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THE STRUTS – Strange Days

~ 2020 (Interscope/Polydor/Universal Music) – Stil: Rock ~


It´s so easy. Jeder Künstler kreiert in seinem Leben allein in einer kurzen, nicht zu wiederholenden Periode eine produktive Menge an großartigem Songmaterial – soll Elton John vor einigen Jahren unleugbarer Weise gesagt haben. An diesen Ausspruch von Sir Elton erinnerte sich Luke Spiller von den STRUTS als er und seine Bandkollegen im Frühjahr die Arbeiten an einer geplanten EP aufnahmen. Infolge des Lockdowns saßen sie urplötzlich in Los Angeles fest und nahmen aus diesem Grunde in nur zehn Tagen ein komplettes Album auf, sogar mit der Hilfe einer ganzen Gastriege. Die Ideen sprudelten aus den STRUTS nur so heraus.

In diesen „in vielerlei Hinsicht seltsamen Tagen“ singen THE STRUTS gemeinsam mit Robbie „Supreme“ Williams den Eröffnungssong ´Strange Days´, eine in ihrem Pop-Bombast gern auch an Elton John erinnernde Komposition, die sowohl auf der alten STRUTS-Linie aus ROLLING STONES und QUEEN wandert sowie natürlich an ihre britischen Kollegen von THE DARKNESS erinnert. Alle Rocker und Hardrocker der Siebzigerjahre werden dagegen bei ´All Dressed Up (With Nowhere To Go)´ mit etwas Glam wieder zum Leben erweckt, selbst wenn „my heart is bleeding, but in this lockdown, babe, i cannot go out“. Dazu passt es natürlich, den alten KISS-Classic ´Do You Love Me´ nochmals im Garagen-Glam-Hardrock-Stil aufzuführen.

Dann rufen sogar DEF LEPPARD via Telefon an und erklären sich bereit, den fetten Refrain-Chor mitaufzupeppen. ´I Hate How Much I Want You´ klingt zwar mehr nach SLADE als nach tauben Leoparden, doch Joe Elliott und Phil Collen sind komplett eingespannt. Die Spielweise von RAGE AGAINST THE MACHINE-Gitarrero Tom Morello ist anschließend aus ´Wild Child´ klar herauszuhören, doch Luke Spiller führt den Song gesanglich eher in der Art eines Robert Plant in andere Welten, etwa den von AUDIOSLAVE. Während ´Burn It Down´ die Früchte der BLACK CROWES erntet, beleben die STRUTS in ´Cool´ den Funk-Groove der ROLLING STONES und kredenzen in Zusammenarbeit mit Albert Hammond Jr. (THE STROKES) einen punk-fröhlichen Indie Rocker namens ´Another Hit Of Showmanship´. Das süß-sauer-soulige ´Am I Talking To The Champagne (Or Talking To You)´ beendet zur blauen Stunde eine Songsammlung, die sich wie ein großer Blumenstrauß einschmeichelt –  überraschend bunt, überraschend gut und verdammt sexy.

(7,5 Punkte)

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