PlattenkritikenPressfrisch

THE RUINS OF BEVERAST – The Thule Grimoires

~ 2021 (Ván Records) – Black / Doom Metal ~


Die Regenbogenbrücke zwischen Midgard und Asgard, die Verbindungsbrücke zwischen Erde und Himmel heißt in der nordischen Mythologie Bifröst, Bilröst oder auch Beberast. Wenn sie zum Weltuntergang zerstört wird, stehen wir auf den Ruinen von Beberast, den RUINS OF BEVERAST. Dieses Ereignis müssen sich die Hörer immer wieder ins Gedächtnis rufen, wenn sie in die Welt der Formation THE RUINS OF BEVERAST, in die Welt des Ein-Mann-Projektes von Alexander von Meilenwald eintauchen.

 

 

Das sechste Full-Length-Scheibchen mit dem Titel ´The Thule Grimoires´ knüpft jedoch nicht an die schamanischen Szenen seines Vorgängers ´Exuvia´ an, mit Stammesritualen und Tribal-Rhythmen sowie Mönchschören zur Apokalypse, sondern bewegt sich in epischen und atmosphärischen Kompositionen, die überwiegend eine Länge von zehn bis vierzehn Minuten aufweisen, bei seinen zwei Schritten nach vorne eher in der Bandgeschichte einen Schritt zurück und saugt dabei oftmals eine Ästhetik der Neunzigerjahre auf.

 

 

Bohrend bauen sich in ´Ropes Into Eden´ die ersten düsteren und verstörenden Landschaften auf. In der Morgendämmerung wartest Du seit einer Ewigkeit auf ein Zeichen von Deinem Gott. Der Effekt wandert in gefühlten Endlosschleifen, ehe die bösen Kräfte sich in Form des dreschenden Schlagzeugs und des Gesangs einmischen. Tremolo, ick hör dir trapsen. Die Schläge aus dem Hintergrund treiben die Szenerie in den Abgrund. Doch es gibt Licht. Engel voller Licht. Ein erzählerischer Zwischenabschnitt sowie Klargesang sorgen für Abwechslung. Gott soll den Atem anhalten.

Fast sakral erscheint ´The Tundra Shines´ trotz Dauerfeuer. Unter einem grünen Himmel schreien wir nach Licht. Die Neunzigerjahre zeigen sich effektiver im Bild, der Doom von seiner epischen Seite. Wir schreien nach Schmerz. Das Land vibriert. Sie schreien in ´Kromlec’h Knell´ „THANA-THAN-THANATHA“ und die Neunzigerjahre legen sich mächtig in die Szenerie, überraschend im Gesang. Denn der Klargesang tönt entsprechend des grün-schwarzen Cover-Stils in dieser Atmosphäre sehr nach TYPE O NEGATIVE.

Gequälte Rufe? Es wird experimentell und flackernd, weil sich der tosende Tod in ´Mammothpolis´ stampfend gibt. Orientalisch zeigt sich anfangs ´Anchoress In Furs´ ähnlich einer röchelnden Frau. Der Klargesang sorgt dagegen für eine erhabene Stimmung. Züchtigung, Paarungstanz und Gebet. In klirrender Polarnacht schreit ´Polar Hiss Hysteria´, doch nach der wohlwollenden Gottheit Agathos Daimon wird erst im finalen ´Deserts To Bind And Defeat´ gerufen, denn irgendeine Gottheit braucht schließlich jeder.

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/The-Ruins-Of-Beverast


(VÖ: 05.02.2020)