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HEAVY FEATHER – Mountain Of Sugar

~ 2021 (The Sign Records) – Stil: Classic Rock ~


Mit Retro-Bands ist es wie mit Käsesorten im Molkereifachgeschäft. Es gibt tausend verschiedene. Beim Käse geht es vom naturbelassenen Frischkäse bis zum kräftig aromatischen Roquefort. Ähnlich breit gefächert ist die Spanne bei Musikern, die man Retro nennen könnte.

War der 80er Jahre Neoprog nicht auch schon Retro? Muss Retro-Retro altmodisch und nach Garage klingen? Könnte das Wort Retro nicht einfach manchmal auch eine Art Verunglimpfung sein von Bands, die einfach versuchen zeitlose Rockmusik zu kreieren?

Schon mit ihrem Debüt ´Debris & Rubble´ haben sich HEAVY FEATHER in meine Sammlung und mein Herz gespielt. Ja, Ähnlichkeiten mit den BLUES PILLS waren und sind nicht von der Hand zu weisen. Aber, ist das verwerflich? Schließlich speisen sich beide Bands aus ähnlichen Quellen. Es gibt aber auch Unterschiede. Die BLUES PILLS integrieren immer mehr Einflüsse des Soul der frühen 70er Jahre. HEAVY FEATHER hingegen haben immer eine Spur Southern Rock in sich.

Der Titel des Albums mag anderes versprechen. Dieser Zuckerberg ist nicht süß und klebrig. Um im Bild zu bleiben, die Schweden mit Schwedin haben zehn lecker würzige Happen auf einer Platte vereint, glänzen durch kompaktes Songwriting, sparsame aber umso geschmackvollere Würzung und dem nötigen Biss in der Konsistenz.

Treibende Rocker der Marke ´30 Days´ oder dem Titeltrack machen lange Stunden im Auto zu einer Spazierfahrt. Im Gegensatz dazu steht eine leicht melancholische Nummer wie ´Let It Shine´, die durch Hendrix’sches Gitarrenspiel glänzt. Auch gern gehört wird die Cowbell. Vor allem in ´Come We Can Go´ sorgt sie für rhythmische Finesse. An anderer Stelle bringt eine Mundharmonika die gewisse Würze.

In ´Sometimes I Feel´ tritt Sängerin Lisa Lystam einen Schritt zurück, um das Mikro einem Mitstreiter zu überlassen. Durch so kleine Details werden immer wieder neue Klangfarben eingebracht.

Ganz sicher ist ´Mountain Of Sugar´ kein Käse, eher könnte man es mit ´Lovely, Lovely, Lovely´ umschreiben. Dieses Stück Musik ist wohlschmeckend, aromatisch vielfältig und gut gereift. Im Gegensatz dazu ist ´Holy Moly!´ fast schon als fade zu beschreiben. Ganz ohne Übertreibung und ohne Fehlnote, wäre es ein Käse, könnte man ihn mit Soulfood To Go charakterisieren. Oder gar Soulfood To Stay.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/HeavyFeatherRock

https://heavyfeatherofficial.bandcamp.com/


(VÖ: 09.04.2021)