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DALE CROVER – Rat-A-Tat-Tat!

~ 2021 (Joyful Noise) – Stil: Avantgarde/Experimental/Garagen Pop ~


Dale Crover, Schlagzeuger und seit 1984 fester Bestandteil der Stoner-Rock-Legende MELVINS, zählt zweifellos nach wie vor zu den bedeutendsten Vertretern seines Genres. Er war in den frühen 80ern an den ersten NIRVANA-Demos beteiligt, spielte unter anderem zusammen mit REDD KROSS, SHRINEBUILDER und CRYSTAL FAIRY und war somit in den letzten 35 Jahren an nicht weniger als drei Dutzend Studioalben beteiligt – die meisten davon natürlich mit seiner mittlerweile in Los Angeles ansässigen Stammband.

`Rat-A-Tat-Tat!` ist Crovers dritte Solo-LP, tatkräftig unterstützt durch den erfahrenen Grunge-Produzenten Toshi Kasai sowie REDD KROSS/MELVINS-Bassist Steven McDonald, und wird, wie bereits der Vorgänger, über das US-amerikanische Independent-Label „Joyful Noise“ unter die Leute gebracht. Das Album umgeht dabei größtenteils den typischen sludgy MELVINS-Sound und bietet stattdessen Rock-Riffs in Arena-Größe, seltsame Drum-Experimente und ein paar Songs, die dem Pop sogar gefährlich nahekommen.

 

 

Die verdrehten und merkwürdig abgeschnittenen Loops aus Snare und Hi-Hat bilden eine Art Kreis, der den kurzen, avantgardistischen Opener `Moclips` mit den schwindenden Momenten des wesentlich traditionelleren Album-Closers `Kiss Proof World` verbindet. Der Song ähnelt einem schweren Sturz über eine ruckelige Treppe, die den Hörer in einen seltsamen Klangkeller stürzt, mit zahlreichen bizarren Lo-Fi-Experimenten und echoartigem Schlagzeug, ganz im Stile der frühen, durchgeknallten BUTTHOLE SURFERS.

Es gibt jedoch auch einige ziemlich einfache Rocksongs, wie beispielsweise `I Can`t Help You There`, das mit der Fuzz-Gitarre über einen LYNYRD SKYNYRD-artigen Groove schlägt oder das bluesige `Untrue Crime`, mit seinen gezackten und klobigen Leadgitarren-Akkorden.

`Tougher` hingegen besticht mit scharfer, eckiger Gitarre und heftigem Schlagzeug, während Crover seinen Gesang durch Verzerrungen knurrt und `Stumbler` besitzt eine jazzige Grundstimmung und ein immerfort klagendes Saxophon.

Die poppigeren Stücke, wie etwa `Shark Like Overbite` wecken gar Erinnerungen an THE MONKEES und `I´ll Never Say` nutzt Akustik-Gitarre und flinke Percussion, um ein unheimliches und dunkles Musikbett zu erschaffen, über das Crover eine eindringliche Vokalmelodie liefert.

`Rat-A-Tat-Tat!` ist eine Art „Trick-or-Treat“-Erfahrung mit Crovers musikalischen Dämonen. Man weiß nie genau, was einen beim nächsten Song erwartet – und das ist einfach nur ein ganz wunderbarer Trick, gut initiiert und ebenso gut musikalisch umgesetzt. Ein bizarrer, feiner Klangteppich, dargestellt in großen, fetten Buchstaben.

(7,5 Punkte)

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