben, so könnte es RHABSTALLION sein.
Dieses Album, etwa 1981 so entstanden, würde heute gleichwertig neben ´High’n’Dry´ oder ´Killers´ stehen. Hätte, wäre, wenn, da kann man lange herumreden, eigentlich müssten RHABSTALLION in einem Atemzug genannt werden mit JAGUAR, ANGEL WITCH oder DIAMOND HEAD. Und, Neudi sei Dank, haben sie diese Chance bekommen. Und wenn das nächste Mal ROXXCALIBUR im 7er Club gastieren, sieht man vielleicht auch Pferde über Rhabarberbeete galoppieren.
(8,5 fette Punkte)
https://www.facebook.com/rhabstallion
Ebenfalls lesenswert:
