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OF FEATHER AND BONE – Sulfuric Disentegration

~ 2020 (Profound Lore Records) – Stil: Death Metal ~


Ballern. Zu dritt. Ohne Durchatmen. Während in den 1980ern Platten wie `Persecution Mania` von SODOM und `Schizophrenia` von SEPULTURA als „Presslufthammer-Musik“ auch in Fachmagazinen tituliert wurden, würde ich gern wissen, wie OF FEATHER AND BONE so gewirkt hätten. Denn das Trio aus Denver ist das alles mindestens mal 2. Anders gesagt: Schneller und dichter lässt sich Metal nicht spielen.

`Sulfuric Disentegration` ist das dritte Album dieser Amis, insbesondere Gitarrist/Sänger Dave Grant setzt sich hier wieder ein Ego-Denkmal. Er speed-rifft, schizo-soliert und grunzt derart abartig, dass es fasziniert wie abstößt. Strukturen? Kaum. Mosh-Part? Für Pussies. Bluthochdruck? Sehr wahrscheinlich.

Die Jungs lieben okkulte und vor allem düster-depressive Themen, ein Blick in die Lyrics ist verstörend, aber lehrreich. Wen Derartiges drangsaliert, der kann heilfroh sein, ein Druckventil wie OF FEATHER AND BONE zu haben. Soundtechnisch ist das hier kein Old-School-Brei. Instrumente und Vocals liegen gleichberechtigt in der Mitte des Mixes. Jeder Schlag, jeder (Tief-)Ton, jedes Röcheln zählt. „Uns geht es um Präzision und Sauberkeit beim Death Metal“, sagt Bassist/Sänger Alvino Salcedo. „Auch bei Blasts wollen wir, dass die Leute hören, wie gut wir sind – wir wollen differenziert hörbar sein.“

Salcedo hat sich übrigens abseits aller Metal-Altare Inspiration geholt. Für `Sulfuric Disentegration` waren THE CURE, WU-TANG CLAN und SUICIDE wichtig. Rock und Hip Hop übergeordnet als Haltungs-, nicht direkt als musikalische Einflussgeber.

Merke also: Wer sich im engen Korsett (Stichwort: Death Metal) bewegt, der sollte sich frische Luft von außen holen. OF FEATHER AND BONE – die Ungewöhnlichen unter den Ähnlichen.

(7 Punkte)