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TRIBULATION – Where The Gloom Becomes Sound

~ 2021 (Century Media) – Stil: Gothic/Black Metal/Occult Rock ~


Was könnte eine gotische Antwort auf all die Emotionen und Verzweiflungen sein, die unsere Welt zurzeit umgibt? Kunst und Schönheit. Entsetzen und Angst. Die schwedischen TRIBULATION können das sowohl aufgrund ihrer Einfachheit als auch aufgrund ihrer Komplexität. Orgel, kristalliner Hall und knusprige Gitarren über Post Punk-Grooves. Big Stadium Rock Beats und eckige Melodien, die sich zu düsteren, progressiven Phantasieausflügen entwickeln.

`Where The Gloom Becomes Sound` ist das mittlerweile fünfte Album des skandinavischen Gothic-Quartetts und es enthält bei rund 50 Minuten insgesamt zehn Songs, die ohne Zweifel zu den bisher stärksten Leistungen der Band gehören – und TRIBULATION haben erneut einen rohen, knusprigen Sound entwickelt, der nahezu perfekt funktioniert und dabei stellenweise an FIELDS OF THE NEPHILIM oder die besseren OPETH erinnert. Unverkennbare Merkmale, die zweifellos vor allem auch am starken Songwriting des inzwischen ausgeschiedenen Gitarristen Jonathan Hulten festzumachen sind.

Der Opener `In Remembrance` ist ein Requiem für die Lebenden und der Erzähler erinnert sich darin, „vom Teufel geführt zu werden, in einer Lache aus Blut, tanzend in der Abwesenheit Gottes“. Der Song wird von subtilen Synthesizern und melodischen Gitarrenfiguren akzentuiert und bildet eine Brücke, die gedämpfte Arpeggios zu einem gruselig-effizienten und unvergesslichen Lead Break macht.

Es folgt das kompakte, überwiegend volkstümliche `Hour Of The Wolf`, dessen treibender Rhythmus und dessen Synth-Texturen eine deutlich nachdenklichere und differenziertere Herangehensweise an das Songwriting aufweisen. Ohrwurm-Gitarren-Licks in Moll waren ja bereits in der jüngeren Vergangenheit ein entscheidendes Element des TRIBULATION-Kernsounds, und sie finden auch auf `Where The Gloom Becomes Sound` ihre dominante Stellung.

 

 

In `Dirge Of A Dying Soul` hingegen zerfällt das sanfte Schwingen des Intros schließlich in zerbrechliche Gitarrenakkorde, bevor schwerfällige Doom-Riffs den Song ins Sonnenlicht ziehen. Düstere Gitarrenmelodien und bedrohliche Arpeggios beantworten Johannes Anderssons gesangliches Klagen in einem weiteren, klaren Album-Highlight, das die vier Schweden als die neuen Könige der Nachtwelt etabliert.

Bei `Elementals` verwebt Anderssons gespenstisches Flüstern dann Geschichten zu Geistern und die ewige Nacht über einige der schwersten Riffs des Albums. Schleifende Rhythmen treiben das Stück vorwärts in die großen Rockgitarren einer bombastischen Bridge, die warmes Blut in die köstlich-eisigen Adern des Songs injiziert.

Im Finale wird `Funeral Pyre` schließlich von einem vernichtenden Thrash-Riff und einigen der schäbigsten Leads der Bandkarriere angetrieben. Das Blutvergießen lässt jedoch für einen herrlich melancholischen Zwischenpart kurz nach, bevor der aggressive Thrash zurückkehrt und eine wunderbare Melodie mit sich vorantreibt.

TRIBULATIONs neuestes Werk ist eine zu Klang geformte Gothic-Prinzessin, ganz und gar in schwarzen Samt und schwarzes Leder gehüllt, die wehmütig in den Wald hineinschreit und dabei die Schrecken des Lebens verkündet. Leichenfarbe, klappernde Ketten und flatternde Fledermäuse. Die schwarzen Spitzen und der blutige Kristallbecher sind eben mindestens genauso wichtig wie verzerrte Gitarren und die knurrende Poesie.

(8,5 Punkte)

http://www.Tribulation.se/

www.facebook.com/TribulationSweden


(VÖ: 29.01.2021)

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