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THE WHITE STRIPES – Greatest Hits

~ 2020 (Third Man Records) – Stil: Garage Rock/Blues Rock/Alternative ~


Rein wörtlich gesehen, haben THE WHITE STRIPES tatsächlich mehr als genug wahre „Hits“, um ein Album dieser Art zusammenzustellen. Das Duo aus Detroit landete alleine mit elf Singles in den Billboard-Alternative-Charts, sechs davon haben sogar die Top 10 geknackt. Die Band nun ausschließlich nach ihrem Erfolg zu beurteilen, wäre allerdings der falsche Weg, um ihre Wirkung auf die Musikwelt insgesamt zu messen: Jack und Meg White haben neben ihrer stilisierten musikalischen und auch eine gewisse visuelle Ästhetik in die Szene eingebracht – und nun 26 ihrer fesselnsten Songs für diese karriereumspannende Sammlung ausgewählt.

Eine mehr als beeindruckende Karriere: sechs Studioalben, die zwischen 1999 und 2007 veröffentlicht wurden, und acht Jahre voller eklektischer, elektrisierender Musik, vom Garagen Rock über den traditionellen Blues, bis hin zu verrückten Experimenten und Stadion-Rock-Stompern. Die `Greatest Hits` stammen aus jeder dieser Kategorien und demonstrieren sowohl die Bandbreite als auch die Tiefe ihres Back-Katalogs, wobei die Songabfolge nicht etwa chronologisch, sondern eher thematisch gruppiert wurde.

Das ständige Hin- und Herwechseln zwischen Alben und Sounds, zeigt dabei einmal mehr, wie eigenwillig THE WHITE STRIPES im Laufe der Jahre gewesen sind. Man vergleiche beispielsweise nur die chaotische Punk-Energie von `Fell In Love With A Girl` ihres Frühwerks `White Blood Cells` mit der Experimentierlust ihrer Spätphase.

Liebhaber werden sich sicherlich über manchen Song streiten, den sie hier gerne ebenfalls vertreten gesehen hätten, aber das Wesentliche aus dem Oeuvre der beiden Nordamerikaner gibt es hier zweifellos: von `Seven Nation Army` über `Dead Leaves And The Dirty Ground` bis hin zu `Ball And A Biscuit` ist hier alles vertreten, was das Garagen-Rock-Herz braucht.

„Greatest Hits“-Alben boten ja stets den perfekten Zugang zu den Katalogen von Bands und waren im Idealfall eine lohnende Übersicht über die Höhepunkte ihrer Karriere. Diese Compilation dokumentiert aber zusätzlich die Indie-Rock-Wiederbelebung der frühen 2000er-Jahre, als THE WHITE STRIPES als eine eher ungewöhnliche Band dennoch breite Anerkennung fand. Jack White hatte eine ganze Fülle von Talenten und zudem eine Vision, die er mit hartnäckiger Beharrlichkeit verfolgte. Meg White hingegen war stets der Anker für seine wilden Phantasieflüge und die sengenden Gitarren-Sounds. Diese 26 Songs erinnern nun erneut daran, wie stark die beiden zusammen sein konnten.

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