MeilensteineSpezielles

Rumbullion mit KISS

KISS Black Diamond Premium Dark Rum & KISS Detroit Rock Premium Dark Rum

~ Nicht einer, sondern gleich zwei süße Küsse ~


Natürlich stellt man sich fast reflexartig gleich die Frage: „Warum kein Gin?“

Notfalls hätte man den sogar kaltgestellt, was allerdings im Falle des Vorhandenseins feiner Botanicals dem Geschmack nicht zuträglich gewesen wäre. Aber vielleicht liegt es ja daran, dass KISS nicht aus dem York im großen Britannien, sondern dem neuen York aus den ehemaligen überseeischen Besitzungen stammen.

Nun ist es also Rum, was uns die Band marketingtechnisch aus allen Rohren feuernd zum Genießen anbietet. Gut möglich, dass die Bandmitglieder bei Urlauben in der Karibik auf den Geschmack desselben gekommen sind und sich hiermit den Wunsch erfüllen, eine eigene Marke ihr Eigen zu nennen. Ein Rum des Hauses sozusagen. Es muss ja auch nicht immer Bourbon aus Tennesse oder Kentucky sein. Und da man schließlich KISS ist, darf man nicht kleckern, sondern muss klotzen und gleich derer zwei herausbringen. Jawoll!

Keine Ahnung, wieso SC-Chef Michael ausgerechnet mir die Probefläschchen zuschicken ließ. Ich vermute, weil ich der größte … Genießer unter den Mitarbeitern von Streetclip bin. Ist ja auch egal, denn nun sind sie hier und angesichts der Größe dieser Pröbchen wäre die Verkostung nicht wirklich abendfüllend gewesen, so dass ich das Setting etwas erweitert habe. Für eine ernsthafte und gewissenhafte Auseinandersetzung mit den beiden Proben gehört natürlich eine sorgfältige Vorbereitung und durchdachte Laboranordnung, oder wie man in der Küche sagt: „Mise En Place“.

Also habe ich für die richtige Atmosphäre ein paar KISS-Scheiben herausgekramt, deren Klänge mich während dieser Verkostung begleiten und zusätzlich einige andere Rums vom Regal genommen, die für eine geschmackliche sowie qualitative Einordnung der Rums sorgen sollten. Ich habe es bei Vieren belassen und die Verkostung an zwei verschiedenen Tagen vorgenommen, um auch der zweiten Probe eine faire Bewertung zukommen zu lassen. Denn anders als beim Wein werden bei Rums, wie auch bei Whiskies, die dem Munde zugeführten Proben nicht wieder ausgespuckt. Ansonsten wäre eine Bewertung des so wichtigen „Abgangs“ nämlich gar nicht möglich. Aber nach fünf Rums fängt dann doch die Sensorik an, etwas zu leiden, weswegen mir die Aufteilung auf zwei Tage vernünftig erschien. Am zweiten Tag habe ich dann auch beide Rums gegeneinander antreten lassen.

Bei den vier von mir ausgesuchten Vergleichsproben handelt es sich übrigens um folgende „Standards“:

  • Pampero – Aniversario (Venezuela)
  • Botucal – Reserva Exclusiva (Venezuela)
  • Ron Matusalem – Gran Reserva (Dominikanische Republik)
  • Zacapa – Sistema 23 Solera Gran Reserva (Guatemala)

 

 

Ich beginne mal etwas unorthodox mit dem Fazit.

Im Großen und Ganzen bin ich über die Qualität dieser Rums überrascht. Allerdings darf nicht verschwiegen werden, dass beide Rums eher etwas für Leute sind, die kein Problem damit haben in eine Schnapspraline zu beißen…ihr versteht, was ich meine. Ich kann daher nicht so recht nachvollziehen, dass „Brands For Friends“, oder eher wohl Master Blender Daniel Henriksson, der diese Rums kreiert hat, von „zurückhaltender Süße“ sprechen kann. Beide Rums zeichnen sich meiner Ansicht nach durch eine ausgeprägte Süße aus, womit man sie aber hervorragend als Digestifs reichen kann. (Oder man genießt sie gleich anstelle eines Desserts.)

Aber vermutlich ist es genau diese Süße, die bei der Zielgruppe dieser Rums, nämlich den KISS-Fans und vermutlich eher gelegentlichen Rumtrinkern (und dann wahrscheinlich nicht pur) Anklang finden wird. Ich hingegen bin nicht so der Freund von Getränken, die einem das Gedärm zukleben, also Likörchen und so, sondern stehe mehr auf die trockeneren Destillate und wende mich daher zunächst dem KISS Detroit Rock zu, der mit 45 Prozent ganze 5 Volumenprozent mehr Alkohol als sein Bruder KISS Black Diamond besitzt.

Der Detroit Rock Rum wurde nach dem Opener des vierten 1976 erschienen Albums ´Destroyer´ benannt, dessen Cover auch für die Gestaltung des Etiketts herangezogen worden ist. Der von Paul Stanley und dem Produzenten des Albums Robert Alan Ezrin geschriebene Song soll von einem KISS-Fan handeln, der 1975 während der ´Dressed To Kill´- Tournee auf dem Weg zu einem KISS-Konzert tödlich verunglückte.

Mir ist zwar völlig schleierhaft, wie man ein hochprozentiges alkoholisches Getränk nach einem Song nennen kann, der von einem mit seinem Auto tödlich verunglückten Jugendlichen handelt, aber vermutlich hat sich die Marketingabteilung von „Brands For Fans“ nicht näher mit dem Inhalt des Songs auseinandergesetzt, sondern lediglich die Absicht gehabt, die Beliebtheit des Songs zu Marketingzwecken zu verwenden. (Das erinnert mich irgendwie an den Fauxpas bei der Namensgebung des Mitsubishi Pajero.) Aber ich gebe zu, dass der Opener auch für mich ein Highlight aus dem Schaffen der Band darstellt.

Mal schauen, ob der Rum da mithalten kann….

Anders als beim Black Diamond Rum, der einfach nur karibisch ist, gibt man zwar beim Detroit Rock Rum seine Herkunft nicht ganz so vage an, aber wesentlich präziser ist die Angabe „Eine Selektion feinster dominikanischer Rum Sorten hat diesen Rum 8-15 Jahre in dunklen Fässern reifen lassen.“ auch nicht. Bei beiden Rums ist schlicht von Blends die Rede, so dass ich davon ausgehe, dass Master Blender Daniel tatsächlich unterschiedlich lange gelagerte Rums verschiedener Destillerien gemischt hat und in keinem der beiden Fälle nach dem Solera-Verfahren hergestellte vorliegen. Die Erläuterung dieses Verfahrens würde hier zwar zu weit führen, aber dennoch möchte ich den kurzen Hinweis geben, dass dieses aufwändige Verfahren gerne bei höherwertigen Rums eingesetzt wird und in den „dunklen“ Sherryfässern besonders dunkle, runde sowie süße Rums erzeugt. Dieses aus der Sherry-Herstellung stammenden Verfahren, das auch bei der Herstellung spanischer Brandys Anwendung findet, wurde erstmalig 1872 von drei Spaniern, die nach Kuba ausgewandert waren, auf Rum angewendet. Sie wollten den besten Rum der Welt erschaffen und nannten diesen Rum „Matusalem“ (s.o.).  Dennoch sind beide hier verkosteten Rums sogar noch eine Nuance dunkler als der dunkelste Vergleichsrum der „Zacapa“, der wie der „Matusalem“ im Solera-Verfahren hergestellt wird. Der rötliche Schein im Gegenlicht deutet zwar beim Detroit Rock Rum auf eine längere Lagerung in Sherryfässern hin (der „Zacapa“ wird sowohl in Ex-Bourbon- als auch in Ex-Sherryfässern ausgebaut), aber leider kann man bei diesen Massenprodukten von der Färbung des Rums weder auf die Art des Fasses, noch auf die Länge der Lagerung schließen, da ihnen grundsätzlich Zuckercouleur zugesetzt wird. Dies gilt auch für die beiden hier zu verkostenden Rums sowie für die vier Vergleichsrums. Während das Zusetzen von Zuckercouleur mittlerweile fast immer auf den Etiketten eingestanden wird, gilt dies leider nicht für den Zusatz von Zucker, Glycerin, Vanillearoma und vieler weiterer Zusatzstoffe, deren Einsatz in diesem Preissegment gang und gebe sind. Deshalb formt sich leider beim Anblick der vom Detroit Rock Rum im Glas hinterlassenen schönen klaren öligen Schlieren auch gleich das Wort „Glycerin“ in meinem Kopf…

Jetzt aber zur Nase. Der Geruch des Detroit Rock Rum ist süßlich intensiv, aber auch ganz leicht alkoholisch beißend. Wie beim „Zacapa“ sind Rosinen, Zitrusfrüchte und Vanille vorherrschend, wenngleich beim Detroit Rock Rum alles eine Note intensiver ist, wodurch der „Zacapa“ aber einen gefälligeren Eindruck in der Nase hinterlässt. Auch eine leichte Eichennote ist unverkennbar.

Die offizielle Tasting-Note entspricht weitestgehend meiner Beschreibung und lautet für den Geruch: (Keine Ahnung, wieso Rum-Sommeliers immer von Sultaninen sprechen.) Nuancierte Gewürze, unverkennbarer Eichencharakter mit Noten von Arrak, getrockneten Feigen, Sultaninen, braunem Zucker und Schokolade. 

Die Geschmacksprobe bestätigt den vom Detroit Rock Rum hinterlassenen olfaktorischen Eindruck. Die 5% mehr Alkoholgehalt lassen den „Zacapa“ sowohl an Intensität als auch in der Länge des Abgangs deutlich hinter sich. Lediglich der „Botucal“ hat die Puste, ihm im Abgang eine gehörige Wegstrecke zu folgen. Zu den bereits in der Nase deutlich zu Tage getretenen Aromen von Rosinen, Zitrus- und Trockenfrüchten sowie Vanille, gesellen sich geschmacklich noch süße Schokolade und eine buttrige Note hinzu. Weder der in Eichenfässern gereifte „Matusalem“, noch der „Pampero“ sind in der Lage, an die Ausgewogenheit zwischen Alkoholgehalt und Süße des Detroit Rock City heranzureichen.

Auch hier noch die „offizielle“ Tasting-Note für den Geschmack: (Ich habe in meinem Leben übrigens noch nie Butterscotch gekostet!) Zurückhaltende Süße aufgebaut mit Noten von Arrak, dunkler Schokolade, Aprikosen, getrockneten Feigen, Nüssen, Butterscotch und Orange

 

 

Eigentlich ist mit der Beschreibung des KISS Detroit Rock Premium Dark Rum auch bereits für den KISS Black Diamond Premium Dark Rum das Meiste gesagt. Auch hier ist das Flaschenetikett dem Cover des Albums entlehnt, auf dem sich der namensgebende Song ´Black Diamond´ als letzter Track befindet. Es handelt sich in diesem Fall um das 1974er selbstbetitelte Debütalbum von KISS. Leider kann ich das nur auf Fotos der Flasche sehen, da das Etikett auf meinem Probierfläschchen so klein ist, dass die auf dem „großen“ Etikett abgebildeten vier Kreise mit den stilisierten Gesichtsbemalungen der auf dem Cover des Debüts dargestellten Bandmitglieder (allerdings in unterschiedlicher Reihenfolge), nicht abgedruckt wurden.

Und nun werde ich die Frage beantworten, ob aus diesem 15 Jahre alten Blend karibischer Rums die Sonne ausreichend stark scheint, um mir den Tag zu erhellen und sich nicht die folgenden Zeilen bewahrheiten:

Your day is sorrow and madness
Got you under their thumb

Der auffälligste Unterschied zum Detroit Rock Rum ist sicherlich der niedrigere Alkoholgehalt, der mit 40 Prozent nur knapp über dem vorgeschriebene Mindestalkoholgehalt für Rum liegt. Dieser liegt nach einer EU-Verordnung vom 15. Januar 2008 bei 37,5 Prozent.

In der Nase fehlt dann auch diese ganz leicht beißende Alkoholnote, die beim Detroit Rock Rum noch vernehmbar wahr. Ansonsten finden sich alle anderen Aromen auch in diesem Rum wieder, wobei die süße Rosinennote stärker hervortritt, die Eichennote für mich aber fast kaum noch wahrnehmbar ist.

In der offiziellen Tasting-Note heißt es zum Geruch: Nuancen des Eichenfasses. Deutliche Noten von getrockneten Früchten, Butterscotch, Arrak, Vanille, Orangenschale und Nüssen.

Wenig überraschen heißt es dort auch beim Geschmack:
Betört den Gaumen mit einer zurückhaltenden Süße und dem typischen Eichencharakter. Sehr definiert durch getrocknete Aprikosen, Arrak, Vanille, Nüssen, getrockneten Datteln, Vanille Fudge, Zimt und Schokolade.

Die im Vergleich zum Detroit Rock Rum fehlenden fünf Prozent Alkoholgehalt lassen die Süße dieses Rums allerdings noch ungehemmter an die Geschmacksknospen auf der Zunge anklopfen.

Als Ergänzung zum bereits zu Beginn gezogenen Fazit muss ich konstatieren, dass es sich insgesamt um durchaus trinkbare Rums handelt, die mit ähnlichen Destillaten in diesem Preissegment sehr gut konkurrieren können und es würde mich nicht wundern, wenn beide Rums, wie dies z.B. auch beim „Zacapa“ der Fall ist, aus Zuckerrohrsaft destilliert werden und nicht Melasse (ein Abfallprodukt bei der Zuckerherstellung) als Grundstoff Verwendung finden würde. Letzteres ist nämlich bei den meisten günstigen Rums der Fall. Allerdings würde dies bedeuten, dass der Detroit Rock Rum aus der Destillerie „Barceló“ stammt, die nach eigenem Bekunden die einzige Destillerie in der Dominikanischen Republik ist, die das tut. Da sie zusammen mit „Brugal“ und „Bermudez“ zu den drei großen B´s der Rumherstellung in der Dominikanischen Republik gehört, übrigens wurden alle drei von spanischen Einwanderern gegründet, wäre das gar nicht mal so abwegig.  Aber im Endeffekt ist die Herkunftsdestillerie ja auch egal, denn es ist der Geschmack der zählt.

Ich werde jedenfalls, falls man mir diesen Rum irgendwo anbieten sollte, zwar nicht dankend ablehnen, vor allem nicht, falls er als Digestif gereicht wird, aber wenn ich die Wahl habe, doch immer lieber zu einem „trockeneren“ Rum, wie beispielsweise dem „Matusalem“, greifen.

Der Literpreis beider Rums ist vergleichbar und der Flaschenpreis beträgt 39,90€ für den Black Diamond Rum in der 500 ml-Flasche und 49,90€ für den Detroit Rock Rum in der 700ml-Flasche. Durch die geschmackliche Ähnlichkeit beider Rums wird eine Wahl zwischen einem von beiden, falls eine solche in der Zielgruppe überhaupt relevant ist und getroffen wird und nicht gleich beide erworben werden, also vornehmlich über die Vorliebe zu stärkeren oder leichteren Destillaten stattfinden. Ich persönlich finde Destillate mit höheren Alkoholgehalten, sofern diese ausreichend ausgebaut sind und eine gewisse Komplexität aufweisen, einfach intensiver und voller, um nicht zu sagen runder. Alkohol ist eben doch ein Geschmacksträger. Allerdings ist qualitativ gleichwertiges auch günstiger zu finden (das gleiche gilt übrigens auch für den ´Zacapa´). Aber natürlich wollen die namensgebenden Künstler ebenfalls ein Stück vom Kuchen abbekommen und für einen „echten“ Fan sind die paar Euro mehr sicherlich nicht der Rede wert. Zumeist wird er die Flasche nämlich sowieso ungeöffnet in das Regal mit den anderen Banddevotionalien stellen, wo er sie dann regelmäßig andächtig betrachten kann. Oder sie wird im Kreise der besten Freunde und KISS-Anhänger in einem zeremoniellen Akt geöffnet und einverleibt. Auch in diesem Fall spielt Geld sicherlich keine Rolle, denn wie heißt es in einem bekannten Werbefilm: „Für meine GUTEN Freunde nur das Beste!“

 

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