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JUMP – Breaking Point

~ 2020 (Festival Music/Just For Kicks Music) – Stil: Rock ~


JUMP veröffentlichen Anfang der Neunzigerjahre in schneller Abfolge ihre ersten Scheiben – ´The Winds Of Change´ (1991), ´World Of Wonder´ (1993), ´…And All The King’s Men´ (1994). Dennoch fliegt das Sextett aus dem Vereinigten Königreich seither unter dem Radar der europäischen Rock-Anhänger. ´Breaking Point´ ist das mittlerweile vierzehnte Studioalbum und noch immer ist die Urbesetzung mit John Dexter Jones (Gesang), Steve Hayes (Gitarre), Andy Barker (Drums) und Mo (Keyboards) aktiv, seit über anderthalb Dekaden mit Steve „Ronnie“ Rundle (Gitarre) und Mark Pittam (Bass).

Dass JUMP überwiegend in Progressive Rock-Kreisen verehrt werden, liegt am leicht theatralischen Gesang von John Dexter Jones und dem Einfluss aus dem Neo Prog-Sektor durch MARILLION. Allerdings ist ihr musikalischer Ansatz heutzutage viel offener im Rock ausgebildet und zeigt eine keineswegs altmodisch dargebotene Stilistik des Retro Prog als auch des Retro Rock. JUMP sind schlichtweg eine Rock-Band mit Stil und Klasse. Auf einen einzigen Nenner heruntergebrochen klingen JUMP wie eine Mischung aus GREY LADY DOWN und SARACEN. Gleichwohl tönt ihr neuestes Album brandaktuell, nicht nur aufgrund der damit einhergehenden Thematisierung der Flüchtlingspolitik.

Epic-Storytelling-Rock

Im Opener ´The Heroes´ kann bereits der einfühlsame und emotionale Gesangsvortrag genossen werden. Mehrstimmiger Gesang und solierende Gitarren tragen obendrein zum allgemeinen Glücksgefühl bei. Mit ´The King´ kommt zudem einmalig ein ganz leichter Folk-Einfluss hinzu sowie Gitarren, die Rock orientiert aufspielen. Das Leben zeigt sich hier als Selbstbedienungsladen im gierigen Kapitalismus. Wunderbare elegische Gitarren hören wir hernach in ´The City´, saitentechnisch eine Mischung aus SARACEN und WISHBONE ASH. Die Städte werden bombardiert und Menschen werden zu Flüchtlingen ohne Zukunft und Perspektive. ´The Voices´ hat sogar etwas freakhaftes der Neunzigerjahre an sich und gibt den nach Gott rufenden, im Namen all der Syrer im Konflikt des Nahen Ostens, eine Stimme. Dagegen zeigt nicht nur ´The Parade´ die Storytelling Spiel- und Erzählweise von JUMP auf. Das epische ´Breaking Point´, das den Unmut in der britischen Gesellschaft widerspiegelt, die keine Flüchtlinge aufnehmen will, möchte von ´The Widow´, über ein imaginäres Gespräch zwischen einer Zurückgebliebenen und einem, der letztendlich nicht von der Kriegsfront zurückgekehrt ist, mit kleinen PINK FLOYD- und WISHBONE ASH-Gitarren-Ansätzen noch übertroffen werden, ehe ´The Cold Fire´ das übrig gebliebene Flackern im menschlichen Körper preisgibt, wenn sich zwischen aller Verzweiflung und Angst immer noch etwas Hoffnung in der Seele ausbreitet. Es gibt Momente, in denen jeder zu Gott betet, ganz gleich, ob man an eine höhere Instanz glaubt oder nicht.

(8,25 Punkte)

https://jumprockuk.bandcamp.com/album/breaking-point

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