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VIOLENT SILENCE – Twilight Furies

~ 2020 (Open Mind Records) – Stil: Prog Rock/Metal ~


VIOLENT SILENCE sind die Band der Stunde, sofern die Hörerschaft Gefallen an Keyboard geschwängertem Prog Rock findet. Neu-Sänger Erik Forsberg könnte mit seinem rauen Organ sogar Hörerschichten aus dem Prog Metal-Lager gewinnen, sofern allesamt auf den Einsatz von Gitarren verzichten können. VIOLENT SILENCE spalten nämlich abermals Musikhörer, zum vierten Mal seit den späten Neunzigerjahren. Das eine Lager wird sich durch die repetitiv eingesetzten Keyboard-Schleifen in Trance versetzen lassen oder die schamanische Atmosphäre loben, während sich das andere schlicht gelangweilt abwendet. Selbst der Gesang von Erik Forsberg könnte eine Hate-or-Love-Entscheidung auslösen. Doch im Mittelpunkt stehen auf ´Twilight Furies´ natürlich abermals die Keyboards, inklusive Rhythmus-Auftrag, wobei der Bass oftmals ebenfalls sehr präsent im Einsatz ist.

Diese Ausdrucksform kennt der Anhänger von VIOLENT SILENCE bereits seit dem selbstbetitelten Debüt aus dem Jahr 2003. Zwei Jahre später nahm auf dessen Nachfolger ´Kinetic´ die Keyboard-Schlacht sogar noch zu. Die Partnerschaft von Schlagzeuger Johann Hedman und Keyboarder Hannes Ljunghall fand jedoch mit Sänger Bruno Edling und Bassist Phillip Bastin ein jähes Ende. Letztere beiden gründeten mit Hannes Ljunghall HIDDEN LANDS. Auf dem dritten Album ´Broken Truce´ drängte sich 2013 Sänger Martin Ahlquiest sogar mehr und mehr ins Bild. Sieben Jahre später, im Jahr 2020, kehren Johann Hedman und Hannes Ljunghall mit ihren neuen Bandmitgliedern, Sänger Erik Forsberg und Bassist Simon M. Svensson, zu den Klängen der ersten beiden Scheiben zurück, obwohl Schlagzeuger Johann Hedman nunmehr die treibende Kraft hinter dem Projekt ist, da Keyboarder Hannes Ljunghall nur noch vereinzelte Einsätze auf ´Twilight Furies´ hinterlässt.

Dass die Schweden nicht als Epigonen von EMERSON LAKE & PALMER bezeichnet werden können, belegt ihre Authentizität. Der unruhige und hastige Auftritt sucht seinen Ursprung neben dem Progressive Rock ebenso im Jazz. Bei den obendrein synthetisch erzeugten Klängen eines Xylophons und Glockenspiels werden zu Beginn des Albums  im 16-minütigen ´Tectonic Plates´ sowie im 10-minütigen ´Twilight Furies´ kurz vor dem Ende Erinnerungen an GENTLE GIANT wach. Selbst im 13-minütigen ´Scorched Earth Pass´ bleiben VIOLENT SILENCE mit mehrstimmigem Refrain und einem omnipräsenten Bass auf diesem Pfad. Allein ´Lunar Sunrise´ bietet weichere Keyboard-Klänge an. Zur Abwechslung fahren sie noch kleinere Instrumentals, etwa das 3-minütige ´Dance Of The Shuriken´ zur Abkühlung, sowie das klitzekleine, sozusagen A-Cappella-Stück ´Beyond The Pass´ auf.

(7 Punkte)

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https://violentsilence2.bandcamp.com/album/twilight-furies