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VOMIT DIVISION – Hell In A Bottle

~ 2020 (Metal On Metal Records) – Stil: Black/Thrash Metal ~


Das Ein-Mann-Inferno aus Bremen ist nach zweieinhalb EPs mit seinem ersten vollen Album am Start. Desmotes, verantwortlich für Gesang und alle Instrumente, liefert einen rasiermesserscharfen Acht-Tracker, der den Black-/Thrash Metal-Mix perfekt liefert. Motto: „Sex, drugs and a kick in the guts.“

Die Songs leben von klassischen Einflüssen beider Genres, wüten, halten allerdings immer Kontakt zu nachvollziehbaren Melodien. Die sägende Gitarre dominiert die puristisch ausgearbeiteten Tracks, die sich im Groben sehr ähneln. Der Mix aus BATHORY, DESASTER, DESTRÖYER 666, MIDNIGHT und AURA NOIR wirkt am besten in voller Lautstärke. Zum Leid der Nachbarn. Dauermähnenschüttler werden ihren Spaß damit haben. Während `Hunger Of Ghouls` sogar mit einer punkigen Note und einem COCKNOOSE-Touch überzeugt, prügelt man elementar black-metallisch mit `Black Metal Bastards` alles kurz und klein. Mit dem Opener `Panzerabwehr Rock`n`Roll`, von der `Rites Of Vomit`-EP, haut man einen imposanten Einstieg ins Album raus. Die Nummer ist ein rasender Thrash Metal-Tornado und mit über 5 Minuten Spielzeit ein opulenter „Longtrack“ in Sachen VOMIT DIVISON. Mit dem folgenden `Slaves Of The Cock` hämmern sie in die gleiche Kerbe. Der Gesang ist dabei weniger Black, dafür mehr garstig-thrashig. Mit `Homunculus` fahren sie in Teilen das Tempo etwas runter. Für mich der unbeständigste Song des Albums. Einer der Albumhighlights nennt sich `Goat VVytch King`, welcher durch einige sehr coole melodische Soli und Gitarreneinlagen begeistert. Ansonsten wird beim Rest Vollgas gebrettert.

Der Sound ist transparent und alles andere als rumpelig, wie oft bei der Konkurrenz zu hören. `Hell In A Bottle` ist für Fans erwähnter Bands ein Pflichtkauf. Eure Nachbarn werden diesen Kauf zwar verdammen, aber ihr werdet dafür wie ein Gummiball durch die Bude hüpfen.

(7,5 Punkte)

Jürgen Tschamler, 23.11.2020

 

 

VOMIT DIVISION sind ein Ein-Mann-Projekt aus dem deutschen Blackthrashunderground, genauer gesagt aus der Stadt Bremen, die man immer gerne als kleines Provinznest abtut. Nun, das ist so nicht korrekt, vielmehr handelt es sich hier um ein kleines Provinznest mit einer guten Zahl an Undergroundmetalbands. Nun, die Kotzedivision trägt also ihr Schärflein dazu bei, den guten Ruf des Bremer Metal zu verteidigen. Speedig, treibend und recht entfesselt geht es zur Sache, wobei das sehr simpel gedroschene, aber effektive Drumming nie in ultimatives Grindgebolze ausartet, wie bei vielen blastverliebten Blackmetalbands.

So ist ´Panzerabwehr Rock’n’Roll´ noch ein ebenso cooler, wie generischer Speedmetalklopfer mit zugegeben guten Soli, hat das flotte, aber nicht ganz so rasante ´Slaves Of The Cock´ eine sehr urige Atmosphäre und wirkt sehr catchy. Da sind schon fetzige, eindringliche Riffs und die typisch düsteren Gitarrenmelodien am Start, manchmal sogar zweistimmig. Die ganze Atmosphäre wirkt infernalisch, explodiert schlichtweg in die Seele des Hörers und so wahnsinnig wie die Performance ist dann eben auch das Bild von manisch umherwogenden, vor Leidenschaft glühenden Metalheads, denen solche Riffs und Licks auf den Leib geschneidert sein sollten.

Dieser Blackspeedmetal trägt den Geist der späten 90er in sich, als viele junge Bands dem ganzen Groovemetal überdrüssig waren und sich auf die primitiveren, erdigen Helden der 80er besonnen. Die Stimme ist natürlich kehliges Kotzen und Grollen, aber die Gitarren hätten auch auf einer der deftigeren Heavy Metal-Platten der frühen 80er einen guten Eindruck hinterlassen. Einfache Riffs, eindringliche, einprägsame Läufe, alles dabei gut gespielt. Schöne, feurige Soli, immer wieder ein paar Quietscher, die dem eruptiven Charakter der Songs noch mehr Ausdruck verleihen, dazu herrlich demente, bis ins Mark verdorbene Texte, schon hat man eine prototypische Blackspeedmetalscheibe. Aber VOMIT DIVISION macht süchtig, weil die Songs so gut auf den Punkt kommen, dass sie umgehend zünden.

Mit ´Homunculus´ gibt es sogar eine nicht ganz so schnelle, düster stampfende Epicnummer, bei der das Grollen des Frontmannes noch von Männerchören aufgepeppt wird. Das Stück ist verspielter und ja, es erzählt eine gruselige Geschichte abseits von aller typisch Rock’n’Rolligen Verderbtheit. Das hier ist ein tiefergehendes Grauen und wird fantastisch mit schmissigen Speedparts aufgepeppt. Die Läufe der Gitarre offenbaren herrlich kranke Melodiebögen. Hier geht Proektmacher Desmotes vom Blackthrash in den reinen urigen Blackmetal der frühen Tage.

Und mit ´Black Metal Bastards´ dann noch einen Schritt weiter. Crustig verzerrter Bass, dreckige Rhythmusgitarre, melodische Raserei, dann mittelschnelle, aber treibende Passagen mit kultigen Riffs, wie sie die frühen 90er gerne gehört haben, hier mal ein Break, dann ein Heavy Metal-Part mit tänzelndem Rhythmus und grandiosem Solo, welches über die Zeit einen hohen Wiedererkennungswert entwickeln sollte, das ist spannend und fernab vom generischen Blackthrashgerase, welches der Underground gerne hervorbringt.

Um was geht es hier denn eigentlich? Das Rad will Desmotes nicht neu erfinden. Aus seinen Kompositionen spricht eine diabolische Leidenschaft für Verderbtheit, für Schmutz und Rost, für Verfall und Gestank. Rein musikalisch und vielleicht auch seelisch. Das morbide Element ist hier tragend. Der Mann ist Metalhead in erster Linie, das merkt man, Fan und Schöpfer zugleich. Seine Musik klingt gefährlich, abgefuckt und entschlossen. Gefährlich nur für die Angepassten und Systemspeichellecker, denn seine Musik schreit nach Freiheit.

Crustige, schmutzige Elemente und hymnische Einlagen verbinden sich zum ultimativen Rebellionsaufruf. In diesen Tagen gar nicht so abwegig. Und dass da ein Label wie „Metal On Metal“ zuschlägt, ist natürlich kein Wunder. Das hier ist weder innovativ, noch irgendwo auf Charteinträge aus. Das hier ist Musik aus dem Herzen. Spielen kann Desmotis, wobei ich denken könnte, das Schlagzeug sei programmiert, aber alles hier hat Feeling und wird lustvoll zelebriert.

Ich drücke 8 Punkte ab, weil ich mich bestens unterhalten, von der Musik abgeholt und in einen Rausch primitiver Abartigkeit versetzt fühle.

Sir Lord Doom, 21.12.2020