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FOREIGN – The Symphony Of The Wandering Jew Part II

~ 2020 (Pride & Joy Music/Soulfood) – Stil: Progressive Sinfonik Rock/Metal Opera ~


Ihr wollt eine Fleißaufgabe von 72 Minuten epischem Bombast? Selten haben die Label- und Vertriebsnamen so gut dazu gepasst wie diesmal, denn auf dieses Wohlfühlwerk kann man wahrlich Stolz sein – das ist Futter für die Seele.

FOREIGN sind das beste Beispiel dafür, dass Konzeptalben heutzutage keineswegs Modeschmuck sind, sondern euch ebenso diamantenbesetztes Geschmeide offerieren. Wie auch bei ihren Landsleuten AMON SETHIS beginnt die Reise durch herrliche Konzeptlandschaften und auch einer Prise Exotik des nahen Ostens nicht weit entfernt in unserem Nachbarland Frankreich. Wo sind die Zeiten hin, in denen kaum ein ausgefeiltes Konzeptalbum an mir vorbeikam? Ich sitze hier und staune, denn die ´Symphony Of The Wandering Jew´ geht bereits in die zweite Runde!

Ebenso stilistisch breit gefächert wie der erste Teil (zu dem die Brücke stimmig mit dem bekannten ´Eternity´ – Thema geschlagen wird) begeistern wunderschöne Melodien, progressive Klänge, kinohafte Sinfonik, famose Duette, bombastische Chöre, Erzählerparts, der Mix aus Orientalik und unserem Mittelalter mit jeder Menge organischer Instrumente und unverbrauchten Stimmen als auch vielen Gästen insbesondere am Mikro wie zum Beispiel Andy Kuntz (VANDEN PLAS), Zak Stevens (SAVATAGE, CIRCLE II CIRCLE), Tom Englund (EVERGREY) oder Amanda Lehmann (STEVE HACKETT BAND).

Das von Komponist, Storyteller, Keyboarder und Sänger Ivan Jacquin ausgetüftelte und als Trilogie ausgelegte Projekt FOREIGN baut nicht grundsätzlich auf Metal auf, macht sich diesen zwar zunutze, um emotionale Höhepunkte zu setzen, orientiert sich aber auch an Werken wie ´Journey / Return To The Centre Of The Earth´ (RICK WAKEMAN) oder JEFF WAYNE‘S ´War Of The Worlds´. Von der Theatralik her möchte ich auch das ABYDOS-Epos von eben dem Gast Andy Kuntz als Referenz ins Gedächtnis rufen.

Es liegt die Geschichte des unsterblichen, von Jesus selbst dazu verdammten Mannes zugrunde, der durch die Geschichte irren muss. Die traditionellen Elemente unterstreichen natürlich das schier grenzenlose Setting von den Kreuzzügen über die Wikingerzeit, die Entdeckung des amerikanischen Kontinents, Könige, Revolutionen, Begegnungen mit Nostradamus, Shakespeare, Mozart bis hin ins 19. Jahrhundert zur industriellen Revolution. Auch Freunde von BLACKMORE’S NIGHT dürfen freudig erregt den Reigen tanzen. Da die meisten Titel dieser kurzweiligen 72 Minuten sich um die 6 Minuten herum bewegen, sollte auch der konzeptunerprobte Hörer sich schnell in dieses Werk einhören, ohne überfordert zu sein.

Ein Mammutwerk wie dieses schreit förmlich nach einer üppig gestalteten Veröffentlichung für die Vinyl-Liebhaber, doch leider muss man sich (noch) mit dem digitalen Glanz eines Silberlings zufrieden geben. Ich reiße zwar ungern einzelne Stücke aus diesem Gesamtkontext, aber Unentschlossene oder Ungeduldige wählen zur Entscheidungsfindung als Metaller ´Rise 1187´, das ruhige Gemüt schwelgt in ´Holy Lands´, geübte Konzeptalben-Allrounder gehen zur ´Running Time´ ins Kino, die Musikpolizei und der unermüdliche Progrock-Lurch findet alle Geheimnisse des Frickelglücks in ´Mysteries To Come´, Female Fronted Metal Fetischisten ergötzen sich an ´Witness Of Changes´ und ich selbst weide mich besonders am Jahrhundertsong ´Symphonic Caress´.

Unverzichtbar für alle, die neben angeführten Namen weder ausschließlich AYREON abonniert haben, noch ewig den gefühlvollen Duetten von REGICIDE nachtrauern. Larger than life.

 

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foreignrockopera.bandcamp.com