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SYRINX CALL – Mirrorneuron

~ 2021 (Flat Earth Music) – Stil: Melodic Prog Rock/Folk-Ambient ~


´Mirrorneuron´ ist weit mehr als sein direkter Wegbereiter ´The Moon On A Stick´ aus 2018 ein Paradebeispiel für einen konzeptionell unterfütterten Artrock mit Folk- und Ambient-Einflüssen.

SYRINX CALL, die Formation um den Blockflötisten Volker Kuinke und den Multiinstrumentalisten Jens Lueck, generieren zu ihrer Musik die Erzählung über eine Künstliche Intelligenz, die sie Kai nennen. Der Roboter soll in der Antarktis nach Öl bohren, verfängt sich jedoch bei dem Thema selbst in Widersprüchen und muss von einer Psychotherapeutin namens Mara wieder auf den richtigen Pfad gebracht werden. Aber Mara entwickelt Einfühlungsvermögen und Verständnis für den Humanoiden und Kai selbst plötzlich Funktionen, die der menschlichen Empathie nahekommen.

Die gesamte Story wird von Katja Flintsch (Violine, Viola) und Annika Stolze (Violoncello), einem Sinfonieorchester gleich, sanft in Ambient-hafte Klänge getragen. Neben Volker Kuinke (Sopranino-, Sopran-, Alt-, Tenor-, Bass- und Großbassflöte) und Jens Lueck (Produktion, Keyboards, Piano, Percussion, Schlagzeug) singen zu den Kompositionen ebenso die Damen Isgaard und Doris Packbiers. Jürgen Osuchowski trägt Konzertgitarre, Westerngitarre und 12-saitige Gitarren und Hannes Arkona (ELOY) Akustik-, E-Gitarre und Keyboards bei. Klaus-Peter Matziol (ELOY) bedient die Bass-Gitarre, Georg Gresimon diese ein einziges Mal. Hinzu stoßen der griechische Multiinstrumentalist Babis Nikou (E-Gitarre, Langhalslaute) sowie abermals Ex-SYLVAN-Gitarrist Jan Petersen (E-Gitarre). Als Star-Gast spielt Frank Bornemann (ELOY) ein Gitarren-Solo.

 

 

Volker Kuinke und Doris Packbiers


Die Flöte: „Es ist das Musikinstrument par excellence,
wenig mehr als ein Rohr mit ein paar Löchern,
das dem Spieler gestattet, seinen tiefsten Gefühlen
mit den einfachsten mechanischen Mitteln Ausdruck zu verleihen.“ (André Jolivet)

 

 

Die Ouvertüre ´Bit By Bit´ gibt zu Beginn die Richtung der kommenden Stunde an. Die Flöte steht im Mittelpunkt und wird vom Klavier begleitet. Leichte Ausbrüche von der Gitarre und dem Rhythmus-Fundament tragen Spannung in das Spiel und eine gewisse Verwandtschaft zum Neo Prog. Dementsprechend in Liedern wie ´I’m Gonna Buy Some Flowers´ anzutreffen, wenn der abwechselnde Lead-Gesang von Jens Lueck und Isgaard vom Klavier begleitet wird.

Natürlich setzt die Flöte, etwa in ´Sweetness´ mit der Akustikgitarre oder in ´The Arctic Will Die´ zu Streichern, die Akzente im Melodie-Ansatz. Aber die Keyboards übernehmen diesen gerne und erweitern ihn in ´Deceptive Illusion´ zum Lead-Gesang von Isgaard und Doris Packbiers, so dass eine Nähe zu MAGENTA erkennbar wird. Werden all diese Klänge sachte in die Höhe getragen und erklingen die Gesänge zur Akustikgitarre in einem der Highlights, in ´Breakdown´, zeigen sich SYRINX CALL auf Tuchfühlung zu MOSTLY AUTUMN.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/Syrinxcall/


Foto: Sonja Rode
(VÖ: 29.01.2021)